Benjamin Karl: „Wir hätten angreifen sollen“

Erstmals seit Olympia 2002 sind Österreichs Parallel-Snowboarder in PyeongChang bei Großwettkämpfen leer ausgegangen. Der Wilhelmsburger Benjamin Karl: „Wir hätten schon in der Qualifikation voll angreifen müssen.“

Die zwei Qualifikationsläufe sind bei den Parallelfahrern besonders wichtig, seit im K.o.-Finale nur noch ein Lauf (Single Run Format) über den Aufstieg entscheidet. Mit schnell(er)en Quali-Zeiten kann man sich das Kursrecht für die Finalläufe erarbeitet. Ist dort ein Lauf wie am Samstag in Bokwang der rote schneller, ist das rennentscheidend. In Bokwang fanden sich die Top-Vier der Quali alle im Halbfinale wieder.

Olympia 2018 Snowboard Benjamin Karl

APA/Helmut Fohringer

Der Wilhelmsburger Benjamin Karl wurde Fünfter beim Snowboard Parallel-Riesenslalom in PyeongChang

Österreichs Asse hingegen mussten in der Entscheidung mit einer Ausnahme allesamt am langsameren, blauen Kurs antreten. Benjamin Karl fuhr nur einmal auf rot und das gleich beim Sieg im Achtelfinale gegen Landsmann Andreas Prommegger.

Nach neun Jahren erstmals ohne Medaille

Der Niederösterreicher geht am Sonntag zwar zur Olympia-Schussfeier, aber erstmals seit seiner ersten WM im Jahr 2009 bei einem Großereignis nicht zu einer Medaillenübergabe. Neun Jahre in Folge war Karl stets mit einer WM- oder Olympia-Medaille heimgefahren. Bitter für den 32-Jährigen, der sich nach dem Olympiarennen selbstkritisch gab.

„Wir fahren das Format ja schon einige Zeit. Wir hätten es wissen müssen“, sagte Karl. „Es gibt da natürlich diesen Zwiespalt, gleich volles Risiko zu nehmen und früh auszuscheiden“, sagte der Quali-Sechste. „Das war ja gar nicht schlecht. Aber die Top-Vier waren mindestens notwendig, weil sich die Kurse dann mit Fortdauer völlig unterschiedlich entwickelt haben.“

Olympia 2018 Snowboard Benjamin Karl

APA/Helmut Fohringer

Benjamin Karl: „Lieber bin ich Sieger in drei Rennen als 15 Mal irgendwo“

Es hätte freilich auch ganz anders kommen können. Denn die Organisatoren hatten die Qualifikation am Mittwochabend kurzfristig vom Programm genommen und von Donnerstag auf Samstag unmittelbar vor das Rennen verlegt. Genau in diesen zwei Tagen änderten sich die Pistenverhältnisse wegen Neuschnee und hoher Temperaturen massiv.

„Hinterher ist man immer gescheiter“

„Die Bedingungen haben sich geändert. Aber nicht zu unseren Gunsten, das muss man ganz klar sagen“, meinte Karl im Rückblick. Der Wilhelmsburger machte klar, dass das lange Vorbereitungstraining auf hartem, kompakten Kunstschnee damit letztlich für die Katz’ gewesen war. „Wir hätten auch zwei Tage vorher anreisen können, der Effekt wäre der gleiche gewesen.“

Man dürfe aber weder den Pistenarbeitern, Trainern noch sonst wem die Schuld geben. „Hinterher ist man immer gescheiter und wir brauchen jetzt auch keine an den Haaren herbeigezogene Ausreden. Wir sind es einfach taktisch falsch angegangen, hätten riskieren müssen. Das war der Knackpunkt“, sagte der vierfache Weltmeister. „Man muss einfach in der Quali in die Top-Vier oder besser Top-Zwei fahren, um die bestmögliche Ausgangslage für das Finale zu haben. Nur so hat man eine Chance, vorne mitzufahren.“

Andere hätten das an diesem Tag besser gemacht. „Deshalb haben auch der und die Beste gewonnen“, gab es von Karl Komplimente für den Schweizer Nevin Galmarini und die Tschechin Ester Ledecka.

Olympia 2018 Snowboard Benjamin Karl

APA/EXPA/Johann Groder

Der blaue Kurs beim Snowboard-Parallel-Riesenslalom war eindeutig der langsamere Kurs

Ebenfalls über eine starke Quali hatte es Sang-hoo Lee geschafft, mit Silber der erste koreanische Olympia-Medaillengewinner im Snowboard zu werden. Lee war im Viertelfinale auch der Bezwinger von Karl. „Er ist gut für den Snowboard-Sport und für Korea dass er eine Medaille geholt hat“, lobte Karl den 22-Jährigen. „Ich habe ihn schon bei der WM nur um Hundertstel gebogen. Der weiß, wie man Snowboard fährt.“

Karl will auch 2022 in Peking dabei sein

Karl hatte noch am Renntag bestätigt, dass er noch eine Olympia-Kampagne startet und auch 2022 in Peking dabei sein will. Einen Plan hat er nun bereits. „Wir müssen endgültig alle einsehen, dass es drum geht, schnell Snowboard zu fahren. Und das vom ersten Lauf an.“

Er selbst würde es daher künftig in diese Richtung anlegen. „Und zwar auf die Gefahr hinaus, dass man sich schon in der Quali verabschiedet. Lieber bin ich Sieger in drei Rennen als 15 Mal irgendwo. Das jetzt hat mir die Augen geöffnet.“

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