Strengere Beißkorbpflicht ist umstritten

Nach dem Tod eines Einjährigen in Wien, dem ein Rottweiler in den Kopf gebissen hat, wird auch in Niederösterreich über eine strengere Beißkorbregelung diskutiert. Welche Maßnahmen sinnvoll sind, ist allerdings umstritten.

Wenn Hunde zubeißen, kann es gerade für Kinder lebensgefährlich sein. Österreichweit kam es im vergangenen Jahr zu 3.600 Hundebissen. Der in Niederösterreich für den Tierschutz zuständige Landesrat, Gottfried Waldhäusl (FPÖ), hatte sich am Dienstag in einer Aussendung für eine „generelle Beißkorbpflicht“ ausgesprochen, im „Niederösterreich heute“-Interview schwächt er diese Forderung am Mittwoch aber ab.

Per Gesetz herrsche bereits jetzt an öffentlichen Plätzen - vor Kindergärten oder Schulen etwa - eine Leinen- oder Beißkorbpflicht, so Waldhäusl. „Ich glaube, dass es nur vernünftig sein kann, an diesen Plätzen die Leine und den Beißkorb gesetzlich zu verankern.“ In Hundefreilaufzonen oder im ländlichen Raum könne man allerdings darüber diskutieren, so Waldhäusl.

Geteilte Meinungen von den Parteien

Von der ÖVP heißt es dazu, dass man keine Anlassgesetzgebung wolle. Klubobmann Klaus Schneeberger will zwar eine Verschärfung des Gesetzes, aber wohlüberlegt. „Experten anhören und schauen, was ein moderater Weg ist, der zum einen für die Menschen, die Hunde als Begleitung brauchen, wollen und lieben, dass wir die dort belassen, aber dort, wo es Gefährdungspotenzial gibt, dass wir da entsprechende Vorgaben machen“, so Schneeberger.

Die SPÖ warnt vor Panikmache, Tierschutzsprecher Rainer Windholz spricht sich für verpflichtende Kurse sowie Promillegrenzen für alle Hundehalter aus. Die Landessprecherin der Grünen, Helga Krismer, fordert die Einhaltung der geltenden Gesetze und unterschiedliche Typen von Hundeführscheinen für alle Hunde. NEOS-Abgeordneter Helmut Hofer-Gruber kann sich eine Beißkorbpflicht vorstellen und fordert eine bundesweite Regelung.

Hundeexperten gegen generelle Beißkorbpflicht

Der Verein „Rettungshunde Niederösterreich“ spricht sich gegen eine generelle Beißkorbpflicht aus. Beißunfälle würden oft im häuslichen Umfeld passieren, eine Ausweitung sei nicht zielführend. Man solle stattdessen den Hundeführschein überarbeiten, heißt es seitens des Vereins.

Beim Dachverband der Hundevereine Österreichs, dem Kynologenverband, kann man einer Leinen- und Beißkorbpflicht an öffentlichen Plätzen etwas abgewinnen, fordert aber auch mehr Zeit für ein überlegtes Gesetz. „Der KV vertritt die Meinung, dass die generelle Maulkorb- und Leinenpflicht überall für jederzeit und allenorts nicht sinnvoll ist, weil es für den Hund eine massive Einschränkung darstellt“, sagt Katja Wolf, Sprecherin des Kynologenverbands. „Selbstverständlich an sehr belebten Orten und wo wirklich viel los ist, macht es Sinn.“

Eine Gesetzesänderung dürfte in Niederösterreich also kommen, allerdings nicht sofort. Auch die Stadt Wien verschärft nach dem Tod des einjährigen Buben, der von einem Rottweiler gebissen wurde, erneut das Tierhaltegesetz. Unter anderem soll ein Alkohollimit für Hundehalter eingeführt werden, wie es auch für Autofahrer gilt - mehr dazu in wien.ORF.at.

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