Ein Start-up will das Hausbauen revolutionieren

Mit Häusern zum Mitnehmen will Start-up-Gründer Oliver Pesendorfer das Hausbauen revolutionieren. Die in Amstetten geplanten McCubes kann man beliebig vergrößern, verkleinern oder bei einem Umzug ganz wo anders hinstellen.

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„NÖ heute“, 28.3.2018

Wer an Häuser zum Mitnehmen denkt, denkt zunächst wahrscheinlich an etwas, das aussieht wie ein Wohnwagen. Bei McCube ist das anders. Das Musterhaus, das in der Nähe von Wels in Oberösterreich besichtigt werden kann, sieht aus wie ein normales Fertighaus aus Holz. Was die Häuser, die von Start-up-Gründer Oliver Pesendorfer und seinem Team in Amstetten geplant werden, so besonders macht ist der Aufbau, der nur wenige Stunden dauert, und die Tatsache, dass diese Häuser aus Modulen bestehen, die sich je nach Bedarf verändern lassen.

Start-up McCube Musterhaus

ORF / Sunk

Der Startschuss: Ein Gespräch mit dem Sohn

Die Idee für sein Start-up sei bei einem Gespräch mit seinem Sohn entstanden, erzählt Pesendorfer, der McCube Ende 2014 gründete. Dabei habe er festgestellt, dass die Jugend heute ganz anders denke und alles „relativ flexibel“ wolle: „Da ist mir die Idee gekommen, warum macht man die Häuser nicht auch flexibel“, sagt Pesendorfer. „Das heißt, warum fängt man nicht mit etwas Kleinem an und wenn man Kinder kriegt, stellt man einzelne Cubes dazu und wenn die Kinder ausziehen, gibt man diese wieder weg.“

Auch wenn man sich trenne, bei einer Scheidung etwa, könne man die Cubes wieder teilen, sagt Pesendorfer. Somit bleibe man immer flexibel. Das gilt bei McCube auch für den Wohnort: „Wenn ich heute einen Job in Wien habe und ein Jahr später einen Job in Linz bekomme, dann muss ich mir überlegen, ob ich pendel oder ob ich mir gleich das Haus schnappe und mit der Familie nach Linz übersiedle. Das heißt, dann brauche ich nicht einmal die Kästen auszuräumen und kann mein Haus mitnehmen, wenn ich übersiedle.“

Start-up McCube Musterhaus

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Die McCubes kann man auch teilen - etwa im Falle einer Scheidung

Die Anfänge: Mit ungewöhnlicher Idee überzeugen

Von dieser Idee zum ersten Haus sei es ein langer Prozess gewesen, erzählt Pesendorfer, denn McCube unterscheide sich deutlich vom klassischen Hausbau. McCube sei nämlich ein Fertighaus im Sinne von „es ist wirklich in einem Tag fertig und ich kann am selben Tag noch einziehen“, erklärt er. Wenn die einzelnen Module geliefert werden, sind diese nämlich nicht nur außen, sondern auch innen fertig und werden nur noch auf Schraubfundamente gestellt. Dadurch könne man sofort einziehen.

In der Industrie sei allerdings alles auf den klassischen Hausbau ausgerichtet, erzählt Pesendorfer. Die erste Herausforderung als neues Start-up war es deshalb, Zimmermänner zu finden, die seinen neuen Weg mitgehen wollten. Und auch Banken wollten seine Häuser zunächst nicht finanzieren. Mittlerweile gebe es aber kaum noch Kritiker, sagt Pesendorfer - und der Großteil habe ohnehin sehr positiv auf seine Idee reagiert. Heute werden die McCubes in Oberösterreich und der Steiermark gefertigt.

Start-up McCube Musterhaus

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Der bisherige Erfolg: Auf Expansionskurs

Drei Jahre nach der Firmengründung gibt es McCube mittlerweile auch außerhalb von Österreich, nämlich in Deutschland und in der Schweiz. „In Deutschland haben wir mittlerweile eine Filiale und auch jede Menge Verkäufer und Produktionsfirmen. Das heißt uns gibt es demnächst international“, erzählt Pesendorfer.

Mehr als ein Dutzend Häuser - oder anders gerechnet 30 Module - wurden bereits verkauft. Die Lieferzeit für ein McCube beträgt acht bis zwölf Wochen. Pro Quadratmeter Haus muss man mit Kosten von 2.000 bis 2.600 Euro rechnen. Dafür sei alles fertig, unter anderem inklusive Elektroinstallationen, Bad und WC, heißt es. „Viele glauben ja, wenn ich da und dort noch selber etwas mache, dann erspare ich mir etwas, aber das ist gar nicht so. Das heißt, wenn ich etwas Fertiges kaufe, habe ich auch diese ganzen Gewährleistungsprobleme nicht. Ich habe einen Ansprechpartner und ein fertiges Produkt.“

Start-up McCube Musterhaus

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McCube-Verkäufer Josef Brunbauer und Start-up-Gründer Oliver Pesendorfer (v.l.)

Das Ziel: Weltweit das Hausbauen revolutionieren

Auf seine Ziele angesprochen sagt Pesendorfer, er sehe McCube weltweit: „Wir machen ein Franchise-Konzept daraus und können das auch in anderen Ländern duplizieren. Es gibt mittlerweile auch Interessenten aus Kanada und aus Australien.“

Durch die Schraubfundamente will man das Hausbauen auch im Sinne der Nachhaltigkeit revolutionieren, denn bei einem Umzug, bei dem man seinen McCube mitnimmt, bleibt am alten Wohnort nichts als grüne Wiese zurück. Außerdem planen Pesendorfer und sein Team mittlerweile nicht nur Einfamilienhäuser. Auch Hotels sollen demnächst entstehen. Und in Scheibbs ist derzeit eine ganze McCube-City geplant, mit individuellen Cubes in verschiedenen Größen.

Start-up McCube Musterhaus

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Der Tipp für Gründer: „Einen Mentor suchen“

All jenen, die selbst ein Start-up gründen möchten, rät Pesendorfer, sich einen Mentor oder Coach suchen, der einen auf diesem Weg begleitet. „Es gibt so viele erfahrene, ältere Geschäftsleute, die ihre Erfahrung einfach gerne weitergeben“, sagt Pesendorfer, „und auf die sollte man auch horchen.“

Katharina Sunk, noe.ORF.at

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