Alois Schwarz ist neuer Bischof in St. Pölten

In einer Festmesse hat Alois Schwarz am Sonntagnachmittag sein Amt als 18. Bischof der Diözese St. Pölten übernommen. Der gebürtige Niederösterreicher war zuvor 17 Jahre lang Bischof von Gurk-Klagenfurt, er folgt auf Klaus Küng.

Kurz vor 15.00 Uhr zog Schwarz in einer Prozession über den Brunnenhof und den Domplatz zum Portal der Kirche. Nach der Begrüßung durch den Dompropst, Weihbischof Anton Leichtfried, sagte Küng, er übergebe den Hirtenstab „mit Freude und Dankbarkeit“ an seinen Nachfolger.

Ordinariatskanzler Gottfried Auer präsentierte die päpstliche Ernennungsbulle und verlas die deutsche Übersetzung. „Du, hochwürdiger Bruder, bist bisher der Diözese Gurk vorgestanden, hast die bischöfliche Aufgabe dort eifrig erfüllt und bist hoch geschätzt wegen deiner menschlichen und priesterlichen Tugenden. Du erscheinst uns daher geeignet, dir diese große Aufgabe zu übertragen. Wir lösen daher aufgrund unserer apostolischen Vollmacht und auf Vorschlag der Kongregation für die Bischöfe das Band mit der früheren Diözese und bestellen dich zum Bischof der Diözese St. Pölten mit allen Rechten und Pflichten, die diesem nach dem kanonischen Recht zukommen“, hieß es unter anderem darin.

Amsteinführung

ORF

Klaus Küng (l.) übergab den Bischofsstab an Alois Schwarz (r.), seinen Nachfolger als Bischof von St. Pölten

Küng übergab den Bischofsstab als Symbol für sein Hirtenamt in der Diözese an seinen Nachfolger Schwarz, der unter Applaus erstmals auf der Kathedra - dem Bischofssitz - Platz nahm. Danach bekundeten Vertreter der Diözese dem neuen Bischof die Treue und ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit. In seinen Begrüßungsworten sagte Schwarz, er freue sich und sei dankbar für das Vertrauen, die ihm entgegengebrachte Freude und das Gebet. Daraufhin erklang das Gloria aus der „Theresienmesse“ von Joseph Haydn.

Schwarz: „Als Bischof will ich ein Hörender sein“

In seiner Antrittspredigt bat Schwarz um Vertrauen und betonte: „Als Bischof will ich ein Hörender sein.“ Er wolle das „missionarische Miteinander“ in der Diözese fördern, sagte Schwarz, der seinem Vorgänger Klaus Küng dankte: „Ich darf ernten, was du gesät hast.“ In seiner Predigt sprach der neue Bischof auch die Debatte um Missbrauch und Gewalt an.

„Die Begleitmusik zu unserem gemeinsamen Start hat verschiedene Töne gehabt, und es schmerzt mich und ich bedaure, dass dadurch auch Verwirrung herrscht. Ich danke allen, die für mich gebetet haben und weiter beten“, sagte Schwarz, der von der Diözese Gurk nach St. Pölten gewechselt ist. Er versicherte, dass er sich als Bischof für Strukturen und Prozesse einsetze, „die jene Menschen, denen Leid und Schmerz widerfahren ist, nicht erneut zu Opfern machen. Die Debatte um Missbrauch und Gewalt fordert uns alle - uns als Kirche wie auch jede andere Gesellschaftsgruppe. Wir alle sind dazu aufgerufen, hinzuschauen, heute mehr denn je.“

Er werde sich mit all seinen Kräften für die Kirche in diesem Land und die Menschen in all ihren Nöten einsetzen, sagte Schwarz. Er dankte seinem Vorgänger und den Verantwortlichen der Diözese und kündigte an, er werde den Weg weitergehen, den Klaus Küng „in so großer Ruhe und Bedächtigkeit gegangen ist“. Weihbischof Anton Leichtfried bleibe als Bischofsvikar für die Priesterfortbildung und kirchliche Erwachsenenbildung zuständig, der bisherige Generalvikar Prälat Eduard Gruber stehe auch ihm in dieser Funktion zur Seite.

Antworten auf „große Fragen“ suchen

Seinen Dank sprach der neue Bischof auch jenen aus, die sich in den vergangenen Jahren für Asylsuchende eingesetzt haben. „Manche sind traurig, weil die, für die sie gesorgt haben, keine Aufenthaltsgenehmigung erhalten haben.“ Man respektiere die Gesetze, aber die Helfer würden Trauer empfinden, weil sie sich nicht mehr verabschieden konnten. „Ich werde Räume schaffen, wo wir darüber gut reden können“, sagte Schwarz bei der Festmesse im Dom der Landeshauptstadt. Weiters betonte er, er wolle aufmerksam sein für die persönlichen Lebensgeschichten. Er wolle vor allem jenen eine Stimme geben, „die meinen, dass sie nicht gehört werden“.

Große Fragen, die Vertreter von Kirche und Welt gleichermaßen bewegen und in denen Verantwortungsträger in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gefordert sind, stellen sich laut Schwarz u.a. in den Bereichen Arbeit, Solidarität, Familie, Aufnahme und Integration von Flüchtlingen sowie Raubbau an der Schöpfung. Zur Sonntagsruhe meinte er: „Wir brauchen gemeinsam geschützte freie Zeiten, damit wir das Leben auch feiern können.“

Auszug aus der Ansprache

Diözesanbischof Alois Schwarz will gut zuhören, sich vor allem für Menschen in Nöten einsetzen und ihnen eine Stimme geben.

Für den Festgottesdienst wurden 1.300 Einlasskarten ausgegeben, davon 600 für den Dom. Die Messe wurde in das Sommerrefektorium des Bistumsgebäudes, in den ersten Stock des Kreuzganges und in den Festsaal des Konservatoriums für Kirchenmusik per Videoprojektion übertragen.

Unter den Gästen waren hohe kirchliche und weltliche Vertreter, u.a. der Apostolische Nuntius, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, der Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn, sowie Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) und Vertreter der niederösterreichischen Landesregierung mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) an der Spitze.

„Herzlich willkommen“ für den neuen Bischof

In den Grußworten anlässlich der Amtseinführung des neuen St. Pöltner Bischofs wurde Alois Schwarz herzlich willkommen geheißen. Dank ging an seinen Vorgänger Klaus Küng. Der Apostolische Nuntius, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, sagte, Bischof zu sein bedeute nicht, einfach einen Job auszuüben, sondern das Werk Christi durch alle Zeiten fortzusetzen.

Es gelte, verstärkt nach Wegen und Methoden der neuen Evangelisierung zu suchen und diese als Aufbruch umzusetzen, so Zurbriggen. An Küng gerichtet, sagte der Apostolische Nuntius: „Du hast in einer extrem schwierigen Zeit die Leitung der Diözese übernommen.“ Er dankte dem scheidenden Bischof für seinen „unermüdlichen, aufopferungsvollen, treuen Dienst“. Weiters überbrachte er die Grußbotschaft des Papstes und betonte: „Papst Franziskus liebt Österreich und die Menschen in diesem Lande.“

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) hieß Schwarz in der Diözese und in Niederösterreich herzlich willkommen. Dieser Gruß solle ein hörbares Signal für das Miteinander von Diözese und Land sowie für die Zusammenarbeit von Staat und Kirche sein, meinte Mikl-Leitner, die Schwarz als „unglaublich starke Persönlichkeit“ und „unglaublich guten Hirten“ beschrieb, zudem kenne und liebe er Niederösterreich. Die Landeshauptfrau dankte Küng, der mit Mitmenschlichkeit und Barmherzigkeit für Ausgleich und Einigung gesorgt habe.

Erwartungen an Schwarz: „Mutige Schritte“

Superintendent Lars Müller-Marienburg betonte, es brauche die „Ökumene der wahren Verwandtschaft“. Man brauche einander, wenn es ernst werde. „Ich habe den Eindruck, gerade ist es ernst“, sagte Müller-Marienburg. So werde etwa der Grundsatz, dass das Leben aus Arbeit und Freizeit bestehe, infrage gestellt und die Arbeit von Hilfsorganisationen beargwöhnt. „Wir brauchen das Gebet der Geschwisterkirchen und das gemeinsame Einstehen in der Sache“, sagte der Vertreter der Ökumene.

Amtseinführung Bischof Schwarz Schönborn Küng

APA/Hans Punz

Anna Rosenberger meinte als Laienvertreterin der Diözese, dass „eine ganz große Freude“ herrsche, nach drei Jahren Warten einen neuen Bischof zu bekommen. Rosenberger beschrieb Schwarz als Bischof, der Herzlichkeit und Offenheit ausstrahle und bodenständig seinen tiefen Glauben lebe. An Erwartungen nannte sie „mutige Schritte der Seelsorge“ - auch mit eventuellen Konsequenzen - und die Zeichen der Zeit zu sehen.

Bischof Alois Schwarz zeigte sich „tief bewegt“, was alles von ihm erwartet werde, „aber ich weiß, es geht miteinander“. Den Dankesworten des neuen Bischofs folgten Schlusssegen und „Te Deum“, ehe Schwarz unter Applaus aus dem Dom auszog. Anschließend wurde zu einer Agape in den Brunnenhof des Bistumsgebäudes geladen.

Aus der Buckligen Welt nach St. Pölten

Alois Schwarz wurde am 14. Juni 1952 in Hollenthon (Bezirk Wiener Neustadt) als Sohn einer bäuerlichen Familie geboren. Nach der Matura am Gymnasium der Erzdiözese Wien in Sachsenbrunn trat Schwarz in das Wiener Priesterseminar ein und wurde am 29. Juni 1976 von Kardinal Franz König im Wiener Stephansdom zum Priester geweiht.

In der Folge war er in der Lehre und Forschung an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien und als Pfarrer von Krumbach tätig, bevor er 1987 die Leitung des Pastoralamtes in Wien übernahm. 1996 wurde Schwarz vom Papst zum Weihbischof der Erzdiözese Wien bestellt. 2001 wurde er der 65. Bischof der Diözese Gurk, bis ihn Papst Franziskus heuer am 17. Mai zum Nachfolger von Klaus Küng ernannte.

Schwarz gilt als lebensnaher Vermittler

Schwarz gilt als unprätentiöser, diplomatischer Geistlicher, der um Vermittlung zwischen Konservativen und Reformern bemüht war. Mit der kirchenkritischen Pfarrerinitiative suchte Schwarz das Gespräch. In seiner Diözese Gurk setzte sich Schwarz vor allem für eine zeitgemäße und lebensnahe Seelsorge ein.

Der neue Diözesanbischof Alois Schwarz und sein Vorgänger Bischof Klaus Küng

APA/HELMUT FOHRINGER

Alois Schwarz mit seinem Vorgänger Klaus Küng (r.)

Er gilt als Förderer einer pfarrübergreifenden Zusammenarbeit, aber als Gegner von Pfarrauflösungen. Große Anliegen waren Schwarz die seit 2004 bestehende Diözesanpartnerschaft von Gurk-Klagenfurt mit der Erzdiözese Sarajewo, die Ökumene sowie der Dialog mit dem Islam. Auch „Ethik und Wirtschaft“ ist sein Schwerpunktthema.

In der Österreichischen Bischofskonferenz ist Schwarz für Fragen von Pastoral und Evangelisierung, sowie für Sozial-, Wirtschafts-und Umweltfragen verantwortlich. Außerdem fungiert er als „Sportbischof“ und gehört der Finanzkommission der Bischofskonferenz an.

Ein Bischof für 497.000 Katholiken in 422 Pfarren

Schwarz ist der 18. Bischof der Diözese St. Pölten. Er löste den Vorarlberger Klaus Küng ab, der in der Krise rund um den umstrittenen Bischof Kurt Krenn (1936-2014) und die Affäre um Kinderpornos und Homosexualität im St. Pöltner Priesterseminar als Apostolischer Visitator in die Diözese St. Pölten entsandt und nach dessen Rücktritt im Oktober 2004 zum Bischof von St. Pölten ernannt wurde. Küng reichte 2015 zu seinem 75. Geburtstag seinen Rücktritt ein, der vom Vatikan „nunc pro tunc“ („jetzt für später“) angenommen wurde.

In der Diözese St. Pölten leben mehr als 496.600 Katholiken. In 20 Dekanaten sind 422 (zum Teil sehr kleine) Pfarren organisiert, davon 81 Pfarren in 20 Pfarrverbänden. In der Diözese liegen acht Stifte: die Benediktinerabteien Melk, Göttweig, Seitenstetten und Altenburg, die Zisterzienserabteien Zwettl und Lilienfeld, das Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg sowie das Prämonstratenser-Chorherrenstift Geras.

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