Viele schwere Grippefälle in St. Pölten

Im Universitätsklinikum St. Pölten hat sich die Zahl der an Influenza erkrankten Kinder im Vergleich zum Vorjahr mindestens verdoppelt. Etliche Erkrankte mussten intensivmedizinisch versorgt werden.

Seit der ersten Jännerwoche steigt die Anzahl der Grippekranken in Niederösterreich konstant an. Die Niederösterreichische Gebietskrankenkasse (NÖGKK) verzeichnet seit der ersten Jännerwoche bereits mehr als 4.000 Krankenstände, die auf die echte Influenza zurückzuführen sind.

Kinder und Jugendliche sind in dieser Zählung der Erwerbstätigen nicht erfasst. Gerade bei ihnen und bei jungen Erwachsenen gibt es viele Grippe-Erkrankungen, die teils schwer verlaufen, wie die Situation im Universitätsklinikum St. Pölten zeigt.

„Verstorbene, wie das bisher selten der Fall war“

„Es geht nicht um Husten oder Schnupfen, sondern um hohe Fieberzustände, schwere pulmonale Veränderungen, also Lungenentzündungen, schwere Komplikationen, die bis zu Gehirnhaut- und Gehirnentzündungen reichen: In Österreich sind Kinder heuer in einem Ausmaß verstorben, wie das bisher selten der Fall war“, sagt Karl Zwiauer, der die Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde in St. Pölten leitet.

Leeres Spitalsbett

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Die Ursachen für die schweren Grippeerkrankungen dürften nach Ansicht von Karl Zwiauer „sehr komplex und vermutlich immunologisch bedingt sein“

Bekannt ist, dass jegliche Vorerkrankung die Gefahr einer Komplikation erhöht. Als Risikogruppe gelten zudem ältere, geschwächte Menschen. Auffallend sei jedoch, so Zwiauer, dass viele Patienten junge Erwachsene sind. Sie mussten intensivmedizinisch, teils mit Herz-Lungen-Maschinen, versorgt werden.

„Und das in einem Alter, von dem wir eigentlich annehmen können, dass das Immunsystem sehr, sehr stark ist. Aber es handelt sich scheinbar doch um Virusstämme, mit denen sich noch nicht so viele Personen auseinandersetzen mussten. Das ist typisch bei Influenza-Pandemien, wie es zum Beispiel die Spanische Grippe gewesen ist. Dort sind nicht die älteren Menschen gestorben, sondern junge, im Leben stehende Erwachsene“, erklärt Zwiauer. Die Ursachen dürften nach Ansicht des Arztes sehr komplex und vermutlich immunologisch bedingt sein.

Keine Meldepflicht: Allgemeine Angaben schwierig

Dass so viele Grippekranke stationär betreut werden müssen, ist nicht nur in St. Pölten der Fall. „Wir wissen konkret von der Universitätsklinik in Graz, mit der wir sehr viel Kontakt haben, die das ganz genau bestätigen. Auch dort gibt es Todesfälle im Kindes- und im jugendlichen Alter. Auch aus anderen Kliniken wissen wir, dass die heurige Saison eine etwas andere, eine wesentlich schwerere ist“, so Primar Zwiauer.

Während der Verbreitungsgrad von Influenzaviren innerhalb der Bevölkerung heute schon gut erfasst werden kann, sind statistische Aussagen über Verlauf und Schweregrad der Grippe schwierig, da die Influenza keine meldepflichtige Erkrankung ist.

Anna Wohlmuth, noe.ORF.at

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