Vermisst: Manche Fälle bleiben ungelöst

645 Personen sind in Niederösterreich heuer bereits als vermisst gemeldet worden. Der Großteil davon betrifft Jugendliche und klärt sich von alleine wieder auf. Zehn Fälle endeten jedoch tragisch, 17 sind weiterhin ungelöst.

Kein Lebenszeichen, keine Hinweise, keine Spur: Das Schicksal der Vermissten, deren Gesichter das Bundeskriminalamt auf seiner Internetseite veröffentlicht hat, ist ungewiss. Christian Mader unterstützt mit seinem Verein „Österreich findet euch“ die Angehörigen von Vermissten. „Der typische Fall ist der, wenn jemand regelmäßig um 17.00 Uhr nach Hause kommt und um Mitternacht noch immer nicht da ist. Dann muss ich mir Sorgen machen“, erklärt er.

Vermisste

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Mehr als 1.000 Vermisste im Vorjahr

2017 wurden alleine in Niederösterreich 1.049 Personen als vermisst gemeldet. Der Großteil dieser Fälle - nämlich 1.022 - konnte geklärt werden, wobei die Ursache für das Verschwinden bei 23 Personen ein Suizid oder Unfall war. 27 Vermisstenfälle aus dem Vorjahr sind nach wie vor nicht geklärt. Bei 20 handelt es sich nach Angaben der Fahndungsabteilung des Landeskriminalamts um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die ins Ausland weitergereist sein dürften.

Hotline für vermisste Kinder

Die Hotline für vermisste Kinder bietet unter der Rufnummer 116 000 kostenlos und rund um die Uhr vertrauliche Hilfe für Jugendliche, die von zu Hause ausgerissen sind und auch für deren Angehörige und Bezugspersonen.

Den Großteil der Vermisstenanzeigen machen mit rund 70 Prozent Minderjährige aus. Besonders Kinder und Jugendliche, die in Heimen untergebracht sind, würden dazu tendieren, kurzzeitig unterzutauchen, heißt es seitens des Landeskriminalamts. Diese Fälle würden sich allerdings meist von alleine lösen, weil die Kinder und Jugendlichen oft nach wenigen Stunden oder Tagen von alleine zurückkommen.

Plattform für Menschen, die jemanden vermissen

Der Verein „Österreich findet euch“ wurde vor drei Jahren gegründet und dient als Anlaufstelle für Angehörige von Vermissten. „Ich habe gemerkt, dass in Österreich etwas fehlt, nämlich eine Plattform für Menschen, die jemanden vermissen“, sagt Christian Mader, der von 1990 bis 1998 die Abgängigkeitsfahndung im Wiener Sicherheitsbüro geleitet und ein Buch über Vermisstenfälle geschrieben hat. Sein Verein veröffentlicht Fotos der abgängigen Personen auf der Homepage und auf Facebook und steht Angehörigen mit Tipps zur Seite.

Christian Mader

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Christian Mader unterstützt mit seiner Online-Plattform „Österreich findet euch“ die Angehörigen von Vermissten

Damit kann mitunter auch die polizeiliche Fahndung unterstützt werden: „Es kommt nämlich bei den Gesprächen immer wieder hervor, dass Neuigkeiten bekannt sind, die nicht der Polizei genannt worden sind. Dann stellen wir Kontakt zur Polizei her, zu den ermittelnden Beamten, und teilen ihnen mit, dass es vielleicht doch Neuigkeiten gibt“, sagt Mader.

Fall Jenny: „Fürchte, dass hier etwas passiert ist“

Auch die Mutter der seit Jänner abgängigen Jennifer Scharinger aus Wien hat sich im März - zwei Monate nach dem Verschwinden ihrer Tochter - an den Verein gewandt. „Es gibt Menschen, die dazu neigen, das Handtuch zu werfen“, sagt Mader. „Aus dem Bauchgefühl heraus glaube ich aber nicht, dass Jennifer so ein Typ ist. Es ist oft das Bauchgefühl, das einem mehr verrät als das Wissen. Deshalb fürchte ich schon, dass hier etwas passiert ist.“

„Österreich findet euch“ versucht mit seiner Arbeit darüber hinaus die Erinnerung an vermisste Personen aufrecht zu erhalten. „Manchmal stößt man von Ermittlungsseite - da spreche ich aus meiner eigenen Erfahrung von meiner früheren Ermittlungstätigkeit - auf Grenzen“, sagt Mader. „Der Mensch kann überall sein, irgendwann verliert sich die Spur. Das ist das Wichtige an unserem Verein, weil wir mit Facebook immer wieder präsent sein können. Wir können Abgängigkeiten immer wieder aufwärmen und zur Kenntnis bringen.“

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