„Egon Schiele privat“ in neu gestaltetem Museum

Das Egon Schiele Museum in Tulln zeigt ab Samstag die Ausstellung „Egon Schiele privat“. Die Neukonzeption des Museums setzt nun auf die Schauplätze von Schieles Leben und zeigt Originalwerke mit biografischem Bezug.

„Kein Ort eignet sich besser, um Egon Schiele als Mensch kennenzulernen“, sagte Christian Bauer, Kurator des Museums und Direktor der Landesgalerie in Krems, bei einer Presseführung am Donnerstag. Am Samstag ist Alessandra Comini, Doyenne der Schiele-Forschung, um 16.00 Uhr zu Gast. Das ehemalige Tullner Stadtgefängnis ist 1990 anlässlich Schieles 100. Geburtstag als erstes eigenes Schiele-Museum eröffnet worden. 2018 wird es 28 Jahre alt und hat damit genau jenes Alter, in dem der Künstler verstorben ist.

Die Texanerin Comini hat diese Orte im Umkreis von Tulln bereits 1963 besucht und dokumentiert, darüber hinaus zahlreiche Gespräche mit den Schwestern Gerti und Melanie Schiele sowie Schieles Schwägerin Adele Harms geführt und aufgenommen. Diese Interviews stehen dem Egon Schiele Museum jetzt exklusiv zur Verfügung.

Interviews, Originalwerke und „Augmented-Reality“

Im Erdgeschoß werden in der sogenannten „Schatzkammer“ ausgewählte Originalwerke mit biografischem Bezug gezeigt. Im Oberstock sind die Originalgespräche Cominis mit den Familienmitgliedern als Herzstück der Ausstellung aufbereitet. Der Bahnhof von Tulln, das Klassenzimmer in Klosterneuburg oder die Gefängniszelle in Neulengbach werden dabei durch „Augmented-Reality-Effekte“ zum Leben erweckt.

„Wir laden die Gäste ein, das einmalige Erlebnis der Forschungsreise von Frau Comini in den 60ern inklusive Eindrücken und unerwarteten Erfahrungen nachzuerleben“, erklärte Isabelle Blanc von „toikoi_erzählende räume“. Und Comini selbst trug eine Anekdote bei: Sie sei einst um sechs Uhr früh von Adele Harms angerufen worden, die ihr aufgeregt mitgeteilt habe, ihre Schwester Edith - Schieles Frau - sei „frühreif“ gewesen, ein Wort, dessen Bedeutung Comini sich nicht sogleich erschlossen hat.

05.04.18 Egon Schiele privat Ausstellung Tulln

Landessammlungen Niederösterreich

Schieles Selbstbildnis 1906

Schiele ist in Tulln allgegenwärtig

Auch andernorts kann man Schiele in Tulln begegnen: etwa in seinem Geburtshaus im Bahnhofsgebäude (die Wohnung ist nach Münzeinwurf täglich von 9.00 bis 20.00 Uhr zu besichtigen), auf dem Egon-Schiele-Weg mit seinen dreizehn Stationen oder auch in der Garten Tulln, wo seine Gemälde in der Sprache der Blumen nachgebildet werden.

Jeden zweiten und vierten Sonntag im Monat werden um 13.00 Uhr Führungen im Egon Schiele Museum angeboten. Zusätzlich gibt es jeden zweiten Sonntag im Monat von 14.00 bis 17.00 Uhr Kreativprogramm für Jung und Alt. Am 8. und 9. Juni werden im Tullner Rathaus beim Symposion „Die Gärten des E.S. - Zum Phänomen Natur im Werk von Egon Schiele“ Aspekte der Landschaft und deren Bedeutung für die Kunst der Wiener Moderne thematisiert.

Link: