Mit Glasfaser der Abwanderung trotzen

Drei innovative Gemeinden - Großschönau, St. Martin und Bad Großpertholz (alle Bezirk Gmünd) - haben schon vor 14 Jahren auf eigene Kosten Glasfaserleitungen verlegt und profitieren heute von dieser damals höchst umstrittenen Aktion.

Die Leitungen wurden ab 2004 mit den Abwasserkanälen vergraben, mit Kosten von mehr als einer Million Euro pro Gemeinde. Dafür hat dort jetzt jeder, der will, optimales Internet. In einer Abwanderungsregion ist oft Kreativität gefordert, und Weitblick. Sankt Martins Bürgermeister Peter Höbarth (ÖVP) berichtet von einem langfristigen Erfolg.

Die Einwohner seien heute stolz auf dieses Vorzeigeprojekt, denn St. Martin sei immer als Bauerndorf angesehen worden und heute sei man in der Infrastruktur weit vorne, so Höbarth. Viele Menschen, die hierher ziehen, nennen die Glasfaser-Infrastruktur als Grund.

Erst diskutiert, jetzt bewährt

Der Initiator der Aktion war Großschönaus Bürgermeister Martin Bruckner (ÖVP), der von heftigen Diskussionen in der Anfangsphase berichtet. Aber nachträglich, so Bruckner, habe sich alles bewahrheitet, was damals von den Vertretern der drei Gemeinden vorausgesehen worden sei.

Großschönau Sankt Martin Bad Großpertholz ??

ORF

Großschönau, St. Martin und Bad Großpertholz investierten vor 14 Jahren in schnelles Internet - und haben dadurch nun Infrastruktur- und Standortvorteile

In St. Martin profitierte zum Beispiel die damals neue Kläranlage als erste davon, die 100 Pumpwerke für die Großanlage werden alle von der Zentrale aus gesteuert, die schnellen Leitungen machen es möglich. Von den Haushalten der Gemeinde sind derzeit 44 Prozent an dieses Netz angeschlossen, das von keinem der großen Internet-Unternehmen, sondern von einem lokalen Waldviertler Provider betrieben wird.

Die Gemeinden haben kürzlich neue Verträge abgeschlossen und bekommen künftig pro Abnehmer zehn Euro Miete im Monat. So soll sich die Millioneninvestition in Zukunft rechnen. Denn der Zustrom hält an, berichtet Peter Höbarth. Die Leitungen wurden zu jedem Haus verlegt, jeder der wolle, könne jederzeit anschließen, und das tun immer mehr.

Unternehmen sind international tätig

Was aber mindestens genauso wichtig bewertet wird ist die Tatsache, dass Unternehmen von hier aus international tätig sein können, wie der Waldviertler Schlachthof. Hier werden noch während der Schlachtung die Tiere gescannt und die Daten sofort in die Unternehmenszentrale nach Graz übertragen, wo in Minutenschnelle entschieden wird, wohin welches Fleisch geliefert wird.

Das erfordert eine schnelle Übertragung hoher Datenmengen, denn die EU-Schlachthöfe an den unterschiedlichen Standorten sind untereinander vernetzt - was in weiterer Folge auch ein wesentlicher Faktor für den Export ist. Heute wird ein ähnliches Konzept in Modellregionen im ganzen Land angewendet, die drei Waldviertler Pioniergemeinden profitieren schon zwölf Jahre davon.

Robert Salzer, noe.ORF.at

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