kika/Leiner: Visionen ohne weiteren Jobabbau

Der neue Chef von kika/Leiner, Reinhold Gütebier, hat bei einer Pressekonferenz seine Vision der Einrichtungshäuser präsentiert. Neuerliche Filialschließungen oder Jobabbau schließt er aus. In drei Jahren soll wieder Gewinn geschrieben werden.

„Es fehlt an Pfiff, Charme und Inszenierung“, sagte Gütebier am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Er wolle kika/Leiner nun in „sicheres Fahrwasser führen“, so der Norddeutsche, der seit Anfang Oktober die Geschäfte der Möbelketten mit Sitz in St. Pölten führt. Das heiße, raus aus Umsatz- und Kundenschwund sowie Verlusten.

In den nächsten Monaten will das Management eine „Rundreise“ durch alle Filialen machen und entscheiden, ob nur kosmetische Änderungen oder große Umbauten notwendig sind. Geld dafür sei da, heißt es. Hinter kika und Leiner steht der Immobilieninvestor Rene Benko mit seiner Signa Holding. Wie viel Geld Benko zuschießen wird, sagte Gütebier nicht. Er kenne die Summe noch nicht.

kika/Leiner Vorstandschef Reinhold Gütebier

APA / Helmut Fohringer

Der neue kika/Leiner-Vorstandschef Reinhold Gütebier präsentierte am Dienstag seine Pläne vor der heimischen Presse

Weitere Filialschließungen ausgeschlossen

Wie bereits seit Mitte August bekannt ist, sperren bis Ende 2017 vier kika/Leiner-Standorte zu, davon zwei in Niederösterreich, kika in Vösendorf (Bezirk Mödling) und Leiner in Wiener Neustadt. Auch die kika-Filiale in Spittal an der Drau (Kärnten) und die Leiner-Filiale in Innsbruck werden geschlossen. 712 Beschäftigte (auf Vollzeitbasis) verlieren ihren Job. Damit sei der Jobabbau geringer ausgefallen aus gedacht, heißt es. Ins Jahr 2019 geht kika/Leiner in Summe mit 42 Filialen und etwa 4.500 Beschäftigten. Weitere Filialschließungen oder einen neuerlichen Personalabbau schloss Gütebier aus.

Unsicher ist aus derzeitiger Sicht allerdings, was mit den über 20 osteuropäischen Filialen passiert, die zuletzt Umsätze in Höhe von 200 Mio. Euro beisteuerten. Eine Entscheidung soll im Dezember fallen, kündigte Gütebier an. Ein Verkauf dieser Filialen wird jedenfalls nicht ausgeschlossen.

Auch die Zukunft der prominenten Leiner-Filiale auf der Mariahilfer Straße ist noch nicht gewiss. Eigentümer Rene Benko schwebt hier ein Luxuskaufhaus nach dem Vorbild des Berliner Kaufhauses des Westens (KaDeWe) vor. Das KaDeWe gehört auch zum Imperium des Immobilieninvestors. Pikantes Detail am Rande: Im obersten Stockwerk der Leiner-Immobilie auf der Mariahilfer Straße wohnt der frühere Kika/Leiner-Eigentümer Herbert Koch. Die Familie Koch verkaufte die Möbelketten im Jahr 2013 an die südafrikanische Steinhoff-Gruppe.

Veränderungen bei Marken und Marketing

Geht es nach dem neuen Vorstandschef sollen die angeschlagenen Möbelketten jedenfalls in drei Jahren wieder Gewinne schreiben. Bis dahin seien laut Gütebier umfangreiche Änderungen notwendig. Das neue Führungsteam setzt etwa auf eine strikte Zwei-Marken-Strategie von kika und Leiner.

Kika soll ein breites und tiefes Sortiment im Preiseinstiegsbereich anbieten, Leiner im gehobenen Bereich mit „großen Marken“ ausgebaut werden. Auch Leiner soll Möbel im Preiseinstiegsbereich führen, aber nicht in der Breite und Tiefe wie kika. Zuletzt habe es laut Gütebier zu viele Überschneidungen und kein geschärftes Markenprofil gegeben.

kika/Leiner Vorstandschef Reinhold Gütebier

APA / Helmut Fohringer

Oliver Müther (Geschäftsführer Einkauf), kika/Leiner-Vorstandschef Reinhold Gütebier und Darius Kauthe (CFO)

„Erhebliche strategische Veränderungen“ schweben Gütebier beim Marketing vor. Es müsse ein „Willhaben-Gefühl“ entstehen und emotional zugehen. „Wir sind bereit, hier zu investieren“, sagte Gütebier, ohne auch hier konkrete Zahlen zu nennen.

Große Veränderungen darf nach diesen Ankündigungen auch das Verkaufspersonal erwarten. Im Fokus stünden aktives Verkaufen und Freundlichkeit. „Wir wollen der Servicewüste Österreich trotzen“, sagte Gütebier. Der Belegschaft stehe ein „gewaltiges Schulungsprogramm“ bevor. Denn: „Der Krieg wird auf der Fläche entschieden“, so die Kampfansage des neuen Chefs.

„Ich bin nicht gekommen, um zu scheitern“

Der neue CEO der Möbelketten zeigte sich bei der Pressekonferenz keinesfalls zurückhaltend. Er wolle die Ketten in die „Champions League“ zurückführen, meinet Gütebier. „Zum Ende meiner beruflichen Laufbahn nehme ich eine Herkulesaufgabe an“, sagte der 66-Jährige, der kürzlich sein 50-jähriges Berufsjubiläum in der Möbelbranche hatte. „Ich bin nicht gekommen, um zu scheitern.“

kika/Leiner Vorstandschef Reinhold Gütebier

APA / Helmut Fohringer

kika/Leiner-Vorstandschef Reinhold Gütebier stellte sich mit Kampfrhetorik vor die heimische Presse

Gütebier hat dabei auch die Marktführerschaft von kika und Leiner vor Augen, räumte aber ein, dass dies nicht sehr realistisch sei. Laut Zahlen von Kreutzer Fischer & Partner kommt derzeit XXXLutz auf einen Marktanteil von 30 Prozent in Österreich, kika/Leiner auf 21,8 Prozent und Ikea auf 15,4 Prozent. Zuletzt lag der Umsatz von kika und Leiner in Österreich zusammen bei etwa 800 Mio. Euro.

Unter dem vorherigen Eigentümer Steinhoff, der seit fast einem Jahr wegen eines Bilanzskandals in den Schlagzeilen ist, brachen die Umsätze zweistellig ein. Nun sei ein zweistelliges Wachstum notwendig, sagte Gütebier. Auch beim Online-Geschäft räumte der Vorstand „erhebliche Versäumnisse“ ein, die beseitigt werden müssten. Allererste Priorität habe aber das stationäre Geschäft.

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