Schallaburg zeigt „Byzanz & der Westen“

Am Freitagnachmittag wird auf der Schallaburg (Bezirk Melk) die Ausstellung „Byzanz & der Westen. 1.000 vergessene Jahre“ eröffnet. In Europa wurde noch nie eine solche umfassende Schau über Byzanz gezeigt, so die Veranstalter.

„Byzanz & der Westen. 1.000 vergessene Jahre“ - in Kooperation mit dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz (Deutschland) - ist auch die wertvollste Ausstellung, die je auf der Schallaburg zu sehen war. Einzigartige Exponate aus namhaften Sammlungen wie dem Pariser Musée du Louvre „machen dabei in Kombination mit Geschichten von Pilgern und Kreuzfahrern sowie mit historischen Persönlichkeiten wie Karl dem Großen bei seiner Kaiserkrönung oder Prinzessin Theodora auf ihrer Reise nach Wien Vergangenheit erlebbar und schlagen eine Brücke ins Heute“, heißt es auf der Website der Schallaburg.

Die Schau handle von Neugier und Vorurteilen, von Gier und Faszination, von zwei Welten, die einander vertraut und doch in vielem so fremd waren - die Geschichte von Byzanz und dem Westen, so die beiden Kuratoren der Ausstellung, Falko Daim und Dominik Heher.

Byzanz glänzte - und ging doch unter

In der Ausstellung geht es um die Jahre zwischen 395, als das Römische Reich geteilt wurde und der Ostteil zu Byzanz wurde, und dem Jahr 1453, als die Hauptstadt Konstantinopel erobert wurde. Schauplatz ist das Mittelmeer – ein Ort, der seit jeher Kulturen verknüpfte und bereicherte.

Das Römische Reich wurde im vierten Jahrhundert geteilt: Auf den Trümmern des weströmischen Reiches entstand eine Vielzahl neuer Staatsgebilde, während das oströmische Reich mit seiner Hauptstadt Konstantinopel zum Weltreich aufstieg – es wurde zum politischen und kulturellem Zentrum.

Seide, Gold und Elfenbein waren im Westen heiß begehrt, lange Zeit galt es als prestigeträchtig, an der Kultur der Byzantiner teilzuhaben, „man tauscht sich aus, wird inspiriert und imitiert. Atemberaubende Kunstwerke und bedeutende archäologische Funde aus namhaften Sammlungen wie dem Musee du Louvre, der Schatzkammer von San Marco in Venedig oder dem Israel Museum in Jerusalem machen ‚Byzanz & der Westen‘ zu einer einzigartigen Schau“, so Kurt Farasin, der Künstlerische Leiter der Schallaburg.

Politische und religiöse Differenzen, Sprachbarrieren und entgegengesetzte Interessen belasteten zunehmend die Beziehung zwischen Byzanz und dem Westen. Die Kluft wurde immer tiefer, „beide Seiten schüren vorhandene Vorurteile und heben die trennenden Elemente ihrer Kulturen hervor. Ein fatales Spiel, das schließlich mit dem Untergang der einstigen Supermacht Byzanz endet“, erläutert Farasin.

Eine chronologische Zeitreise

Die Erzählung in der Ausstellung setzt am Ende des vierten Jahrhunderts bei der Teilung des Römischen Reiches (395) in West und Ost ein und erstreckt sich über 1.000 Jahre, in denen sich das Verhältnis zwischen dem Westen und Byzanz massiv verändert.

Die Plünderung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer (1204) leitet den Untergang der einstigen Supermacht ein – 1453 wird Konstantinopel schließlich durch die Osmanen erobert; die Geschichte von Byzanz und dem Westen kommt zum Abschluss. In der Ausstellung mündet sie in ein offenes Ende: Beispielhaft wird gezeigt, wie Byzanz Europa bis heute prägt – besonders rund um das Mittelmeer.

Die Schallaburg liegt heuer am Mittelmeer

Möwengeschrei, Meeresrauschen und Illustrationen berühmter Mittelmeerhäfen erwarten heuer das Publikum auf der Schallaburg, wo der Arkadenhof zur Mittelmeerkulisse wird. Der Mittelmeerraum gilt als einer der fruchtbarsten Kultur- und Verkehrsräume der Menschheitsgeschichte. Seit Jahrtausenden begegnen sich hier Menschen, Waren, Ideen und Träume dreier Kontinente. Das Aufeinandertreffen verlief dabei nicht immer ohne Konflikte, stets gab es jedoch einen Austausch, der Europa zu dem machte, was es heute ist.

„Byzanz & der Westen. 1.000 vergessene Jahre“ versteht sich zwar nicht als Ausstellung zur Geschichte des Mittelmeers, erzählt aber eine Geschichte, die Europa massiv prägte: Im Mittelalter, als Straßen meist in schlechtem Zustand und gefährlich zu passieren waren, hielt stets das Meer den Kontakt zwischen Westen und Osten am Leben.

Noch im siebenten Jahrhundert erreichten etwa Waren aus Indien über Byzanz und das Mittelmeer Märkte in Süddeutschland. Wer das Meer beherrschte, beherrschte Handel und Kommunikationswege. Zu spät bemerkten die Byzantiner, dass ihnen westliche Mächte wie Venedig, Genua und Pisa hier den Rang abgelaufen hatten - als man es registrierte, steht man bereits mit dem Rücken zur Wand.

Die elf großformatigen Illustrationen berühmter Küstenorte des Mittelmeerraums im Innenhof der Schallaburg stammen vom italienischen Illustrator Angelo Monne und erzählen eine vielschichtige Beziehungsgeschichte auf den Ebenen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

„Byzanz & der Westen. 1.000 vergessene Jahre“

Konzept und wissenschaftliche Leitung: Falko Daim und Dominik Heher

Vermittlungskonzept: Zunder Zwo (Martina Affenzeller, Renate Woditschka und Konrad Zirm)

Ausstellungsgestaltung und -grafik: Gruppe Gut (Uli Prugger und Alfons Demetz)

Illustrationen: Angelo Monne

Ausstellungsarchitektur: Marcus Handsur und Ileana Ion

Künstlerischer Leiter der Schallaburg: Kurt Farasin

Die Ausstellung „Byzanz & der Westen. 1.000 vergessene Jahre“ auf der Schallaburg ist von 17. März bis 11. November 2018 geöffnet.

Reinhard Linke, noe.ORF.at

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