Bodenverbrauch kann Arbeitsplätze kosten

Wenn zu viel Grünfläche verbaut wird, leidet nicht nur die Artenvielfalt und die Wasserwirtschaft, sondern auch heimische Jobs werden gefährdet. Zu diesem Schluss kommt eine von der Hagelversicherung in Auftrag gegebene Studie.

Wenn Grünland wie Wiesen- oder Ackerflächen beansprucht und in Folge auch bebaut werden, dann sprechen Expertinnen und Experten von Bodenversiegelung. Betonierte Flächen verlieren aber zum Beispiel ihre Fähigkeit, Wasser aufzunehmen. Die jüngste Studie der Österreichischen Hagelversicherung, die von der Johannes-Kepler-Universität Linz durchgeführt wurde, stellt Österreich kein gutes Zeugnis aus.

„Wir sind hier Europameister im negativen Sinne. Wenn wir so weitermachen, werden unsere Enkel uns später fragen, warum wir so gehandelt haben. Wenn wir so weitermachen, haben wir in 200 Jahren keine Böden mehr“, so Kurt Weinberger, Vorstandvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung. Er hielt fest, dass Österreich die größte Supermarktfläche und das dichteste Straßennetz Europas habe und dennoch immer mehr auf neuen Flächen gebaut werde, während Ortszentren aussterben.

03.12.18 Bodenverbrauch Versiegelung Hagelversicherung Umwelt

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Bei der Pressekonferenz wurde betont, dass Bodenversiegelung auch Effekte auf Schutzmaßnahmen gegen Hochwasser haben kann

Dass das aber nicht nur umweltpolitisch, sondern auch volkswirtschaftlich bedenklich sei, betonte Studienautor Friedrich Schneider von der Johannes-Kepler-Universität Linz: „Die Bodenversiegelung reduziert die landwirtschaftlich nutzbare Fläche und führt sowohl zu einem Verlust von Wertschöpfung in Millionenhöhe als auch zu einer Gefährdung von tausenden Arbeitsplätzen.“ In zehn Jahren würden 216 Millionen Euro an Wertschöpfung und österreichweit knapp 20.000 Arbeitsplätze verloren gehen, in besonderem Maße betreffe dies die Landwirtschaft.

Boden als Ressource für die Zukunft schützen

In ganz Österreich werden immer mehr Flächen erschlossen und baulich verwendet. Zersiedelung ist das Schlagwort, das Fachleute in den Mund nehmen, wenn sich Ortschaften auf Kosten des noch unbebauten Raums immer weiter ausdehnen. Die täglich neu verbaute Fläche gehe zwar zurück, so die Experten, liege aber mit einer Fläche von umgerechnet 20 Fußballfeldern trotzdem fünf Mal höher als das bundesweite Ziel von zweieinhalb Hektar. Das führe nicht zuletzt auch dazu, dass teure Investitionen in bauliche Maßnahmen für Hochwasserschutz vonnöten sind, sobald der Boden immer weniger Wasser aufnehmen kann.

Studienautor Schneider empfahl, dass die Kommunalsteuer statt von den Gemeinden vom Land eingenommen werden sollte. Außerdem sollten Böden mit besonders hoher Qualität vor der Bebauung geschützt werden können und Revitalisierungsmaßnehmen von alten und leerstehenden Gebäuden und Betriebsflächen gefördert werden.

Waldviertelautobahn sei „ökologisch bedenklich“

Die möglichen Pläne zur Waldviertelautobahn sah Studienautor Schneider kritisch: „Hier stellt sich die Frage, ob es diese Straße braucht und ob es nicht andere Möglichkeiten gibt, die weniger Boden versiegeln. Mobilitätskonzepte, die aufs Auto setzen, sind nicht zukunftsfähig.“ Der Boden sei eine für die Zukunft unerlässliche Ressource und daher müsse es gelingen, wirtschaftliche Überlegungen anzustellen, die gleichzeitig ökologisch vertretbar seien, so Schneider.

Der in der katholischen Kirche für Umweltfragen zuständige Diözesanbischof Alois Schwarz von der Diözese St. Pölten stellte sich bei der Präsentation der Studienergebnisse als „Bodenbotschafter“ vor. Er wolle Bewusstsein schaffen und plädierte für neue Raumordnungskonzepte. „St. Pölten zum Beispiel wächst durch seine Nähe zu Wien, die Bürgermeister der umliegenden Ortschaften suchen allesamt nach Grünland, das bebaut werden kann. Es braucht übergeordnete Raumordnungspläne“, so Schwarz.

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