Der „Bilder-Poet“ Josef Bramer ist 70

Josef Bramer, einer der bedeutendsten niederösterreichischen Maler, ist 70 Jahre alt. Im Zentrum seiner Werke stehen stets die Natur und der Mensch. „Meine Bilder sind unverwechselbar“, sagt Bramer im Gespräch mit noe.ORF.at.

Am 11. Juli 1948 wurde Josef Bramer in Wien geboren, ging aber in Scheibbs zur Schule, wo er heute noch einen Wohnsitz hat. Ebenso lebt er in Wien, wo er auch sein Atelier hat. Bramer absolvierte die Höhere Graphische Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt und danach die Akademie der bildenden Künste Wien. Seine Klassenkollegen waren etwa Manfred Deix oder Gottfried Helnwein.

Kunsthistorisch ist Josef Bramer in seinen Deutungen von Natur und Mensch nicht einzuordnen. Er passt in keine Strömung und ist keinem Zeitgeist und keiner Mode unterworfen. „Ich bin nicht ein Maler, der Wohnzimmer ausschmücken möchte. Ich möchte die Leute zum Nachdenken anregen“, sagt Josef Bramer im Gespräch mit noe.ORF.at. Der 70-jährige Maler präsentierte seine Werke auf zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland. Auch im ORF-Funkhaus in St. Pölten stellte er aus. 2013 bekam er vom damaligen Landeshauptmann Erwin Pröll das Große Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich verliehen.

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Josef Bramer bei der Arbeit in seinem Atelier in Wien

noe.ORF.at: Wann sind Sie denn zum allersten Mal mit der Malerei und der Bildenden Kunst in Kontakt gekommen und wann gab es die Absicht, dass Sie Künstler werden?

Josef Bramer: Ich habe schon in der Volksschule meine Klassenkollegen gezeichnet und war ganz stolz, wenn sie ähnlich waren. Richtig zu malen begonnen habe ich mit 16, 17 Jahren. Wenn man im schönen Mostviertel aufwächst, dann ist es ganz logisch, dass man irgendwann Bäume zeichnet und so ist auch die sogenannten Bramer-Eiche entstanden. Aber es ist mir auch der Mensch wichtig. Ich male nicht nur Bäume. Die Natur ist mir wichtig. Mein bekanntes Baumgebilde hängt gerade bei einer Ausstellung in Kroatien. Es ist mir wichtig, dass meine Arbeiten einen Zeitbezug haben. Ich bin nicht ein Maler, der Wohnzimmer ausschmücken möchte. Ich möchte die Leute zum Nachdenken anregen.

noe.ORF.at: Wo und wie würden Sie denn selbst ihre Kunst einordnen oder eben nicht einordnen?

Bramer: Ich bin früher - so wie auch mein Studienkollege Gottfried Helnwein - in die Schublade der Fantasten gekommen, weil wir halt sehr fein und realistisch gemalt haben. Aber ich war immer ein Einzelgänger und meine Thematik war die Familie letzten Endes. Wenn ein Kind auf die Welt gekommen ist, dann war es logisch, dass da ein Bild entstehen musste.

noe.ORF.at: Wenn jemand Ihr Werk in den Fotorealismus einordnet, was würden Sie entgegnen?

Bramer: Erstens einmal freue ich mich, dass man meine Bilder nicht einordnen kann. Ich behaupte, dass meine Bilder unverwechselbar sind, dass man schon im Detail erkennt, etwa an den Farben oder am Bildaufbau, dass es von mir ist. Es ist kein Fotorealismus, es ist alles verfremdet und es ist sicherlich nicht naiv.

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Der Kasper kommt immer wieder in den Werken Bramers vor

noe.ORF.at: Immer wieder taucht in ihren Werken der Narr, ein Kasper, auf, wobei Sie sich zum Teil in dieser Figur auch selbst porträtieren. Woher kommt das?

Bramer: In früher Zeit, in den 70er Jahren, habe ich mich gezeichnet und gemalt, und so ist diese Figur entstanden. Dann habe ich noch einen Namen gesucht. Das ist ja nicht irgendein Clown, das ist der Kasper, eine kritische und kämpferische Figur, die nicht mit dem erhobenen Zeigefinger den Leuten die Welt erklärt. Diese Figur hält den Leuten den Spiegel vor Augen.

noe.ORF.at: Wie schaut denn Ihr künstlerischer Arbeitsalltag mit 70 Jahren aus?

Bramer: Ich male nicht so wie ein Beamter, der um 8.00 Uhr in der Früh anfängt, eine Stunde Mittagspause macht und um 17.00 Uhr den Tag ausklingen lässt. Ich greife oft tagelang keinen Pinsel an, dafür male ich aber wieder mal eine Nacht durch, wie mich eben die Muse küsst.

noe.ORF.at: Sie haben in den letzten Jahrzehnten immer wieder viel mit Kindern gearbeitet. Ist ihnen dieser pädagogische Ansatz des Malens besonders wichtig?

Bramer: Es macht einfach Freude. Ich lege auch größten Wert auf Kritiken von Kindern, weil die das völlig unverdorben sehen. Kinder sehen das Richtige.

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Bramer ist ein Familienmensch. So ist ihm auch die Familie in den nächsten Jahren wichtiger als die Malerei.

noe.ORF.at: Wenn Sie nach vorne blicken, was sind Ihre Ziele, ihre nächsten Vorhaben?

Bramer: Das Hauptziel ist, ein schönes und erfülltes Leben mit Familie zu führen. Das kommt weit vor der Malerei. Da werden sich vielleicht einige große bedeutende Künstler wundern, aber es ist halt so. Derzeit läuft eine Ausstellung auf der kroatischen Insel Krk.

noe.ORF.at: Welche weiteren Pläne gibt es noch in diesem Sommer?

Bramer: Diesen Sommer ist im August ein Urlaub mit der Familie auf der griechischen Insel Korfu geplant, wo ich schon sehr oft in meinem Leben war. Ich bin ein bisschen ein Pendler. Ich liebe den Kontrast in der Malerei und im Leben auch. Ich pendle gerne von Wien nach Scheibbs und wenn mir beides fad wird, dann fliege ich gerne nach Griechenland, auf Korfu.

Das Gespräch mit Josef Bramer führte Benedikt Fuchs, noe.ORF.at

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