Muschelgrube bietet Einblick ins Nexinger Meer

Die Muschelgrube Nexing (Bezirk Mistelbach) ist weltweit einzigartig. Vor zwölf Millionen Jahren gab es im Weinviertel ein Meer. Starke Strömung bildete damals riesige Muscheldünen. Diese können nun besichtigt werden.

Steht man in der Muschelgrube in Nexing, sieht man Sand und Gestein. Lauscht man den Erklärungen von Projektleiter Mathias Harzhauser vom Naturhistorischen Museum Wien, kann man sich mit etwas Fantasie schon vorstellen, wie es dort vor Millionen von Jahren ausgesehen haben muss. „Sie hätten nicht auf Urlaub fahren müssen. Die Reise nach Dubai an den Persischen Golf hätte wenig gekostet, weil sie hätten nur nach Nexing fahren müssen. Es war ein subtropisches Paradies“, so Harzhauser.

Muschelgrube Nexing Knochen Muscheln

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Die Muschelgrube in Nexing. Die Besucher wären hier vor zwölf Millionen Jahren unter Wasser gestanden

„Zum Schwimmen wäre es allerdings schwierig gewesen, denn es war eine sehr starke Strömung, durch die riesige Sand- und Schalendünen angereichert worden sind und das ist eine Situation, die gibt es weltweit nur hier“, erklärt der Projektleiter. Heute finden sich vergleichbare Lebensräume etwa in der Meeresstraße zwischen Australien und Papua-Neuguinea.

Robben und Delfine waren einst in Nexing zu Hause

Die Forscherinnen und Forschen fanden verschiedene Muschelarten sowie Schnecken, aber auch etwa den Oberschenkelknochen eines Seehundes oder den Wirbelknochen eines Delfins. In dem Meer im Weinviertel gab es damals nämlich keine Haie, daher waren Robben und Delfine die Spitze der Nahrungskette im Meer.

Muschelgrube Nexing Knochen Muscheln

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Diese Muscheln wurden in der Muschelgrube in Nexing gefunden

Besonders interessant waren für die Forscherinnen und Forscher aber die kleinsten Lebewesen, erklärte Projektleiterin Doris Nagel von der Universität Wien. „Die Muscheln und Schnecken kannte man schon recht gut, aber die Foraminiferen waren noch nicht im Detail aufgenommen“, so Nagel, „Foraminiferen sind Einzeller, die ein Kalkskelett haben und das ist schon eine Besonderheit, denn normal haben Einzeller kein Skelett und jetzt wissen wir deutlich mehr über sie.“

Sensationsfund: Kalkiges Nanoplankton

Noch interessanter war ein noch kleineres Lebewesen, das in der Muschelgrube gefunden wurde. „Das kalkige Nanoplankton“, so Nagel, „das sind photosynthetisierende Dinge, also so wie Pflanzen, die Licht brauchen, in den obersten Wasserschichten schweben und die sind überhaupt noch nie angeschaut worden.“

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Der Unterkiefer einer Gazelle wurde in Nexing gefunden

Bei den Forschungsarbeiten in der Muschelgrube Nexing gewann man auch neue Erkenntnisse über das Leben außerhalb des Meeres. Es wurde etwa der Zahn eines Paarhufers, der Unterkiefer einer Gazelle oder der Zahn eines Hauerelefanten gefunden. Schautafeln zeigen vor Ort wie das Leben in Nexing vor Millionen von Jahren aussah. Die Muschelgrube kann nun besichtigt werden. Dafür müssen sich Interessierte bei der Gemeinde Sulz im Weinviertel (Bezirk Gänserndorf) voranmelden.

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