Lebenserwartung überzeugt junge Raucher nicht

Etwa 16 Prozent aller Schülerinnen und Schüler in Österreich rauchen. Um sie zum Aufhören zu bewegen, braucht es oft andere Argumente als bei Erwachsenen. Bei einem Symposium der NÖGKK in St. Pölten wurde darüber diskutiert.

Jugendliche in Österreich kommen früh mit dem Rauchen in Kontakt: etwa 74 Prozent jener Personen, die täglich rauchen, begannen damit vor dem 19. Lebensjahr. Das ergab eine Befragung der Statistik Austria. „Bei Jugendlichen ist besonders auffällig, dass sie im Normalfall sehr unbeständige Raucher sind. Sie probieren gerne viele Produkte wie Shishas, E-Zigaretten oder Zigarillos aus. Außerdem haben sie Phasen, in denen sie viel rauchen und dann rauchen sie wieder weniger“, weiß Soziologin Waltraud Posch von VIVID, einer steirischen Fachstelle für Suchtprävention.

Diese Unbeständigkeit mache sie zu einer besonders diversen Gruppe. Posch war eine von zahlreichen Expertinnen und Experten, die diese Woche bei einem Symposium der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse (NÖGKK) in St. Pölten über Rauchprävention bei Jugendlichen berieten.

Raucher wollen oft erwachsen wirken

Warum Jugendliche zum rauchen anfangen, dafür gibt es viele verschiedene Gründe. Bei einer europäischen Studie gaben etwa 79 Prozent der rauchenden Jugendlichen an, dass rauchende Freundinnen und Freunde ein Einstiegsmotiv waren. Aber auch der Wunsch erwachsen zu wirken, ein erhoffter Stressabbau und ein gewisses Sicherheitsgefühl könnten Gründe für den Rauchbeginn sein, wissen die Experten. Meist sei dabei nicht nur ein Grund ausschlaggebend, sondern eine Mischung von bewussten und unbewussten Faktoren, erklärte Posch.

Aschenbecher Zigarettenstummel Rauchverbot

APA/Helmut Fohringer

Viele Argumente bei Jugendlichen unwirksam

Sophie Meingassner ist in der Rauchprävention der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse tätig. Sie weiß, dass Jugendliche auf andere Argumente ansprechen als Erwachsene: „Argumente wie eine verlängerte Lebenszeit funktionieren bei den Jugendlichen nicht besonders gut, es scheint zu weit weg um wirklich relevant zu sein." Effektiver sei es, Nachteile wie die hohen Kosten oder Konflikte mit den Eltern hervorzuheben. "Auch die schlechtere Haut und eine abnehmende Kondition beim Sport können abschreckend wirken“, erklärte die Psychologin.

Auch ein gutes soziales Netzwerk und Bildung seien gute Voraussetzungen dafür, dass die Jugendlichen nicht rauchen. Denn Studien zeigen, dass gebildete Schüler weniger häufig zur Zigarette greifen. Für Jugendliche, die aufhören wollen, gibt es zum Beispiel Unterstützung beim „Rauchfrei Telefon“ oder der „Rauchfrei App“ der NÖGKK. Dort können sie ihre erreichten Ziele dokumentieren und so für einen langfristigen Stopp Motivation sammeln.

Experten fordern strengere Gesetze

Gesetzlich veränderte sich in den vergangenen Monaten viel. Seit Anfang Mai gibt es ein Rauchverbot in Fahrzeugen, in denen auch Kinder und Jugendliche mitfahren. Außerdem wurde das Rauchverbot in Schulen ausgeweitet, jetzt ist auch das Rauchen auf Schulhöfen und anderen Freiflächen am Schulgelände verboten.

Trotzdem müsste Österreich im Vergleich zu anderen EU-Ländern noch viel in die Rauchprävention investieren, meinten die Experten bei der Tagung. Sie kritisieren vor allem, dass die rauchfreie Gastronomie nicht umgesetzt wurde und fordern die konsequente Umsetzung des Jugendschutzes. Auch höhere Steuern auf Tabak und mehr Unterstützung für Menschen, die aufhören wollen zu rauchen, sollen umgesetzt werden.

Link: