Industriebetriebe investieren wieder mehr

Die niederösterreichischen Industriebetriebe nehmen wieder mehr Geld für Investitionen in die Hand. Mehr als jeder zweite Betrieb findet das Klima für Investitionen gut. Allerdings kämpfen die Betriebe auch mit Problemen.

Aus einer aktuellen Umfrage der Wirtschaftskammer Niederösterreich (WK NÖ) und der Industriellenvereinigung Niederösterreich (IV NÖ) zum Investitionsklima geht hervor, dass mehr als die Hälfte der insgesamt 43 befragten Industriebetriebe die Rahmenbedingungen besser beurteilt als noch bei der letzten Befragung vor zwei Jahren. Vier von zehn Unternehmen planen, ihre Investitionstätigkeit in den nächsten zwölf Monaten auszuweiten. Geplant seien vor allem Maßnahmen zur Unternehmenserweiterung und zur Automatisierung bzw. Digitalisierung.

Dass aber in etwa gleich viele Betriebe angeben, dass sie ihre Investitionen unverändert lassen und knapp 20 Prozent der Betriebe weniger Geld in die Hand nehmen werden, lässt sich laut Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung vor allem auf zu hohe finanzielle Belastungen und Personalnot zurückführen.

PK

ORF NÖ

Die Industrie nimmt wieder mehr Geld in die Hand, die Rahmenbedingungen könnten aber besser sein.

Aus für kalte Progression gefordert

Neben der schwierigen Suche nach geeigneten und gut qualifizierten Fachkräften empfinden die Unternehmen die finanziellen Regulierungen als zu hoch, um international wettbewerbsfähig zu sein, sagt Sonja Zwazl, Präsidentin der Wirtschaftskammer Niederösterreich: „Die Lohnnebenkosten und sämtliche Steuern und Abgaben sind ein großes Hemmnis für betriebliche Investitionen. Hier braucht es Deregulierungsmaßnahmen. Das Aus für die kalte Progression ist längst überfällig“, so Zwazl.

Der Präsident der Industriellenvereinigung Niederösterreich, Thomas Salzer, sieht den Bund in der Pflicht: „Es ist alarmierend, wenn Unternehmen die Lohnnebenkosten als größtes Hindernis empfinden, um zu investieren. Hier ist der Staat gefordert, dass er sich davon verabschiedet, jährlich stärker zu profitieren als die Mitarbeiter. Wenn mehr Geld bei den Mitarbeitern ankommt, hilft das auch den Unternehmen, weil das letztlich zu niedrigeren Lohnabschlüssen führen kann“, so Salzer.

Betriebe kämpfen mit Fachkräftemangel

Der Großteil der Industriebetriebe hat Schwierigkeiten, ausreichend und gut qualifiziertes Personal zu finden. Dazu zählt etwa der Kunststoffverarbeitungsbetrieb Wittmann-Battenfeld, der in den letzten beiden Jahren zwölf Millionen Euro in den Standort in Kottingbrunn (Bezirk Baden) investiert hat und derzeit 35 Lehrlinge ausbildet.

„Unsere Investitionen vor allem im Bereich der Produktion sind notwendig, weil wir 95 Prozent unserer Produkte exportieren und nur durch Innovation wettbewerbsfähig bleiben können. Da es aber besonders schwer ist, Mitarbeiter zu finden, die auch im Schichtbetrieb arbeiten wollen, stellt das immer wieder ein Problem dar“, sagt Geschäftsführer Georg Tinschert. Aus Mangel an geeignetem Personal aus Österreich greift man bei Wittmann-Battenfeld auf Fachkräfte aus dem Ausland zurück, vor allem aus Ungarn.

Salzer: Pensionswelle „wird Lücke hinterlassen“

Für den Präsidenten der Industriellenvereinigung Niederösterreich, Thomas Salzer, ist klar: „Investitionen in hochmoderne Technik machen nur Sinn, wenn man auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat, die diese Geräte bedienen können.“ Zwar gäbe es in Niederösterreichs Industriebetrieben wieder mehr Lehrlinge, vom Beginn einer Trendwende möchte Salzer deswegen aber nicht sprechen: „Wir wissen, dass in den nächsten Jahren in den Unternehmen ein großer Teil des Personals in Pension gehen wird und eine große Personallücke hinterlässt. Da hilft ein kleiner Positivtrend der Lehre zu wenig.“

Wirtschaftskammerpräsidentin Sonja Zwazl wünscht sich eine Anpassung der Lehrpläne in den Schulen sowie eine verstärkte Bewerbung der Lehre bei Eltern: „Lehrlinge haben eine sehr gute Chance am Arbeitsmarkt und die Lehre kann und soll als ernsthafte Alternative zu einem Hochschulstudium gesehen werden“, so Zwazl.

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