Computer-Programm für kühlere Häuser

Neue Gebäude erhöhen die Temperatur in ihrer Umgebung. In Kombination mit dem Klimawandel könnte das einmal zum Problem werden. Zwei Niederösterreicher haben ein Programm entwickelt, um Bauten entsprechend abzukühlen.

Der sogenannte „Greenpass“ analysiert Bauprojekte auf verschiedene Aspekte und schlägt dann mögliche Lösungen vor - etwa Gärten auf Dächern und Fassaden oder auch mehr Bäume und Sträucher. Jeder Gebäudeplan kann in das Programm hochgeladen werden. Dann berechnet das Programm, wie das Bauprojekt die Umgebung verändert, das heißt, um wie viel Grad es wärmer wird, wo sich Hitze anstaut oder auch wo besonders viel Wind durchzieht.

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Die Gebäude sind schwarz eingefärbt. Blaue Farben stehen für kühlere, gelb bis rote für höhere Temperaturen. Die schwarzen Pfeile symbolisieren den Wind

Entwickelt wurde das System von Florian Kraus aus Poysdorf (Bezirk Mistelbach), Bernhard Scharf aus Tulln und Doris Schnepf aus Wien. Seit acht Jahren arbeiten sie an dem Programm, im Juni gründeten sie ihre eigene Firma. Vier Millionen Euro wurden bisher in das Unternehmen investiert.

Gebäude an das lokales Klima anpassen

Die Idee dahinter hat mit den steigenden Temperaturen und den daraus resultierenden Hitzewellen zu tun: „Der Klimawandel wirkt sich besonders auf Städte aus, weil es dort viel Speichermasse gibt, wie Beton oder Glas. Das ist für die Lebensqualität nicht gut und wie man heuer im Sommer gesehen hat, ist es dringend notwendig, dieses Problem anzugehen“, sagt Scharf.

Grüne Häuser Gebäudekühlung Startup Bernhard Scharf l. Florian Kraus r.

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Der technische Leiter Bernhard Scharf (links) und Geschäftsführer Florian Kraus haben bisher vier Millionen Euro an Investitionen für ihr Projekt erhalten

Im Greenpass-Programm wird der Bauplan auf 30 Faktoren analysiert, dann ermittelt die Software, welche Maßnahmen an welcher Stelle für die gewünschten Effekte sorgen. Bauprojekte könnten so an das lokale Stadtklima angepasst werden. Gedacht ist das System für Architekten, Stadt- und Landschaftsplanern.

Temperatur sinkt um bis zu vier Grad

Im Programm selbst kann experimentiert werden: Was ändert sich, wenn vier Bäume mehr gepflanzt werden? Welche Wirkung hat eine begrünte Fassade auf die gefühlte Temperatur? „Die Lufttemperatur lässt sich mit optimaler Planung um bis zu vier Grad abkühlen, die gefühlte Temperatur sogar um 15“, schätzt Florian Kraus.

Den Berechnungen von „Greenpass“ liegt Datenmaterial aus Wien, Hong Kong, London, Kairo und Santiago de Chile zu Grunde. Zur Anwendung kam das Software-Programm bereits bei Gebäudekomplexen in der Seestadt oder der Biotope City in Wien. In Niederösterreich wird das erste ans Klima adaptierte Gebäude in Krems gebaut werden.

Nina Pöchhacker, noe.orf.at

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