Kälte: Notschlafstellen für Obdachlose voll

Für Menschen ohne Dach über dem Kopf ist die derzeitige Kälte ein großes Problem. Die Emmaus-Gemeinschaft stellt in St. Pölten einen warmen Platz für die Nacht bereit. Es ist die einzige fixe Notschlafstelle in ganz Niederösterreich.

In der Kunrathstraße im Westen St. Pöltens steht ein Gebäude, das als Theatervilla bekannt ist. Darin befinden sich 18 Betten für 18 Menschen in Not. Die „Notschlafstelle Auffangnetz“ ist eine der wenigen Möglichkeiten in Niederösterreich, den eisigen Temperaturen über Nacht zu entkommen.

Ab 19.00 Uhr öffnet die Theatervilla ihre Tore. In der Nacht wird auch Roman S. wieder hier übernachten. Nach dem Jobverlust konnte er sich die Wohnung in St. Pölten nicht mehr leisten, seit November schläft er in der Villa. „Hier wird man aufgenommen, wie man ist“, sagt er bei einem Lokalaugenschein von noe.ORF.at. Die Anzahl der ganzjährig vorhandenen Notschlafplätze in Niederösterreich empfindet er als zu niedrig: „Es gibt viele Leute, die auf der Straße leben - und das im tiefsten Winter. Wir sind die einzige fixe Notschlafstelle in ganz Niederösterreich für Männer, weitere wären nötig“.

Bett Emmaus

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Notschlafplätze und Tageszentren

Die Emmaus-Gemeinschaft betreibt in St. Pölten ein relativ dichtes Netz an solchen ganzjährigen Einrichtungen. Neben der Notschlafstelle für 18 Männer gibt es eine kleinere für Frauen und eine für Jugendliche. Tagsüber stehen mehrere Tageszentren wie etwa das am Kalvarienberg zur Verfügung. Dort bekommen Obdachlose zu essen oder warme Kleidung, auch Duschen stehen zur Verfügung. Tageszentren gibt es auch in anderen Regionen des Landes, übernachten ist hingegen schwierig.

„Wir bekommen immer wieder Anfragen vom anderen Ende Niederösterreichs. Das ist ein großes Problem, denn den Obdachlosen fehlen ganz einfach die Mittel für die Anreise nach St. Pölten“, schildert Lorenz Hochschorner von Emmaus die Situation. Das Angebot von Emmaus in St. Pölten, das größtenteils mit Fördermitteln des Landes finanziert wird, ist auf die Verhältnisse im großstädtischen Bereich ausgelegt. Am Land gibt es das nicht.

„Es wird sicherlich zu wenig als Herausforderung gesehen, wobei natürlich viele Fragen zu lösen sind - in den weitläufigen Gebieten eines Waldviertels zum Beispiel. Da wäre etwa die Frage, welchen Ort man in dieser Weitläufigkeit wählt. Die ICEs fahren ja nicht im Waldviertel“, sagt Emmaus-Geschäftsführer Karl Langer. Eine Kältewelle wie momentan würde „wieder einmal darauf aufmerksam machen, dass hier noch Handlungsbedarf ist, auch in Niederösterreich“.

Gründe für Obdachlosigkeit sind komplex

Ausgelastet sind die Notschlafstellen und Tageszentren zu jeder Jahreszeit, die Schicksale von Menschen in Not richten sich nicht nach der Temperatur. „Die Gründe sind immer sehr komplex, es ist meist eine Verkettung mehrerer Ereignisse“, gibt Mitarbeiter Lorenz Hochschorner zu Bedenken. Die Gründe für Obdachlosigkeit würden von Scheidung über Alkoholismus und Drogenabhängigkeit bis hin zu psychischen Erkrankungen reichen. „Ich kenne keinen Klienten, dessen Lebensgeschichte der Lebensgeschichte eines anderen gleicht“, sagt Hochschorner.

Bett Emmaus

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In Zeiten beißender Kälte steigt jedoch die Zahl der Anfragen. Geschäftsführer Karl Langer hofft, dass zumindest die Menschen im Zentralraum Niederösterreichs Bescheid wissen, dass Emmaus für Menschen in Not eine Anlaufstelle ist: „Ich hoffe, dass die Menschen wissen, dass sie bei uns anrufen können, wenn sie Menschen im Freien sehen. Ich hoffe, sie wissen, dass es bei uns Hilfe gibt, dass es bei uns ein Obdach gibt, einen heißen Tee, etwas zu essen oder auch eine Winterjacke gibt, damit Menschen in Obdachlosigkeit mit dieser Situation dann besser zurande kommen“.

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