Gugging-Spezial: Brandauer liest Bowie-Texte

David Bowie hat das Haus der Künstler in Maria Gugging in den 90er Jahren mehrmals besucht. Klaus Maria Brandauer war vor über 30 Jahren erstmals dort. Bei einer Lesung sorgten beide Namen jetzt für ein volles Haus.

Die sechste Ausgabe der Konzert- und Eventserie „galerie gugging special edition“ in der Klosterneuburger Katastralgemeinde Maria Gugging (Bezirk Tulln) rief großes Publikumsinteresse hervor. Die Tickets für die Nachmittagsveranstaltung in der Villa Gugging waren binnen weniger Minuten vergriffen.

Bowie war 1994 gemeinsam mit Andre Heller und Musikproduzent Brian Eno zu Besuch im Haus der Künstler gewesen. Diese Momente hielt Fotografin Christine de Grancy mit der Kamera fest. Die Bilder waren erstmals vergangenes Jahr in der Galerie Crone in Wien zu sehen. Bowie ließ sich von den eigenständigen Arbeitsweisen der Gugginger Künstler inspirieren.

Gugging als Bowies Inspiration

Die autodidaktisch entstandenen Werke von Menschen mit psychischer Erkrankung oder geistiger Behinderung, also die Kunst von „Outsidern“, lagen Bowies 1995 erschienenem Album „Outside“ zugrunde, das er mit Eno produzierte. Dieses Faktum habe man nun einer breiten Öffentlichkeit bekannt machen wollen, erklärt Michael Martinek, der Kurator der Veranstaltungsreihe.

Klaus Maria Brandauer

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Klaus Maria Brandauer

„Dass Bowie selbst zweimal in Gugging zu Gast war, wissen bis heute nicht sehr viele Menschen. Wir haben gesagt, wir wollen die Texte zurückbringen an den Ort, wo sie wirklich entstanden sind, also da, wo Bowie Zeit mit den Künstlern verbracht und recherchiert hat.“ Für die Lesung konnte man keinen geringeren als Golden-Globe-Preisträger Brandauer gewinnen. Er habe nicht lange gefragt werden müssen, sagt der Schauspieler. „Es hat mich sofort interessiert, weil mir Bowies Texte gefallen, seit es sie gibt, genauso wie seine Haltung im Leben“, sagt Brandauer.

Deutsche Fassung von „Heroes“

Der 75-Jährige war vor über 30 Jahren erstmals in Gugging. Für den Schauspieler und Regisseur ist es ein spannender Ort: „Ich bin ja hier unter Künstlern, wenn ich mir die Bilder anschaue, und ich habe das Glück gehabt, dass ich schon vor vielen Jahrzehnten drei Bilder von Johann Hauser bekommen habe.“ Brandauer las ausgewählte Songtexte, für deren Entstehung die Gugginger Künstler und der Ort selbst als Inspirationsquelle dienten, aber auch frühere Lyrics von Bowie, wie etwa die deutsche Fassung von „Heroes“.

Brandauers ausdrucksstarke Lesung bescherte dem Publikum eine facettenreiche Wiederbegegnung mit Bowie-Werken, wie man sie bis jetzt nicht kannte. Musikalisch umrahmt wurde die Lesung von den beiden Sound-Künstlern Jana Irmert aus Deutschland und Runar Magnusson aus Island.

Doris Henninger, noe.ORF.at