Römischer Statthalter hatte Sitz in St. Pölten

Die Grabungen am St. Pöltener Domplatz haben bestätigt, dass St. Pölten im vierten Jahrhundert nach Christus eine zentrale Rolle in der römischen Provinz Noricum spielte. Der zivile Statthalter soll hier seinen Sitz gehabt haben.

Grabungen St. Pölten Domplatz Statthalter Noricum

Ronald Risy

Grabungen am Domplatz St. Pölten

An jener Stelle, an der heute die St. Pöltener Altstadt liegt, befand sich einst die römische Stadt Aelium Cetium - und wie am Donnerstag bekannt wurde, dürfte die eine größere Rolle gespielt haben, als bisher angenommen. Denn bei archäologischen Grabungen wurden Teile eines großen Gebäudekomplexes freigelegt. Die Funde deuten darauf hin, dass sich dort der Sitz des zivilen Statthalters der Provinz Noricum befand.

Bisher wurde angenommen, dass der Statthalter seinen Sitz im heutigen Wels oder Enns in Oberösterreich hatte. Doch nun werden die Ausgrabungen am St. Pöltener Domplatz als Teile des Verwaltungsgebäudes interpretiert. Die Anlage bestand aus mehreren Gebäudeteilen wie etwa einer Aula, einem Privatbad, Gängen und Höfen. Manche Räume waren mit Fußbodenheizung ausgestattet.

Überraschung beim Stadtarchäologen

Stadtarchäologe Ronald Risy spricht von einer Sensation: „Ich bin wirklich überrascht, denn keine Inschriften hätten je zuvor darauf hingedeutet“. Manche Gebäudeteile seien bereits 2012 und 2013 freigelegt worden, doch „jetzt haben wir erkannt, dass auch die erst heuer dokumentierten Gebäudeteile zum selben Komplex gehören“. Die gesamte Anlage sei mindestens 5.100 Quadratmeter groß.

Grabungen St. Pölten Domplatz Statthalter Noricum

Ronald Risy

Die Reste einer römischen Fußbodenheizung neben dem Betonfundament des Dollfußdenkmals (Mitte) und einem Kanal aus dem 19. Jahrhundert

Am freigelegten Friedhof wurden heuer bei den Grabungen mehr als 3.600 menschliche Skelette freigelegt. Die Zahl der bisher dokumentierten Bestattungen belaufen sich somit auf 20.000. Wie schon im Vorjahr wurde auch heuer ein ungewöhnlich hoher Anteil von Kindern und Jugendlichen entdeckt. Die Verletzungen an den Skeletten deuten auf eine starke körperliche Arbeitsbelastung hin.

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