„WWF soll für Zäune gegen Wölfe zahlen“

Im Waldviertel soll ein Wolf in der Nacht auf Dienstag erneut fünf Schafe gerissen haben. Die Landwirtschaftskammer fordert, dass der WWF für Schutzzäune gegen Wölfe zahlen soll. Für die Naturschutzorganisation kommt das nicht in Frage.

Ein Hirte, ein Zaun oder ein Hund: Mit diesen drei Maßnahmen werden Schafe vor Wölfen geschützt. Der „Klassiker“ ist der Herdenschutzzaun, dabei komme es jedoch zum „permanenten Wettrüsten mit der intelligenten Tierart Wolf“, sagt Daniel Heindl, Ansprechpartner für die Wolfsproblematik bei der Landwirtschaftskammer Niederösterreich gegenüber noe.ORF.at. Die Wölfe hätten nämlich gelernt, die Zäune zu überwinden, indem sie Steine als Absprungbasis verwenden, sie untergraben oder erkennen, welche Drähte keinen Strom führen.

Das Aufrüsten auf den Weiden ist für den einzelnen Bauern aber eine Frage der Finanzierung. In Niederösterreich würden Schutzzäune gegen Wölfe derzeit nicht gefördert, sagt Heindl, und schlägt daher vor, diejenigen in die Pflicht zu nehmen, die vom „Geschäftsmodell Wolf“ leben würden. „Wenn Naturschutzorganisationen wie der WWF Spenden für Wölfe einheben - warum wird dieses Geld nicht verwendet, um Herdenschutzmaßnahmen zu finanzieren?“, sagt Heindl. „Die Frage ist, was mit den Spendengeldern überhaupt passiert.“

WWF ortet „Floriani-Prinzip“

„Die Landwirtschaftskammer handelt hier nach dem Floriani-Prinzip“, reagiert Arno Aschauer, Teamleiter für den Artenschutz beim WWF Österreich, auf die Forderung der Landwirtschaftskammer. „Es gibt ein öffentliches Interesse, dass es Raubtiere wie den Wolf wieder gibt“, Österreich habe sich dazu verpflichtet, sich für die Artenvielfalt einzusetzen. „Ich kann hier nicht sagen, Heiliger Florian geh’ zum Nachbarn.“ Öffentliche Interessen müssten mit öffentlichen Geldern finanziert werden, so Aschauer, „ich kann nicht von einer NGO verlangen, öffentliche Aufgaben zu erfüllen.“

Mit den Spenden, die für Wölfe gesammelt werden, unterstützt der WWF laut Aschauer unter anderem Pilotprojekte in Österreich, die sich mit Herdenschutzmaßnahmen nach Vorbild von anderen Ländern wie Deutschland beschäftigen. „Außerdem machen wir Öffentlichkeitsarbeit, damit die Bauern zu seriösen, objektiven Informationen kommen.“

Bisher zwei bestätigte Fälle in Niederösterreich

Fünf tote Schafe lagen Dienstagfrüh in Bruderndorf (Bezirk Zwettl) auf der Weide, zwei Tiere sind abgängig, ein weiteres wurde schwer verletzt und musste notgeschlachtet werden. Sieben Fälle sind laut dem Wolfsbeauftragten Georg Rauer bislang heuer in Niederösterreich bekannt, in denen ein Wolf im Verdacht steht, ein oder mehrere Tiere gerissen zu haben.

In zwei Fällen in Mauerbach bei Wien (Bezirk St. Pölten) und Siebenhöf (Bezirk Zwettl) wurde ein Wolfsriss bereits bestätigt, in fünf weiteren Fälle steht die DNA-Analyse noch aus, teilte Rauner auf Anfrage von noe.ORF.at mit. Die Schauplätze waren in Konradsheim (Bezirk Waidhofen an der Ybbs), ein zweites Mal in Siebenhöf, Ringelberg (Bezirk Scheibbs), Angelbach (Bezirk Gmünd) und zuletzt in Bruderndorf.

Thomas Koppensteiner, noe.ORF.at

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