Augenzeugin: „Ich realisiere es noch gar nicht“

Sie war eine von den etwa 80 Passagieren der Mariazellerbahn, die Dienstagfrüh verunglückte - und sie hatte Glück. Die 17-jährige Selina Wagner kam mit dem Schrecken davon. Im Gespräch mit noe.ORF.at schildert sie das Erlebte.

Laut ersten Informationen waren in dem verunglückten Zug viele Kinder und Jugendliche, die am Weg in die Schule waren. Selina Wagner war eine von ihnen. Sie war gerade auf dem Weg in die Landesberufsschule in St. Pölten, als es zu dem Unglück kam. Weil sie gegen die Fahrtrichtung saß, fiel ihr zunächst nur ein Rütteln auf, schildert sie.

Augenzeugin

ORF / Sunk

Selina Wagner

„Ich habe mir noch gedacht, das fühlt sich nicht wirklich normal an. Und dann ist er schon gegen meinen Sitz gekracht (Anm. ein anderer Teil des Zuges) und dann bin ich schon runter gefallen von meinem Sitz“, sagt sie im Gespräch mit noe.ORF.at. Die 17-Jährige befand sich während des Unglücks im hinteren Teil des Zuges, der nicht entgleiste und auch nicht umkippte. „Ich glaube, wenn ich weiter vorne gesessen wäre, wäre es auf jeden Fall blöder ausgegangen.“

Passagiere mussten ausharren

Weil die Oberleitung heruntergerissen wurde, konnten Feuerwehr und Rettung erst zufahren, nachdem der Strom abgeschaltet wurde - mehr dazu in Zugsunglück: Suche nach Ursache läuft (noe.ORF.at; 26.6.2018). „Geschätzte 15 bis 20 Minuten sind wir schon drinnen gesessen und haben nicht gewusst, wie wir rauskommen und wann wir rauskommen“, erzählt Selina Wagner. Die Schaffnerin habe sie zwar informiert. Die Zeit sei ihnen trotzdem ziemlich lange vorgekommen.

Handyvideo aus dem beschädigten Zug

Selina Wagner erlebte das Unglück im hinteren Teil des Zugs. Mit dem Smartphone hielt sie das Ausmaß der Zerstörung fest.

Weil eine Scheibe in ihrem Abteil eingeschlagen war, seien zwei andere Mädchen sofort raus gesprungen. „Die haben Glück gehabt“, sagt die Schülerin „weil dort war angeblich ein Stromkabel herunten, durch das Starkstrom geflossen ist. Die haben eigentlich nur ein Glück gehabt, dass sie rausgekommen sind.“ Die meisten in ihrem Abteil seien aber ruhig geblieben, erinnert sie sich.

„Hätte einiges mehr passieren können“

Wirklich realisiert habe sie das, was passiert ist, noch nicht, sagt Selina Wagner bei dem Gespräch vor der Landesberufsschule, die sie trotz des Unglücks am Dienstag besuchte: „Ich komme zwar mit der Situation klar, aber ich realisiere es noch nicht ganz, dass das wirklich passiert ist. Dadurch, dass der Zug nahe bei meinem Platz eingeschlagen ist, hätte mir einiges mehr passieren können.“

Katharina Sunk, noe.ORF.at