Ebner-Eschenbach zurück am Thalhof

Das Festival „Thalhof wortwiege“ in Reichenau an der Rax (Bezirk Neunkirchen) holt ab Donnerstag klassische Autoren zurück an den Thalhof, die einst auf Sommerfrische dort waren. Im Mittelpunkt steht Marie von Ebner-Eschenbach.

„Marie von Ebner-Eschenbach schreibt packende Geschichten. Die eignen sich unglaublich für die Bühne, weil sie witzige, geistreiche und menschlich scharfe Dialoge schreibt. Daher haben wir uns im vorigen Jahr mit dem ersten Teil der Trilogie unsterblich in sie verliebt“, sagt Theatermacherin und Regisseurin Anna Maria Krassnigg im Gespräch mit noe.ORF.at. „Auch der Publikumserfolg letztes Jahr hat uns dazu bewogen, dieser einflussreichen Klassikerin 2018 einen umfassenden Schwerpunkt zu widmen“, so Krassnigg.

Damit holt die künstlerische Leiterin eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts zurück an den Thalhof. Denn neben Grillparzer, Nestroy, Hebbel und Schnitzler lebte und arbeitete auch Marie von Ebner-Eschenbach (1830-1916) am Thalhof. „Ihr Ruf nach Gerechtigkeit in den intimsten wie öffentlichsten Beziehungen spiegelt sich im Echo zeitgenössischer Autorinnen", sagt Krassnigg und begründet somit das heurige Festivalmotto „Avanti Marie!“.

Trilogie von Liebe und Tod

Gemeinsam mit dem Vorjahreserfolg „Am Ende eines kleinen Dorfes“ bilden zwei weitere dramatische Novellen des Thalhof-Sommergastes Marie von Ebner-Eschenbach eine Trilogie von Liebe und Tod. Thematisiert wird das Ringen der Geschlechter um Liebe, Leidenschaft und Gerechtigkeit in drei Lebensstadien: Jugend, mittlere Jahre und Alter.

Eröffnet wird das Festival am Donnerstag mit der Uraufführung des zweiten Teils des „Avanti Marie!“-Zyklus. Dabei steht zunächst „Maslans Frau“ am Programm. Nach der Pause geht es mit dem Einakter von der Gegenwartsdramatikerin Anna Poloni weiter. Sie schreibt mit „Tiefer als der Tag“ ein zeitgenössisches Echo zu Eber-Eschenbachs dramatisierter Novelle - mehr dazu in - Thalhof: „Avanti“ für Ebner-Eschenbach (noe.ORF.at; 4.2.2018).

Mit dem dritten Teil „Das tägliche Leben + Am Vorabend“ wird der Zyklus am Donnerstag (9. August) vollendet. Auch hier wird ein klassischer Stoff der Schriftstellerin zeitgenössisch ergänzt, diesmal um Theodora Bauers „Am Vorabend“.

Kunst, Wissenschaft und Dialog in Reichenau

Vier Wochen lang stehen rund 35 Veranstaltungen am Festivalprogramm. Fixer Bestandteil des Festivals ist weiterhin die wissenschaftliche Aufarbeitung und künstlerische Präsentation der „Archive des Thalhofs“ in Form der szenischen Lesung „Raxleuchten“. Diskussionsstoff liefern die Video-Dauerausstellung „Wortgalerie“ sowie die Reihe „Was denken Sie? – Thalhofgespräche 2018“ mit beispielsweise Schriftstellerin Olga Flor, Bachmann-Preisträger Ferdinand Schmalz und Schauspielerin Erika Pluhar. Die Thalhof-Filmtage bieten erneut eine „Kurzfilmpräsentation der Filmakademie Wien“ sowie die Premiere von Koschka Hetzer-Moldens Dokumentarfilm „Frauen in Weiß“.

Thalhof erstrahlt in neuem Glanz

Auch die Räumlichkeiten des Thalhofes werden in der vierten Festivalausgabe wieder gekonnt in Szene gesetzt. Jahrelang renovierte Hausherr Josef Rath die Räumlichkeiten, nun sind die Arbeiten abgeschlossen. Aus diesem Anlass ging dem Festivalstart Mitte Juni eine große Gesamteröffnung mit Lesungen von historischen Thalhof-Gästen im Rahmen eines Sommerballs voraus.

Links:

• Renaissance von Ebner-Eschenbach in Reichenau (noe.ORF.at; 5.8.2017)
• Thalhof Reichenau mit „unverwechselbarer Linie“ (noe.ORF.at; 20.5.2017)
• Thalhof wortwiege