Quereinsteiger über den Wechsel in die Politik

Mit Christiane Teschl und Martin Eichtinger hat die ÖVP am Freitag zwei neue Landesräte für die künftige Regierung präsentiert. Im Interview mit Chefredakteur Robert Ziegler sprechen sie über Beweggründe und Erwartungen.

Christiane Teschl wechselt vom ORF in die neue niederösterreichische Landesregierung und wird für Familie, Soziales, Bildung und Jugend zuständig sein. Die Politik habe sie lange beobachtet und kommentiert, nun sei es ein schönes Gefühl, mitgestalten zu können, sagte die 44-Jährige bei der Präsentation der neuen Regierungs-Mitglieder am Freitag. Die Kremserin ist aber kein Parteimitglied.

Der designierte niederösterreichische VP-Landesrat Martin Eichtinger war bisher in Politik, Privatwirtschaft und Diplomatie tätig - seit 2015 als österreichischer Botschafter in London. Er habe einen „sehr abwechslungsreichen Lebenslauf“, meinte der 56-Jährige am Freitag. Die Ressorts des promovierten Juristen werden künftig Wohnen, Arbeitsmarkt und europäische Regionalpolitik sein.

ÖVP Regierung neue Mitglieder Interview

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Die designierten Landesräte Christiane Teschl und Martin Eichtinger im Gespräch mit ORF NÖ-Chefredakteur Robert Ziegler

Robert Ziegler: Die ÖVP hat also zwei neue Mitglieder in ihrem Regierungsteam. Frau Teschl, was war denn ihr Beweggrund, diesen Schritt vom Journalismus in die Politik zu gehen?

Christiane Teschl: Es war ein sehr überraschendes Angebot, dass Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner auf mich zugekommen ist und ich habe ehrlich gesagt nicht lange überlegt und nach kurzer Rücksprache mit meiner Familie zugesagt, weil es eine Herausforderung ist, ein Land sozusagen von innen aktiv mitzugestalten, das man lang von außen beobachtet hat.

Ziegler: Es wurde bei der Präsentation betont, dass Sie unabhängig sind in diesem Team, aber Sie sitzen auf dem Sitz eines ÖVP-Landesrates. Was heißt das jetzt konkret? Sie sind ja jetzt ÖVP-Politikerin?

Teschl: Ich bin nicht Parteimitglied. Das war mir persönlich insofern wichtig, weil ich es gewohnt bin von meiner journalistischen Tätigkeit, dass man eine Einstellung haben kann, aber diese nicht parteipolitisch sozusagen „punziert“ sein muss. Ich kann die Einstellung, die die ÖVP inhaltlich vorgibt, mittragen, aber das wollte ich außerhalb der Partei tun.

Ziegler: Herr Eichtinger, Sie sind ja jahrzehntelang in der Diplomatie tätig gewesen, zuletzt als Botschafter Österreichs in London in Großbritannien. Was war Ihr Beweggrund in die Politik zu wechseln?

Martin Eichtinger: Ich bin gebürtiger Grazer, habe aber in meiner ganzen Berufslaufbahn viel mit Niederösterreich zu tun gehabt. Ganz besonders prägend war natürlich meine Zeit zwischen 1988 und 1992, als ich vier Jahre lang persönlicher Sekretär von Alois Mock war, der mich viel nach Niederösterreich mitgenommen hat und wo ich an seiner Seite auch in die niederösterreichische Politik eingetaucht bin. Es hat mich mit Niederösterreich so viel verbunden, dass ich nicht zweimal überlegen musste, als mich die Frau Landeshauptfrau gefragt hat.

Ziegler: Frau Teschl hat betont, dass sie, obwohl sie auf einem ÖVP-Ticket in der Landesregierung sitzt, trotzdem unabhängig ist. Wie sieht das bei Ihnen aus?

Eichtinger: Ich bin aus der Zeit mit Alois Mock ÖAAB-Mitglied, habe mit dieser Gesinnung auch nie hinter dem Berg gehalten. So gesehen bin ich der ÖVP natürlich schon viele, viele Jahre verbunden.

Ziegler: Kommen wir zu Ihren Aufgaben. Frau Teschl, Bildung, Soziales und Familie - was sind denn aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen für die nächsten Jahre in Niederösterreich?

Teschl: Dazu möchte ich nur eines sagen: Wenn ich mir ein Ressort hätte aussuchen können, dann wäre es genau dieses gewesen, weil das Themen sind, die mir sehr am Herzen liegen. Aber inhaltlich möchte ich aus Respekt vor diesem Amt und der Tatsache, dass ich am 22. März erst angelobt werde, noch gar nichts dazu sagen.

Ziegler: Herr Eichtinger, Sie haben das Ressort Europa, Wohnen und Arbeit. Mit Europa haben Sie sich als langjähriger Diplomat natürlich schon lange befasst. Aber bei den anderen Ressorts, Wohnen und Arbeit, wo sehen Sie in den nächsten Jahren die größten Herausforderungen?

Eichtinger: Auch ich möchte vorerst noch nichts Inhaltliches dazu sagen, nur so viel: Der Arbeitsmarkt hat mich immer schon sehr beschäftigt, ich war vier Jahre lang Kabinett-Chef von Bundesminister Martin Bartenstein, dessen Ressort damals Wirtschaft und Arbeit war. Damals war ich in die Arbeitsmarkt-Agenden stark involviert.

Ziegler: Zum Thema Europa noch kurz, da geht es vor allem um Regionalförderungen für Niederösterreich in den nächsten Jahren. Und gerade weil Sie zuletzt in Großbritannien gewesen sind, dort spielt der Brexit eine große Rolle. Wie zuversichtlich sind Sie, dass es auch in Zukunft gelingen wird, EU-Mittel der Regionalförderung zu erhalten?

Eichtinger: Ich glaube, dass sich die Bundesregierung, aber auch die niederösterreichische Landesregierung hier maximal engagieren wird, das hat auch die Landeshauptfrau schon bewiesen, sie war selbst in Brüssel und hat sich selbst dafür stark gemacht, dass es weiterhin für Niederösterreich ein Maximum an Förderungen geben wird.

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