Billigairline-Boom auf Flughafen Schwechat

Der Flughafen Wien-Schwechat steuert heuer auf ein Rekordjahr zu, erstmals werden in der Geschichte des Airports 26 Millionen Passagiere erwartet. Einer der Gründe für dieses enorme Wachstum ist ein Boom der Billigairlines.

Egal, wo man sich auf dem Flughafen Wien-Schwechat bewegt, ob bei der Anfahrt mit dem Auto, auf dem Bahnsteig oder in den Abflughallen, sie sind überall und sie sind überdimensional: die Werbungen der Billigfluglinien wie etwa der British-Airways-Tochter Level, Laudamotion und Wizz Air. Um 20 bis 40 Euro von Schwechat aus quer durch Europa zu fliegen, das ist derzeit Realität.

14 Low-Cost-Carrier fliegen aktuell auf Wien

14 Low-Cost-Carrier, also Billigfluglinien, starten und landen derzeit in Wien-Schwechat. Die größten Low-Cost-Carrier sind hier Eurowings (187 Flüge pro Woche), Wizz Air (126 Flüge pro Woche), Laudamotion (107) und easyJet (94). Der Flughafen konnte heuer bei den Billigairlines von Jänner bis September ein Wachstum von 40 Prozent verzeichnen.

Der Hauptgrund: Nach der Air-Berlin-Pleite wurden diese Flugbewegungen aufgefangen und von den Airlines erweitert. „Wir hatten im letzten Jahr rund vier Millionen Passagiere, die mit Low-Cost-Carriern geflogen sind. Wir rechnen heuer damit, dass es etwas mehr als sechs Millionen Low-Cost-Passagiere werden, also ein Wachstum von rund 50 Prozent“, sagte Flughafen-Vorstandsdirektor Julian Jäger.

A312 Wizz Air

Wizz Air

Die ungarische Billigairline Wizz Air möchte nächstes Jahr schon fünf Maschinen in Schwechat stationiert haben

Die Billigairlines werden also ein immer wichtigerer Geschäftszweig für den Flughafen und lassen auch die Passagierzahlen in die Höhe schnellen. Das zeigt auch die Entwicklung. Wurden im Jahr 2000 noch knapp zwölf Millionen Passagiere abgefertigt, waren es 2010 schon knapp 20 Millionen. Für heuer erwartet der Flughafen erstmals in der Geschichte 26 Millionen Passagiere. Laut Jäger werden auch neue Passagiergruppen erschlossen. „Wir sehen, dass jetzt deutlich mehr Passagiere aus unseren Nachbarländern kommen, als das in der Vergangenheit der Fall war. Wir sehen es auch in der Touristik. Ich glaube, die Hotels in Wien und Umgebung hatten noch nie einen so guten Herbst wie zurzeit.“

Insgesamt ist die aktuelle Entwicklung also für den Wirtschaftsstandort sehr positiv, gleichzeitig aber auch eine große Herausforderung. Allein heuer ist die Zahl der Beschäftigten um 2.500 gewachsen. Die Infrastruktur soll weiter ausgebaut werden, sagte Vorstandsdirektor Günther Ofner. „Dazu zählt die Umfahrungsstraße zur Entlastung der Gemeinden, die an den Flughafen angrenzen. Dazu zählt aber vor allem eine leistungsfähige Bahnverbindung Richtung Bratislava und natürlich der Ausbau des Straßennetzes nach Bratislava. Und was uns besonders schmerzt: Der City Airport Train ist voll, wir können aber keine weitere Erweiterung vornehmen“, so Ofner.

Luftfahrtexperte rechnet mit ersten Pleiten 2019

Immer absurder erscheint die Preisschlacht der Billigfluglinien. So kann man etwa an günstigen Tagen um 20 Euro von Wien nach Marrakesch fliegen. Im Vergleich kostet ein Zugsticket vom Flughafenbahnhof nach Salzburg durchschnittlich 60 Euro. Nicht weniger als vier Billigflieger fliegen diesen Winter nach Malaga. Diese Entwicklung bezeichnet der Luftfahrtexperte Kurt Hofmann nicht als nachhaltig. „Das enorme Angebot an Billigfluglinien wird sich sicherlich auflösen. Es gibt auf gewissen Strecken einfach Überkapazitäten. Es ist Faktum, dass sich irgendjemand einfach zurückziehen wird. Zudem wird der steigende Treibstoffpreis die Tickets wohl oder übel verteuern müssen. Dann wird man sehen, wer wo auf welcher Strecke sitzen bleibt.“

Als „aktuell positiv“ bezeichnet Hofmann die Entwicklung für den Flughafenstandort. „Es kommen ja nicht nur die Billigfluglinien, es kommen auch die Langstreckenfluglinien. ANA aus Japan und Air Kanada kommen etwa zurück nach Wien. Es bewegt sich wirklich viel auf dem Flughafen.“ Laut Hofmann könnte der Flughafen im Jahr 2019 erstmals die 30-Millionen-Passagiere-Marke erreichen.

Benedikt Fuchs, noe.ORF.at

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