Feingold: „Wenn ich überlebe, muss ich erzählen“

Er hat vier Konzentrationslager überlebt und ist ein unermüdlicher Warner vor Faschismus und Antisemitismus: Österreichs ältester Holocaust-Überlebender Marko Feingold (104) war zu Gast im Museum Niederösterreich.

„Von den ersten Tagen in Auschwitz an habe ich mir geschworen: Wenn ich das überlebe, dann muss ich darüber erzählen“, sagt Marko Feingold. Bis heute hat er sich daran gehalten. Seit Jahrzehnten berichtet der bald 105-Jährige von Verfolgung, Misshandlungen und den sechs Jahren, die er in insgesamt vier Konzentrationslagern verbringen musste.

Feingold über die Ankunft in Auschwitz

„Es war wie auf einem Schlachtfeld“, erzählt der 104-jährige Holocaust-Überlebende.

1913 wurde Marko Feingold in der heutigen Slowakei – damals noch Teil der österreichisch-ungarischen Monarchie – geboren, aufgewachsen ist er in Wien. Hier erlebte er im Jahr 1938 auch den „Anschluss“. „Jüdische Wohnungen sind geplündert worden, kein Polizist ist eingeschritten. Man hat rufen können, so laut man will. Niemand kam zu Hilfe.“ Frauen hätten sich wie „Trauben“ an die einmarschierenden deutschen Soldaten gehängt, „um ein Busserl zu ergattern“, erinnert sich Feingold.

In Auschwitz von 55 auf weniger als 30 Kilogramm

Nach dem „Anschluss“ wurden Marko Feingold und einer seiner Brüder inhaftiert. Es begann eine Odyssee mit falschen Papieren. Schließlich folgte die Deportation. „Auschwitz war das Grauslichste, das man sich vorstellen kann. Ich kam mit 55 Kilo Gewicht dort an, nach zweieinhalb Monaten wog ich nicht einmal mehr 30 Kilo.“ Sein Bruder wurde von den Nationalsozialisten ermordet. Marko Feingold überlebte die Konzentrationslager Auschwitz, Neuengamme, Dachau und Buchenwald.

Feingold warnt vor Diktaturen

„Die Diktatur richtet Menschen hin“, spricht sich Feingold für die Demokratie aus.

Nach der Befreiung 1945 kehrte Marko Feingold zurück nach Österreich und organisierte die Ausreise jüdischer Überlebender nach Palästina. Bis heute lebt er in Salzburg und ist dort Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde. Seit Jahrzehnten gibt er seine Erlebnisse unermüdlich an die nachfolgenden Generationen weiter. Die Tatsache, dass er überlebt hat, sieht er als Verpflichtung: „Als 104-Jähriger ist man nicht jeden Tag dazu aufgelegt, einen Vortrag zu halten. Aber es ist mein Schicksal.“

Marlene Groihofer, noe.ORF.at

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