Schädling: Rübenbauern fürchten um Zukunft

Die heimischen Zuckerrübenbauern fürchten um ihre Zukunft. Zusätzlich zum niedrigen Preis für ihr Produkt werden die Felder derzeit schwer von einem Schädling, dem Rübenrüsselkäfer, in Mitleidenschaft gezogen.

Er ist nur eine Fingerbreite klein und bereitet den heimischen Rübenbauern dennoch großes Kopfzerbrechen. Die Blätter vieler Rüben sind von den Rübenrüsselkäfern bis zum Stängel hinunter abgefressen. „Ich konnte meinen Acker nicht retten“, berichtete Johannes Scheidl, ein betroffener Landwirt aus Baumgarten an der March (Bezirk Gänserndorf), „am Sonntagabend habe ich das letzte Mal gespritzt, und Montagabend waren vier Hektar komplett abgefressen. Da war keine Rübe mehr da.“

Früher, bei besseren Preisen, habe man derartige Ausfälle leichter verkraftet. „Es geht sich kein sehr guter Ertrag mehr aus“, berichtete ein weiterer Rübenbauer, „es wäre aber ein sehr guter Ertrag notwendig, um kostendeckend arbeiten zu können.“ Laut Ernst Karpfinger, Präsident der Rübenbauern, weitet sich das Problem aus: „Auch Regionen, die das bisher nicht kannten, sind jetzt davon massiv betroffen. Wir sprechen in Niederösterreich mittlerweile von 10.000 Hektar, und die Bauern sind fertig.“

Rübenrüsselkäfer

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Der kleine Käfer bereitet den Rübenbauern großes Kopfzerbrechen

Bisher mit umstrittenen Neonicotinoiden bekämpft

Bisher konnten die Schädlinge mit Neonicotinoiden bekämpft werden. Sie wurden auf das Saatgut aufgebeizt und in den Boden eingebracht. Am Freitag wird in Brüssel über ein Verbot abgestimmt, weil diese Insektizide als bienenschädlich gelten. „Es ist nachweislich so, dass Bienen auf einem Rübenacker nichts verloren haben bzw. nicht anfliegen, weil die Rübe nicht blüht“, sagte Rübenbauernpräsident Karpfinger, „darum ist das Mittel auch nicht bienenschädlich - es schützt aber die Kulturen. Wenn wir das nächstes Jahr nicht mehr haben, dann bin ich mir sicher, dass sich der Rüsselkäfer noch viel rasanter ausbreiten wird - über ganz Österreich.“

Umweltschutzorganisationen begrüßen ein Verbot von Neonicotinoiden. „Ich glaube, dass die chemieabhängige Landwirtschaft tatsächlich in einer Krise ist“, so Helmut Burtscher-Schaden, Umweltchemiker bei Global 2000, „das sieht man daran, dass die Preise am Boden sind, die Landwirte können fast nicht mehr davon leben, und trotzdem wird der Schädlingsdruck immer höher. Wir haben dieses Rübenrüsslerproblem, obwohl derzeit noch alle Pestizide da sind.“

Es sei ein generelles Umdenken nötig, so Burtscher-Schaden, Lebensmittel müssten wieder mehr wert sein. „Dann kann man es sich auch ‚leisten‘, ohne Gifte, die die Ökosysteme gefährden“, zu produzieren.

Rübenernte im Vergleich zu Schädlingsernte

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Links ist ein „gesundes“ Rübenfeld zu sehen, rechts hat der Schädling gewütet

Ministerin Köstinger will Verbot mittragen

Die für Landwirtschaft zuständige Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) wird das Verbot von Neonicotinoiden mittragen. Sie betonte aber auch, dass die Zukunft der Zuckerproduktion gesichert werden müsse. Sie habe zu einem Gipfel geladen und will eine „gute Lösung finden“, gemeinsam mit Bauern, Handel und Industrie.

Agrarlandesrat Stephan Pernkopf (ÖVP) betont, dass man im Sinne heimischer Lebensmittel die heimische landwirtschaftliche Produktion unterstützen könne und es auch volkswirtschaftlich besser sei, Zucker im eigenen Land zu produzieren, statt zu importieren.

Landwirtschaftskammer befürchtet mehr Importe

Nachhaltig sei das geplante Verbot nicht, betonte Landwirtschaftskammer-Präsident Hermann Schultes. Es werde dann weniger heimischer Zucker produziert und eine größere Menge Importzucker geben.

Hauptabnehmer der Rüben ist der Zuckerproduzent Agrana. Hier wurde betont, dass man „Beratungsarbeit und Versuchswesen intensivieren“ werde und den „Rübenbauern im Produktionsmanagement zur Seite stehen“ wolle. Bis die Weichen gestellt sind, werden die Rübenbauern die Situation und den Rüsselkäfer intensiv beobachten - und auch das Wetter, denn niedrigere Temperaturen würden den Appetit der Käfer zügeln.

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