Lebensmittelhandel sucht Lehrlinge

Etwa 625 Lehrlinge gibt es im Lebensmittelhandel in Niederösterreich - gebraucht werden aber viel mehr. Einige Handelsketten und Supermärkte haben für heuer über 100 offene Lehrstellen ausgeschrieben.

Jürgen Floh wird Einzelhandelskaufmann. Er ist im dritten Lehrjahr in einer Sparfiliale in St. Pölten. Dass er die Lehre beginnen möchte, ist ihm beim Einkaufen in diesem Supermarkt klar geworden: „Da hab ich mir gedacht, dass der Beruf sicher abwechslungsreich ist und mir viel Spaß bringen kann. Am meisten gefällt mir die Kassa und die Feinkost, da ich da den meisten Kontakt zu den Kunden habe.“

Lehrlinge Billa Spar Supermarkt

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Jürgen Floh ist in seinem letzten Lehrjahr als Einzelhandelskaufmann

150 offene Lehrstellen möchte Spar heuer in Niederösterreich besetzen - sofern es genügend Bewerbungen gibt. Um die Jugendlichen der geburtenschwachen Jahrgänge bemühen sich höhere Schulen und die Wirtschaft. Lehrlinge sind heiß umworben. Die Handelskette Hofer schrieb in Niederösterreich für heuer 40 Lehrstellen aus.

Lehrlinge fehlen auch in ländlichen Märkten

Weil das Image der Lehre schlecht sei, versuchen Unternehmen die Ausbildung mit Zusatzleistungen attraktiver zu machen: „Wir bieten unseren Lehrlingen leistungsabhängige Prämien, einen Führerschein am Ende der Lehrzeit für ausgezeichnete Leistungen, aber auch Auslandsaufenthalte und Lehre mit Matura sind möglich“, sagt Spar-Geschäftsführer Alois Huber. Lehrling Jürgen Floh verbrachte einen Monat im englischen Portsmouth und arbeitete dort in einem Supermarkt.

Das Problem mit den fehlenden Lehrlingen haben auch kleinere Märkte, wie der ADEG in Texing (Bezirk Melk). Erst vor wenigen Wochen brach einer der zwei Lehrlinge hier die Ausbildung ab, erzählt Inhaber Thomas Schuster: „Früher war es im ländlichen Bereich einfacher, gute Lehrlinge zu finden. Mittlerweile ist es auch bei uns schwierig. Früher hatte ich drei bis fünf Bewerbungen, mittlerweile ist es eine.“

Lehrlinge Billa Spar Supermarkt

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Feinkost, Kassa oder Backwaren - Lehrlinge durchlaufen in ihrer Ausbildung alle Abteilungen

Die ADEG-Märkte werden selbstständig geführt, gehören aber, wie etwa Merkur oder Billa, zum Rewe-Konzern. Bei Billa gibt es in Niederösterreich etwa 180 Lehrstellen zu besetzen. Die Lage ist je nach Region unterschiedlich, sagt Regionalmanager Christoph Holl. Er ist für die Filialen im Wiener Speckgürtel verantwortlich: „Aktuell hab ich für den heurigen Turnus noch überhaupt keine Bewerbungen. Ich würde in Neulengbach sechs Lehrlinge suchen, in der Region von Wien bis Tullnerbach 15 bis 20. Ich hoffe, dass da noch dementsprechend Bewerbungen einlangen.“

Die Lehre im Lebensmittelhandel entwickelt sich stark weiter. Wegen der Online-Shops der Supermärkte gibt es bei Spar beispielsweise Lehrausbildungen zum „E-Commerce-Kaufmann“ oder beim Rewe-Konzern für „Applikationsentwicklung - Coding“. Nach dem Lehrabschluss stehen viele Wege offen. Jürgen Floh möchte später seine eigene Abteilung oder Filiale leiten.

Nina Pöchhacker, noe.ORF.at

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