Vier Generationen Käfer fressen die Wälder

Noch nie war der Borkenkäferbefall so stark. Die Schadholzmenge ist riesig, der Preis für Fichtenholz ist verfallen. Das alles, weil die Trockenheit den Borkenkäfern ermöglichte, sich in vier Generationen explosionsartig zu vermehren.

Im Waldviertel, wo großflächig Fichten-Monokulturen zu finden sind, schlug der Borkenkäfer besonders hart zu. Hektarweise sind die Flächen schon gerodet, die Aufräumarbeit aber ist längst noch nicht zu Ende. Bis zum Frühjahr wird weiter Käferholz aus den Wäldern entfernt.

Allein heuer 120 Millionen Euro Schaden

Werner Löffler, Forstdirektor der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, beziffert den Schaden allein in Niederösterreich mit 2,8 bis 3 Millionen Festmetern Fichtenholz, dessen Preis um 30 bis 40 Euro gesunken ist, was einen Schaden von bis zu 120 Millionen Euro für die Waldbesitzer zur Folge hat. Und das nur heuer, betont Löffler.

Wald Fichten Schaden Borkenkäfer

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Die Borkenkäfer haben riesige Schäden in den Fichtenwäldern angerichtet

Für die Frächter wurde vom Land Niederösterreich eine Verordnung erlassen, die ihnen gestattet, statt mit den bisher erlaubten 44 Tonnen Höchstgewicht vorübergehend mit 50 Tonnen unterwegs zu sein. Denn der Transport ist an seine Grenzen gelangt, die Holz-Lkws fahren auch am Wochenende und stehen dann vor den Sägewerken Schlange. Wie etwa bei Stora Enso in Brand (Bezirk Zwettl), wo 35.000 Festmeter Holz gelagert sind und 3.000 bis 3.500 Festmeter pro Tag verarbeitet werden kann.

Norbert Hüttler, Einkaufsleiter für Österreich und Tschechien, berichtet von mehreren Außenlagern, die man als Puffer angelegt habe, um das Holz später abzuarbeiten. Er fordert aber die Einrichtung von Großlagern mit jeweils 100.000 Festmetern und mehr, um die Lage etwas zu entspannen, denn „mehr als derzeit geht einfach nicht.“ Und wenn nicht eine Periode mit extremer Kälte oder ein sehr nasses Frühjahr komme, dann werde sich die Lage um den Borkenkäfer weiter zuspitzen, so Hüttler.

Holz aus Tschechien wird dennoch importiert

Dass trotz dieser Lage weiterhin Holz aus Tschechien importiert wird, bestätigt Hüttler. Man habe den Anteil von 25 auf 20 Prozent reduziert, allerdings habe man langfristige Verträge mit den Lieferanten aus Tschechien, deren Holz in normalen Jahren für den Bestand der Sägewerke nötig sei. Die könne man nicht einfach aufkündigen.

Borkenkäfer haben sich extrem vermehrt

Warum es überhaupt zu dieser Situation gekommen ist, erklärt Felix Montecucculi, Präsident der Land- und Forstbetriebe Österreichs. Mehrere trockene Jahre hätten ideale Bedingungen für den Borkenkäfer geschaffen, vor allem im Waldviertel. Vom Frühjahr bis zum trockenen Herbst habe der Käfer die Möglichkeit gehabt, sich zu vermehren.

Borkenkäfer

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Das warme und trockene Wetter war nur für den Borkenkäfer positiv, nicht für die Waldbesitzer

Während es in einem normalen Jahr zwei Generationen gebe, waren es heuer sogar vier. „Ein Muttertier bringt zehn Junge, diese bringen wieder jeweils zehn Junge, sind also schon 100. Diese wieder jeweils zehn - sind 1.000. Und die vierte Generation lässt sie auf 10.000 anwachsen. Das heißt, jede Generation vervielfacht die Auswirkungen“, erklärt Montecucculi. Im Frühjahr werde eine der Hauptaufgaben sein, die Wälder zu durchstreifen und nach befallenen Bäumen abzusuchen, um diese Entwicklung einzudämmen. Ein ambitioniertes Vorhaben, denn Montecucculis Waldbesitz ist 960 Hektar groß.

Robert Salzer, noe.ORF.at

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