Winzer Krems arbeiten ihre Geschichte doch auf

Die Winzer Krems wollen ihre Vergangenheit nach anfänglichem Zögern doch aufarbeiten. Anlass dafür ist die Veröffentlichung des Romans „Der Wein des Vergessens“, der von der „Arisierung“ des Weingutes Riede Sandgrube erzählt.

„Der Wein des Vergessens“ von Bernhard Herrman und Robert Streibel erschien Ende August im Residenz-Verlag. Laut Buchbeschreibung war das Weingut Riede Sandgrube in der Wachau 1938 im Besitz des jüdischen Geschäftsmanns Paul Robitschek, sein Partner war August Rieger. „Die Denunziationen erleichtern die Arisierung jenes Besitzes, der zur Grundlage der berühmten Winzergenossenschaft Krems wird“, hieß es. Dieser NS-Raub sei bis heute nie Thema der Forschung gewesen.

Historikerin Bailer-Galanda als Beraterin beauftragt

Nun wollen die Winzer Krems die Vergangenheit aufarbeiten. Zur Aufarbeitung wurde laut einer Aussendung der Winzer die Historikerin und ehemalige Leiterin des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW), Brigitte Bailer-Galanda, als Beraterin beauftragt. „Allzu lang waren wir uns der historischen und moralischen Problematik nicht bewusst und wollen uns nun den kritischen Fragen dieser Zeit aufrichtig stellen. Wir bedauern, dass wir nicht bereits früher angemessen reagiert haben“, hieß es am Donnerstag vonseiten des Vorstandes der 1938 gegründeten Winzergenossenschaft. Diese habe im Vorfeld ein Gespräch mit den Autoren sowie die Aufarbeitung noch abgelehnt, wie auch der „Kurier“ und die „Niederösterreichischen Nachrichten“ berichteten.

Weingut Winzer Krems

Helge Kirchberger

Das Weingut der Winzer Krems

Es bestehe großes Interesse daran, die gegenwärtig in Romanform gegossenen Zusammenhänge auch wissenschaftlich aufzuarbeiten, teilten die Winzer Krems mit. In den kommenden Wochen sollen dafür entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen werden.

Bestürzung im Team des Festivals Glatt & Verkehrt

Begrüßt wurde die Entscheidung, sich nun mit dem Thema auseinanderzusetzen, vor allem vonseiten des Festivals Glatt & Verkehrt, das seit seiner Gründung 1997 an der Sandgrube 13 seinen wichtigsten Standort hat. Zuvor hieß es in einer Aussendung, das Team habe „mit großer Bestürzung“ von diesem Teil der Geschichte der Sandgrube 13 erfahren. „Zur Grundhaltung von Glatt & Verkehrt gehört es seit Anbeginn, kulturelle Vielfalt und Weltoffenheit in Form von musikalischen Ideen auf die Bühne zu bringen und erlebbar zu machen. Jede Art von Verschweigen oder Verharmlosung der Vorgänge zur Zeit des Nationalsozialismus lehnen wir ab“, wurde festgehalten.

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