Verstärkte Ausbildung für Allgemeinmediziner

Im Kampf gegen einen Ärztemangel soll die medizinische Ausbildung in Niederösterreich ausgeweitet werden. In der Karl-Landsteiner-Universität in Krems wird es zusätzliche Professuren geben, erstmals auch eine für Allgemeinmedizin.

Im nächsten Herbst wird eine Stiftungsprofessur – also ein vom Land Niederösterreich in der Startphase finanzierter Lehrstuhl – im Fach „Biostatistics and Data-Science“ eingerichtet, ebenso wie einer im Fach „Allgemein- und Familienmedizin“. Bei der Präsentation in St. Pölten bezeichnete Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) das neue Studium als „österreichweit einzigartig“. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) betonte, dass es das Ziel sei, die Ausbildung zum Allgemeinmediziner noch attraktiver zu machen. Es sei zudem ein Versuch, dem Ärztemangel auf dem Land zu begegnen. Dafür würden in den nächsten fünf Jahren rund 1,8 Millionen Euro bereitgestellt.

Mit den damit verbundenen Forschungsprojekten hebe man die Ausbildung des Allgemeinmediziners auf eine neue Ebene, so Mikl-Leitner. Allerdings schränkte Rudolf Mallinger, der Rektor der Karl-Landsteiner-Privatuniversität, ein: „Garantie, dass die so ausgebildeten Mediziner dann wirklich aufs Land gehen und den aus meiner Sicht attraktiven Beruf des Landarztes ergreifen, gibt es keine“.

Ausbildung Allgemeinmediziner

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Die Ausbildung zum Allgemeinmediziner soll noch attraktiver werden

Universitäre Forschung soll forciert werden

Forciert werden soll auch die universitäre Forschung. Sechs Millionen Euro werden investiert, um an den Universitätskliniken in Krems, St. Pölten und Tulln Räumlichkeiten für Forschung und Lehre zu schaffen, kündigte Mikl-Leitner an. 3,8 Millionen Euro für einen Ausbau der Pathologie in St. Pölten, 1,6 Millionen für die Erweiterung des Zubaus in Tulln und 600.000 Euro für die entsprechenden Räumlichkeiten für Studierende in Krems. Darüber hinaus werde man 2,5 Millionen Euro jährlich für die Rahmenbedingungen, unter anderem für das Personal, zur Verfügung stellen.

So soll eine Stiftungsprofessur für „Biostatistics and Data Science“ am Standort der Karl Landsteiner-Privatuniversität dafür sorgen, dass sich die Studierenden im Umgang mit Forschungsdaten weiterbilden können und, dass für Mediziner wichtige Daten für ihre Forschung verfügbar werden. Dadurch ermögliche man Studierenden, Erfahrungen im Bereich der Forschung zu sammeln, und für Mediziner werde es attraktiver, in Niederösterreich zu arbeiten.

Ausbildung Allgemeinmedizinier

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Durch die Stiftungsprofessur „Biostatistics and Data Science“ sollen wichtige Daten für die Forschung verfügbar werden

Landsteiner-Uni: „In einigen Bereichen exzellent“

Aufgabe einer Universität sei es, die Studierenden bestmöglich auszubilden, aber auch ein Umfeld zu schaffen, das es ermögliche, exzellente Forschung zu betreiben“, sagte Rektor Mallinger. Der Karl Landsteiner-Universität sei es gelungen, „das Medizinstudium an unserer Universität so zu etablieren, dass wir sagen können, das Studium in Krems gehört zu den besten Medizinstudien nicht nur in Österreich“. Nun sei es darüber hinaus auch möglich, „die Forschung ganz gezielt zu fördern“, freute sich Mallinger, denn „Universitäten funktionieren nur mit hochqualitativer Forschung“. Man wolle ein Profil der Forschung entwerfen, mit dem man nicht überall herausragend sein werde, das sei nicht möglich, aber in einigen Bereichen exzellent, so Mallinger.

Markus Klamminger, medizinischer Geschäftsführer der Landeskliniken-Holding, verwies auf 14 Forschungsprojekte, die allein jetzt im November an den drei Universitätskliniken St. Pölten, Krems und Tulln laufen. Im gesamten Jahr seien 64 zusätzliche Forschungsprojekte initiiert worden, so Klamminger.

Ausbildung Allgemeinmediziner

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Die Karl-Landsteiner-Uni wurde 2013 gegründet

Zu wenig Studienplätze für Mediziner

Kritik übte der für die Landeskliniken zuständige Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf am Bund bezüglich der Studienplätze für Mediziner an öffentlichen Universitäten. Es habe 16.000 Anwärterinnen und Anwärter gegeben, aber nur 1.600 Studienplätze. Das sei viel zu wenig und zwinge viele, die gern Mediziner geworden wären, in andere Studien. Das sei kontraproduktiv und – wörtlich – „unsinnig“. Er suche das Gespräch mit dem Bund in dieser Causa.

Die Karl-Landsteiner-Privatuniversität in Krems wurde im Jahr 2013 gegründet und übersiedelte 2017 in ein neues Gebäude auf dem Campus Krems. Waren es anfänglich 28 Studierende, so sind es jetzt bereits mehr als 300. Im Sommer 2019 werden die ersten 25 Studierenden ihre Promotion feiern können.

Robert Salzer, noe.ORF.at

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