Illegales Millionengeschäft mit Tabak aufgeflogen

Die Zollbehörde am Donnerstagabend den größten Fall illegaler Zigarettenproduktion in der Geschichte der Zweiten Republik bekanntgegeben. In einer Lagerhalle in Kapelln (Bezirk St. Pölten) wurden 32 Tonnen Tabak sichergestellt.

Jene Halle im Bezirk St. Pölten, in der sich ein Unternehmen Juni 2018 eingemietet hatte, ist auf den ersten Blick unscheinbar. Der Zweck, den das Unternehmen dabei verfolgte, war laut Zollbehörde illegal: Aus Belgien und Polen wurde Rohtabak angeliefert. Dieser wurde in einer Zentrifuge in einem ersten Schritt mit Aromastoffen wie etwa Rum und Kakao angereichert, getrocknet und gepresst.

Anschließend wurde er zu einer Fertigungsstraße an einem Standort in Lettland weitertransportiert, wo die fertigen Zigaretten produziert wurden. Das unversteuerte Endprodukt sei für den Schwarzmarkt in ganz Europa bestimmt gewesen, hieß es bei der Präsentation der Ermittler.

Mitte November ließen Zollfahnder diese Machenschaften auffliegen. Bei der Durchsuchung der Halle fanden sie 32 Tonnen Tabak. Zur Einordnung: Mit einer Tonne Tabak kann man laut Behörden jeweils etwa eine Million Zigaretten bzw. 5.000 Stangen herstellen. Alleine in dieser Halle habe der Zoll mehr als viermal so viele illegale Tabakprodukte sichergestellt wie im gesamten Vorjahr.

Schaden in Millionenhöhe

Diese Menge dürfte für den Staat einen steuerlichen Schaden in Höhe von mindestens 1,1 Mio. Euro verursacht haben, rechnete ein Ermittler vor. Er geht davon aus, dass in der Halle seit Beginn der Tätigkeiten im Juni hochgerechnet 300 Tonnen Tabak verarbeitet wurden. Der Gesamtschaden für den Fiskus dürfte daher zehn Mio. Euro übersteigen.

„Es ist eindeutig der größte Aufgriff, den es je in Österreich in dieser Form gegeben hat", sagte Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP) am Donnerstag im Gespräch mit noe.ORF.at. Kritisch sieht er allerdings, „dass die Mafia international in der Lage war, überhaupt in dieser Dimension zu agieren“. Bei der Hausdurchsuchung trafen die Zollermittler zwei polnische Arbeiter an, die hier auch lebten. Außerdem wurde ein Lkw sichergestellt, der zu diesem Zeitpunkt für den Weitertransport beladen wurde. Zwei weitere Polen wurden seit dem Zugriff angezeigt. Sie alle gelten allerdings als „kleine Fische“.

Zweiter Fund am selben Ort

Jetzt werde nach den Hintermännern gesucht, erklärte Johannes Pasquali, Sprecher des Finanzministeriums: „Hier laufen internationale Ermittlungen. Unsere Zollbehörden stehen hier in enger Zusammenarbeit mit den Behörden anderer Länder. Es handelt sich hier um ein international tätiges mafiöses Netzwerk.“

Die Ermittler staunten vor allem über den konkreten Fundort in der Ortschaft im Bezirk St. Pölten. Vor zwölf Jahren war in einer Halle nur hundert Meter entfernt ein Lkw mit etwa zehn Millionen Zigaretten beschlagnahmt worden. Einen Zusammenhang konnten die Fahnder bisher allerdings nicht finden.

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