Entlaufener Luchs griff Hund an

Für Aufregung sorgen zwei Luchse, die Ende Juli aus einem Tierpark in Waidhofen an der Ybbs ausgebrochen sind. Eines der Tiere soll einen Hund angegriffen haben. Unterdessen sprechen sich hunderte Bürger gegen einen Abschuss aus.

„Es ist bisher noch nicht gelungen die beiden Tiere einzufangen“, sagte Bürgermeister Werner Krammer (ÖVP) am Montag gegenüber noe.ORF.at. Schon seit längerem versuche der Tierparkbetreiber die beiden Tiere, eine Mutter und ihr Junges, mit einem Betäubungsgewehr zu erwischen. Nun wurden noch zusätzlich zwei Lebendfallen aufgestellt, die aber bisher auch noch keinen Erfolg brachten.

Luchs zeigte bei Angriff keine Scheu

Zuletzt gab es immer wieder Meldungen von Spaziergängern, die sich durch die beiden Tiere, die aus dem nahegelegenen Tierpark ausgebrochen waren und sich unmittelbar an den Wanderwegen aufhielten, bedroht fühlten. Am Freitag kam es dann schließlich zu dem Vorfall. Ein Luchs, das Muttertier, hatte den Hund einer Familie, die gerade im Naherholungsgebiet Buchenberg spazieren war, angegriffen. Der Hund wurde durch mehrere Bisse verletzt. Der Luchs zeigte bei dem Angriff keine Scheu und konnte erst durch mehrere Hiebe der Frau vertrieben werden.

Luchsjagd Waidhofen an der Ybbs Falle Angriff Hund

Naturpark Buchenberg

Seither wurde vergeblich versucht, die beiden Tiere einzufangen. Der Bürgermeister bestätigte, dass er auch einen möglichen Abschuss durch die Verantwortlichen im Land prüfen lasse. „Es geht mir aber in erster Linie darum, dass die Tiere lebendig gefangen werden können. Deshalb wurde auch ein Experte aus dem Nationalpark Kalkalpen hinzugezogen, der dem Tierparkbetreiber bei der Luchsjagd helfen soll“, erklärte Krammer.

Petition gegen Abschusspläne

Kurz darauf wurde von einem besorgten Bürger eine Petition ins Leben gerufen, die Luchse unter keinen Umständen abschießen zu lassen. Bis Montagmittag wurde diese von etwas mehr als 500 Personen unterzeichnet. Das Naherholungsgebiet Buchenberg ist derzeit jedenfalls nicht gesperrt, Warnschilder weisen aber darauf hin, dass das Betreten auf eigene Gefahr erfolgt. „Der Tierpark- und Tourismusbetrieb ist jedoch nach wie vor aufrecht“, betonte Tierparkbetreiber Andreas Plachy.

Christian Fuxjäger, Luchs-Experte aus dem Nationalpark Kalkalpen, betonte in einem Videointerview mit „Ybbstalnews.at“, dass von einem Luchs für Menschen überhaupt keine Gefahr ausgehe. Zwischenfälle würden stets Hunde betreffen, weshalb er empfiehlt, den Buchenberg vorerst nicht mit den Vierbeinern zu bewandern. Der Experte wurde mittlerweile für die Suche hinzugezogen. Bisherige Fang- und Betäubungsversuche scheiterten. So hatte der Betreiber des Tierparks das Muttertier mit einem Betäubungsgewehr getroffen, nur setzte die Wirkung erst ein, als der Luchs verschwunden war.

Rückzug in unwegsames Gelände

Wann und ob die Luchse gefangen werden können, war für den Tierparkbetreiber schwer zu sagen. Derzeit dürften sich die Raubkatzen in unwegsamem Gelände aufhalten. „Wir hoffen, dass sie bald wieder in begehbarem Gelände auftauchen und wir sie demnächst fangen können. Eventuell kommen sie auch freiwillig zurück oder wandern in ein anderes Gebiet ab“, erläuterte Plachy. Aus Hunger dürfte das Mutter-Kind-Gespann jedoch wohl kaum zurückkommen, schließlich gelangen der Luchsmutter bereits mehrere Risse, wie Kadaverfunde belegten.

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Naturpark Buchenberg

Das Luchsbaby zog sich zuletzt mit der Mutter ins Gebirge zurück

Sollten die Luchse nicht innerhalb von 42 Tagen seit ihrem Ausbruch gefangen werden, sind sie nicht länger im Besitz des Tierparks Buchenberg. Laut dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch (ABGB) wären sie dann Wildtiere und unterlägen dem Niederösterreichischen Jagdgesetz. Laut diesem darf ein Luchs nicht bejagt werden. Mit einer Ausnahmegenehmigung des Landes wäre ein Abschuss des Tieres aber möglich. Tierparkbetreiber Plachy konnte sich nicht vorstellen, dass es soweit kommt, doch „im Falle des Falles würde ich einen Abschuss nicht gutheißen.“

Wurde Gehegezaun aufgezwickt?

Das Luchsjunge dürfte laut Plachy durch ein kleines Loch im Zaun des Geheges entkommen sein. Eventuell wurde dieses von jemandem aufgezwickt. Die Mutter dürfte in der Folge - eventuell aus Angst um ihr Junges - über den Zaun gesprungen sein. Zwei weitere Luchse blieben im Gehege. Dass die beiden flüchtigen Raubkatzen die Anwesenheit von Menschen gewöhnt sind, zeigt ein Privatvideo: Die filmende Person konnte auf etwa drei bis fünf Meter an die Luchse herantreten, ohne dass sich die beiden sonderlich gestört fühlten - die Mutter pflegt seelenruhig das Fell ihres Jungtiers.