Komarek mit Botschaft zur Entschleunigung

Mit dem Weinviertler Gendarmen Simon Polt hat Schriftsteller Alfred Komarek eine literarische Kultfigur kreiert. Nun legt der im Weinviertel lebende Autor ein neues Buch vor. „Alfred“ ist eine literarische Botschaft zur Entschleunigung.

Mit Simon Polt hat Alfred Komarek eine der tiefgründigsten Figuren im Genre des deutschsprachigen Kriminalromans geschaffen. Nicht zuletzt dank der Polt-Verfilmungen mit Erwin Steinhauer in der Hauptrolle gibt es einen regelrechten Polt-Kult. Doch schon lange vor Polt gab es die - damals legendären - „Geschichten von Alfred“ im ORF-Radioprogramm. Seinen Alfred schreibt Komarek nun auf neue Weise fort und kommt sich selbst damit sehr nah.

Warnung vor dem Verlust der Fantasie

Er könne nur mit der Faust im Nacken schreiben, das sagt Alfred Komarek am Beginn des Gesprächs mit noe.ORF.at in seiner Wiener Wohnung, wo Komarek nach wie vor am meisten schreibt. Die Ideen kommen ihm woanders. Neben Wien lebt Komarek in seinem Geburtsort Bad Aussee und im Weinviertel. Diese Orte würden die Fantasie des Autors anregen und genau darum geht es laut Komarek auch in seinem neuen Werk „Alfred“. Der 73-jährige Schriftsteller schickt seine menschenähnliche Titelfigur auf eine märchenhafte Reise mit vielen Abenteuern.

Komarek im Interview

ORF

Alfred Komarek lebt in drei Bundesländern und genießt diese Abwechslung

„Es ist eine große Erzählung, es ist eine Parabel. Es ist keine Autobiografie, aber alles was darin vorkommt hat mit mir zu tun und ich kenne es sehr gut“, sagt Komarek auf die Frage, wie man denn das neue Buch am besten einordnen könne. Ein bisschen liest sich das Buch auch wie eine Warnung vor den Entwicklungen und der Schnelllebigkeit der heutigen Zeit, wie ein Appell für Kreativität und Fantasie. „Der Verlust der Fantasie und der Verlust des Mutes eigene Wege zu gehen, auch wenn es Irrwege sind, das ist mir schon ganz wichtig, gerade in der heutigen verplanten und berechneten Zeit. Alfred macht ja jede Menge Unsinn, auch schwere Fehler, aber er ist mit einer ungeheuren Lust am Leben ausgestattet und diese Lust sollte man sich nicht verderben lassen“, so der Schriftsteller.

Das Erkennen der eigenen Wurzeln

Die Lust am Schreiben hat Alfred Komarek nach wie vor, auch wenn er nach dem Abschluss der Polt-Geschichten nach neuen Ausdrucksformen sucht und diese etwa in dem neuen Buch gefunden hat. Er selbst bezeichnet das Werk auch als „lyrische Prosa“. Verspielt und fantasievoll - so wie die Wiener Wohnung des Schriftstellers - ist die Parabel „Alfred“.

Buch Alfred Komarek - Alfred Parabel

ORF

Komarek geht es auch um das Erkennen der eigenen Wurzeln: „Es gibt einen sehr schönen Satz von Sigmund Freud, den ich jetzt nicht wörtlich zitieren kann, aber der in etwa aussagt, man muss die Vergangenheit verstehen, um die Gegenwart zu begreifen und um erfolgreich in die Zukunft gehen zu können. So sehe ich es schon auch. Wir sollten schon unsere Wurzeln erkennen und wissen, aha, deswegen bin ich so und so könnte es weitergehen.“

„Alfred“ erscheint rund um den 20. Jänner im Haymon Verlag. Komarek legt ein Werk vor, das die Fantasie anregt und literarisch geht er den Weg zurück zu sich selbst. Es ist ein Buch zur Rückbesinnung und zur Entschleunigung, eine wahre Anstiftung zum Innehalten.

Benedikt Fuchs, noe.ORF.at