„Pumpgun-Ronnie“: Bankraub im Laufschritt

Der gebürtige Niederösterreicher Johann Kastenberger erlangte vor 30 Jahren als Bankräuber unter dem Namen „Pumpgun-Ronnie“ zweifelhafte Berühmtheit. Der Marathonläufer raubte Banken im Laufschritt aus.

Mit einer Ronald-Reagan-Maske vor dem Gesicht und einer Pumpgun in der Hand verübte Johann Kastenberger acht Banküberfälle in Serie. Er raubte mehrere Millionen Schilling und blieb für die Öffentlichkeit lange Zeit ein Phantom. Josef Deutsch vom Landeskriminalamt war damals ein junger Ermittlungsbeamter. Er erinnert sich an den großen Kriminalfall.

Bild aus Video-Überwachung bei Banküberfall

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Ein Bild von „Pumpgun-Ronnie“, getarnt mit einer Maske, die den damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan darstellt, durch die Überwachungskamera einer Bank

Kastenberger hielt ganz Österreich in Atem. „Es war wohl jeder Gendarm, Polizist und Kriminalbeamte damals auf der Jagd nach ‚Pumpgun-Ronnie‘. Außerdem war es ein riesiges Medienspektakel. Alle haben sich gefragt, wer da hinter dieser Maske steckt“, so Deutsch im Gespräch mit noe.ORF.at..

Der Marathon-Mann, der zum Bankräuber wurde

Der 1958 in St. Leonhard am Forst (Bezirk Melk) geborene Kastenberger hatte sich früh als Sportler einen Namen gemacht. Der pensionierte Gendarm Johann Hintersteiner stammt wie Kastenberger ebenfalls aus St. Leonhard am Forst. Er erinnert sich an den ehrgeizigen Sportler Johann Kastenberger. „Er hat sich zunächst beim Fußball engagiert, war dann später immer nur am Lauftraining und ist dann schließlich erfolgreicher Marathonläufer geworden“, erzählt Hintersteiner.

Johann Kastenberger Pumpgun Ronnie

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Die Überfälle von „Pumpgun-Ronnie“ im Jahr 1988 waren Vorbild für den 2010 produzierten Film „Der Räuber“

Das Laufen wurde für Kastenberger zur Passion. Seine Kondition kam ihm bei den Überfällen zugute. Als sich 1985 der erste Banküberfall im Bezirk St. Pölten ereignete, der auf Kastenbergers Konto ging, ahnte noch niemand, dass es eine ganze Serie werden würde. Der erste Überfall missglückte zwar und Kastenberger floh ohne Beute, aber es war der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Überfällen, der nächste Überfall war 1987.

Drei Banküberfälle an einem Tag

Ermittler Josef Deutsch erinnert sich, wie alles begann. „Im Februar 1988 hat er dann eigentlich richtig losgelegt, er hat an einem Tag drei Banküberfälle mit seiner berühmten Ronald-Reagan-Maske und seiner Pumpgun durchgeführt.“

Sozusagen im Laufschritt raubte Kastenberger eine Bank nach der anderen aus. „Er hat in Wien in den Morgenstunden begonnen, ein Geldinstitut überfallen und relativ hohe Beute gemacht, trotzdem hat er am Nachmittag wieder im Raum St. Pölten ein Geldinstitut überfallen, ebenfalls Beute gemacht und keine halbe Stunde später, die Alarmfahndung ist gerade erst für die erste Geschichte in Niederösterreich im Anlaufen gewesen, hat er in einer benachbarten Ortschaft wieder in einem Geldinstitut zugeschlagen“, so Josef Deutsch. Die Medien gaben dem bisher noch unbekannten Täter den Namen „Pumpgun-Ronnie“. Für die Polizei stand rasch fest, dass die Überfälle in Niederösterreich und Wien zusammenhängen. Dann schlug er wieder zu.

„Pumpgun-Ronnie“ schrieb Kriminalgeschichte

Kaltblütig raubte Johann Kastenberger vulgo „Pumpgun-Ronnie“ einmal an einem Tag in Wien drei Banken aus.

„Pumpgun-Ronnie“ erschoss sich auf der Flucht

Kastenberger überfiel im März 1988 innerhalb von drei Tagen an jedem Tag eine Bank in Wien. Er erbeutete mehrere Millionen Schilling und flüchtete zu Fuß. Hinweise führten schließlich zu ihm und zur Festnahme, auch weil Kastenberger bereits in den 1970er Jahren wegen eines Banküberfalls verurteilt worden war.

Er zeigte sich geständig und gab auch zu, 1985 einen Mann erschossen zu haben. „Er hat einen Mord gestanden, aber er ist auch im Verdacht gestanden, weitere Morde begangen zu haben“, so Ermittler Josef Deutsch. Nach der Festnahme gelang Kastenberger eine spektakuläre Flucht. Er sprang im Vernehmungszimmer in Wien aus dem Fenster, raubte mehrere Autos, entzog sich einer Polizeikontrolle und entwendete dabei eine Dienstwaffe.

Tagelang blieb er verschwunden. Schließlich entdeckte ein Hubschrauber das Fluchtfahrzeug auf der Westautobahn (A1). Kastenberger durchbrach eine Straßensperre. Dabei wurde er angeschossen. Auf der A1 bei St. Pölten Süd ging die spektakuläre Flucht zu Ende. Kastenberger erschoss sich in seinem Fluchtfahrzeug mit der zuvor geraubten Dienstwaffe. Die bei den Überfällen verwendeten Utensilien, die Pumpgun und die Ronald-Reagan-Maske, wurden nie gefunden.

Doris Henninger, noe.ORF.at

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