KZ-Geschichte als Teil des Grundwehrdienstes

Auf dem Melker Kasernen-Areal befand sich während der NS-Zeit ein Konzentrationslager. Rekruten, die nun in Melk einrücken, werden künftig mit ausgebildeten Begleitern über das Gelände geführt und über die grausamen Ereignisse aufgeklärt.

Die Soldaten schlafen in denselben Räumen wie damals die KZ-Häftlinge und treten montags an jenem Platz an, der im letzten Kriegsjahr zum Ort von Schikane und Gewalt wurde. Und dennoch wissen einige Rekruten der Melker Birago-Kaserne nur wenig über das Konzentrationslager, das hier zwischen 1944 und 1945 bestanden hat. „Davon bekommt man im militärischen Alltag nicht wirklich etwas mit“, erzählt ein Grundwehrdiener. „Ich habe bis jetzt nicht gewusst, dass es das hier gegeben hat“, sagt ein anderer.

Dieses Wissensdefizit soll nun behoben werden. Der Melker Verein MERKwürdig hat sich der Vergangenheitsaufarbeitung verschrieben und sechs Guides ausgebildet, die künftig jedem neu eingerückten Rekruten diesen dunklen Teil der Geschichte ihrer Kaserne näherbringen. Für Organisator und Zeithistoriker Christian Rabl war dieser „Unterricht“ längst naheliegend: „Bis jetzt gab es keine systematische oder gezielte Vermittlungsarbeit für die Rekruten“.

Im Auftrag der Demokratie

Doch gerade für diese jungen Männer sei es von großer Bedeutung, über das Geschehene Bescheid zu wissen, erklärte Rabl: „Grundwehrdiener werden beim Militär ausgebildet, um die Demokratie zu schützen. Sie sollen auch wissen, was passiert, wenn die Demokratie in Gefahr gerät.“ Das Projekt läuft in Kooperation mit dem Bundesheer. „Auch für uns ist es wichtig, dass die Geschichte aufgezeigt und auch weiter vermittelt wird“, betont Felix Höbart von den Melker Pionieren.

Das KZ Melk war im April 1944 zum Zwecke der Rüstungsindustrie errichtet worden. Es war ein Außenlager des Konzentrationslagers in Mauthausen und erreichte im Jänner 1945 mit 11.000 Insassen seinen Höchststand. Die Stadt Melk selbst zählte damals nicht einmal halb so viele Einwohner. Im Krematorium wurden zu dieser Zeit täglich 35 Leichen verbrannt. Bis zum Kriegsende ließen im KZ Melk nahezu 5.000 Menschen ihr Leben.

Miriam Steiner, noe.ORF.at

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