Schneemassen: Lawinen werden gesprengt

Aufgrund der enormen Schneemassen spitzt sich die Lawinensituation weiter zu. Zum Teil gilt ab Mittwoch die höchste Lawinenwarnstufe. Nach einer Einsatzbesprechung sollen mehrere Lawinen gesprengt werden.

Im Skigebiet Puchberg am Schneeberg (Bezirk Neunkirchen) wurde bereits am Dienstagvormittag eine Lawine kontrolliert gesprengt. In einem Steilhang hatten sich in den vergangenen Tagen mehr als drei Meter Schnee angesammelt. Die Lage hatte sich daher zugespitzt.

Die Bergretter aus Puchberg am Schneeberg und sechs Sprengexperten des Bezirksfeuerwehrkommandos Neunkirchen konnten das Gebiet nur mit Tourenski und Schneeschuhen erreichen. Die Experten befürchteten, dass die Lawine eine Skiroute, die zur Edelweißhütte führt, verschütten könnte. Aus Sicherheitsgründen bleibt die Lahning-Skiroute daher vorerst gesperrt.

Video zeigt Lawinensprengung

In Puchberg am Schneeberg wurde eine Lawine kontrolliert gesprengt. In den kommenden Tagen werden weitere Sprengungen folgen.

Lagebesprechung am Hochkar

Außerdem kam es Dienstagnachmittag zu einer Besprechung der Einsatzkräfte in Göstling an der Ybbs (Bezirk Scheibbs). Das Hochkar musste am Montag aufgrund der massiven Schneemengen evakuiert werden. Ziel ist es, die Alpenstraße auf das Hochkar wieder befahrbar zu machen.

Hochkar Lagebesprechung

ORF / Gernot Rohrhofer

An der Lagebesprechung in Göstling nahmen Einsatzkräfte sowie Vertreter der Politik teil: (v.l) Friedrich Fahrnberger, Bürgermeister von Göstling, Stephan Pernkopf, Landeshauptfrau-Stellvertreter, Dietmar Fahrafellner, Landesfeuerwehrkommandant und Martin Jawurek, Militärkommandant von Niederösterreich

Laut Dietmar Fahrafellner, dem Landesfeuerkommandant von Niederösterreich, seien den Helfern derzeit die Hände gebunden: „Es ist natürlich wetterbedingt so, dass derzeit kein Einsatz möglich ist. Wenn es das Wetter zulässt, dann werden wir alle Hebel in Gang setzen.“ Die Helfer seien jedenfalls einsatzbereit.

Sprengungen vom Hubschrauber aus

Konkret soll auch am Hochkar der Schnee von einem Hubschrauber aus weggesprengt werden. Aufgrund des Sturms und der schlechten Sicht waren dafür notwendige Erkundungsflüge aber vorerst nicht möglich. „Zunächst müssen drei Lawinen entlang der Hochkar-Alpenstraße gesprengt werden, damit die Einsatzkräfte sicher ins Skigebiet gebracht werden können“, so Friedrich Fahrnberger, Bürgermeister von Göstling an der Ybbs, gegenüber noe.ORF.at.

Die Hubschrauber für die Sprengungen wird das Bundesheer zur Verfügung stellen. Für den Einsatz gebe es bereits grünes Licht. „Sobald die Straße frei ist, werden wir Erkundungskommandos sowohl vom Jägerbatallion 12 in Amstetten als auch Pionierexperten hinauf schicken. Dann wird man sich die dementsprechenden Schad- und Baustellen anschauen“, erklärt Niederösterreichs Militärkommandant Martin Jawurek.

Das Bundesheer stelle sich darauf ein, „zumindest über das Wochenende mit 100 Mann“ im Einsatz zu sein, so Jawurek. Seitens der Helfer hofft man, dass sich das Wetter am Mittwoch bessert und erste Erkundungsflüge möglich sind.

300 Haushalte mit Notstrom versorgt

Im Bereich Annaberg (Bezirk Lilienfeld) müssen EVN und Feuerwehr aktuell 300 Haushalte mit Notstromaggregaten versorgen - mehr dazu in Schnee: Notstromaggregate versorgen Haushalte (noe.ORF.at; 8.1.2019).

Feuerwehr Annaberg Schnee Notstrom

ORF / Gernot Rohrhofer

Die Feuerwehr ist aufgrund der großen Neuschneemengen im Dauereinsatz

Man werde gut über die nächsten Tage kommen, denn „die Einsatzkräfte versuchen hier das Bestmögliche“, so der für den Katastrophenschutz zuständige Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP). Die Wettersituation bleibe jedoch angespannt. „Es wird hier weitere, intensive Schneefälle geben. Wir reden hier von bis zu einem Meter Neuschnee und das wird die Lage weiter schwierig machen“, so Pernkopf.

Gasthaus Annaberg Schnee Schneesituation

ORF / Gernot Rohrhofer

Bei diesem Gasthaus in Annaberg sind die großen Schneemengen leicht ersichtlich

In Lackenhof am Ötscher (Bezirk Scheibbs) soll am Mittwoch in einem Steilhang neben der Familienabfahrt vom großen Ötscher eine Lawine gesprengt werden. Aus Sicherheitsgründen ist die dortige Piste schon seit Tagen gesperrt. Mittwochfrüh wird die Lawinenkommission entscheiden, ob das Wetter eine Sprengung zulässt.

Bundesheer hilft auch bei Suche nach Tourengehern

Wegen der hohen Lawinengefahr wird auch die Suche nach zwei seit Samstag bei Hohenberg (Bezirk Lilienfeld) vermissten Tourengehern frühestens am Mittwoch fortgesetzt. Auch hier sicherte das Bundesheer der Bergrettung Unterstützung zu. Bevor das Bundesheer jedoch zum Einsatz kommt, müsse wegen der bestehenden großen Lawinengefahr erst gründlich beurteilt werden, „ob wir in den Einsatzraum vordringen können“, sagte Michael Hochgerner von der Alpinpolizei am Dienstag.

Bergrettung Hohenberg Suchaktion Tourengeher

ORF

Seit Sonntag suchen Alpinpolizei und Bergretter nach den beiden Vermissten

Bei einer Einsatzbesprechung Dienstagfrüh sei die Lage neu bewertet und ein Erkundungstrupp ausgeschickt worden, sagte Hochgerner. Allerdings sei die Sicherheit für die Freiwilligen gefährdet gewesen, betont Hochgerner: „Wir wollen auf keinen Fall die Einsatzmannschaften gefährden.“ Laut Robert Salzer, Einsatzleiter der Bergrettung, habe sich das schon am Montag abgezeichnet, zudem hätten auch die Lawinensuchgeräte nicht mehr angeschlagen.

Mittwochfrüh werden die Experten die Situation vor Ort erneut beurteilen und entscheiden, ob die Suche weitergeführt werden kann. Die beiden Tourengeher aus dem Bezirk Krems waren am Samstagabend abgängig gemeldet worden. Bei den Vermissten handelt es sich nach Angaben der Alpinpolizei um im Gelände versierte Wintersportler - mehr dazu in Hohenberg: Tourengeher bleiben vermisst (noe.ORF.at; 7.1.2019).

Höchste Lawinenwarnstufe in Ybbstaler Alpen

Mit dem weiteren Neuschnee gab der Lawinenwarndienst für Mittwoch in den Ybbstaler Alpen die höchste Lawinenwarnstufe aus. Aber auch sonst ist auf den Bergen in Niederösterreich keine Entspannung in Sicht. Für die Rax-Schneeberg-Gruppe gilt die zweithöchste Lawinenwarnstufe, für das Semmering-Wechsel-Gebiet sowie die Türnitzer und Gutensteiner Alpen gilt eine erhebliche Lawinengefahr. Bereits eine geringe Zusatzbelastung, etwa durch einen Tourengeher, kann eine Lawine auslösen, heißt es seitens der Experten.

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