Neues Autismuszentrum in St. Pölten

Seit drei Jahren gibt es das österreichweit einzigartige Autismuszentrum im Ambulatorium Sonnenschein in St. Pölten. Jetzt ist ein neues, eigenständiges Autismuszentrum am Eisberg in St. Pölten geplant.

112 autistische Kinder und deren Familien wurden in den vergangenen drei Jahren erfolgreich im Autismuszentrum in St. Pölten behandelt. Österreichweit sind 48.500 Kinder von Autismus betroffen, einer unheilbaren Entwicklungsstörung des Gehirns. Die Kinder sind oft sehr intelligent, haben aber Probleme mit der Kommunikation oder mit zwischenmenschlichen Beziehungen. Diese Symptome können durch die richtige Therapie minimiert werden.

Vielfältige Betreuung für autistische Kinder

Therapie, Diagnostik und Beratungen sind in St. Pölten unter einem Dach untergebracht. Zusätzlich besuchen die Therapeuten die autistischen Kinder und ihre Eltern zu Hause. Ärzte, Psychologen, Logopäden, Ergotherapeuten, Musiktherapeuten sowie Sonderheilpädagogen betreuen die Patientinnen und Patienten.

Autismuszentrum Eisberg St. Pölten Sonnenschein

Autismuszentrum Sonnenschein

So soll das neue Zentrum in der Landeshauptstadt aussehen

Seit drei Jahren ist das Autismuszentrum Teil des Ambulatoriums in St. Pölten, künftig soll es ein eigenständiges Zentrum werden. Auf einem Grundstück gegenüber des Ambulatoriums ist das Zentrum geplant. Auf etwa 800 Quadratmetern entstehen laut Geschäftsführer Robert Holovsky acht neue Räume, die auf die Bedürfnisse der Kinder angepasst werden. "Der Baubeginn ist für Sommer 2018 geplant. Wir hoffen mit Anfang 2019 unsere kleinen Patienten im neuen Haus zu begrüßen“, so Sonja Gobara, ärztliche Leiterin im Autismus-Zentrum.

Therapien sind finanziell gesichert

Finanziert werden die Therapien durch eine Kooperation des Niederösterreichischen Gesundheits- und Sozialfonds (NÖGUS) und der Gebietskrankenkasse. 960.000 Euro werden dafür jährlich aufgewendet. Für die Kinder und die Familien ist die Betreuung daher kostenlos. „Uns ist es wichtig, den Kindern durch die Therapie eine chancenreiche Zukunft zu ermöglichen. Deshalb stehen wir mit rund 480.000 Euro jährlich dem Autismuszentrum und den Kindern zur Seite und sichern die Finanzierung und den Ausbau des Betriebs auch weiterhin“, so NÖGUS-Vorsitzender Martin Eichtinger (ÖVP).

Autismuszentrum Eisberg St. Pölten Sonnenschein

Autismuszentrum Sonnenschein

Die Therapieräume werden für jedes Kind individuell gestaltet

Dass das Konzept des Autismuszentrums erfolgreich ist, zeigten die vergangenen Jahre. 43 Kinder im Alter von zwei bis 14 Jahren und deren Familien nahmen im Zeitraum März 2016 bis März 2018 an einer externen Evaluierung des Zentrums teil. Das Ergebnis: Bereits nach einem halben Jahr konnte das Therapieziel bei etwa 70 Prozent der Kinder vollständig erreicht werden. Alle Eltern sahen nach einem Jahr Therapie positive Veränderungen bei ihren Kindern.

Große Bereicherung für betroffene Familien

„Unser Sohn spricht auch mit sechs Jahren noch nicht. Dank des Autismuszentrums können wir aber mit ihm kommunizieren - mit einem Kommunikationssystem mit Bildern. Das ist für uns als Familie eine Wahnsinns-Bereicherung“, schildert Daniela Hasenzagl ihre Erfahrungen. Bei ihrem Sohn wurde frühkindlicher Autismus diagnostiziert.

Die gleiche Diagnose bekam der Sohn von Maryna Kavchenko. Er ist seit drei Jahren im Autismuszentrum in Therapie. Mittlerweile geht der Sechsjährige in die Integrationsklasse einer Regelschule. „Zu Beginn war alles schlecht. Er hat nicht geredet, er konnte uns nichts zeigen und hat immer geschrien“, so Kavchenko. „Jetzt redet er, drückt seine Wünsche aus, kann warten und kann auf seine Weise mit anderen Kindern umgehen.“

Weitere Therapieplätze gefordert

Auch wenn ein neues Zentrum in St. Pölten errichtet wird, seien weitere Einrichungen notwendig, betont der Geschäftsführer des Ambulatoriums, Robert Holovsky. „Wir können keine Patienten aus dem nördlichsten Waldviertel oder der Buckligen Welt betreuen. Die Therapiefrequenz ist mit zwei, drei Mal in der Woche sehr hoch, und das würde alle überfordern“, so Holovsky, „wir sind im Zentralraum und wir hoffen, dass in späterer Folge in allen Landesvierteln solche Zentren errichtet werden.“

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