Handel kämpft mit Online-Anbietern

60 Prozent der Niederösterreicher kaufen online ein. Mehr als die Hälfte der Ausgaben fließen zu Anbietern im Ausland. Die Wirtschaftskammer Niederösterreich sieht heimische Händler benachteiligt und fordert faire Bedingungen.

Nach den vorläufigen Zahlen des Weihnachtsgeschäfts stieg der Umsatz im Online-Handel um fünf Prozent. Jener für den stationären Handel sank um ein Prozent. Insgesamt werde ein „leichtes Umsatzminus von 0,5 Prozent zu verzeichnen sein“, sagt Franz Kirnbauer, Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Niederösterreich.

Allein 2017 gaben niederösterreichische Kunden 1,25 Milliarden Euro beim Online-Shopping aus. Profitieren würden davon großteils Firmen aus dem Ausland. Ein Problem seien falsch deklarierte Pakete. Für Pakete aus Drittstaaten mit einem Warenwert von unter 22 Euro muss bei einem Import in die EU keine Mehrwertsteuer bezahlt werden. Unter 150 Euro entfällt der Zoll.

Paket Sujet

dpa/Henning Kaiser

Der Handel sei im Wettbewerb mit internationalen Anbietern stark benachteiligt

Internationale Firmen nutzen Regelung aus

„China überschwemmt Schätzungen zufolge die EU pro Tag mit 45.000 Paketen. 90 Prozent sind unter 22 Euro deklariert. Solche Bestimmungen werden gezielt genutzt“, sagt Spartengeschäftsführer Karl Ungersbäck. Diese Ausnahmeregelung will die EU 2021 abschaffen - zu spät, kritisieren die Experten der Wirtschaftskammer.

Gefordert wird eine schnelle, nationale Lösung: „Wir wollen, dass das in Österreich sofort abgeschafft wird“, sagt Ungersbäck. Es sei unfairer Wettbewerb, wenn heimische Händler Abgaben und Zölle zahlen müssen, während für „offensichtlich falsch deklarierte Pakete aus China nichts entrichtet wird“.

Weihnachtsgeschäft Bilanz

APA/dpa/Bernd Wüstneck

39 Prozent des gesamten Umsatzvolumens der niederösterreichischen Wirtschaft werden im Handel umgesetzt

49,4 Milliarden Euro Umsatz

Mit den detaillierten Ergebnissen für das Jahr 2017 ist der Handel zufrieden. Die Gewinne der niederösterreichischen Handelsunternehmen stiegen im Durchschnitt um 2,7 Prozent an. 49,4 Milliarden Euro Nettoumsatz erwirtschaftete der Handel in Niederösterreich 2017. Hier entfallen auf den Großhandel - also den Kauf und Verkauf zwischen Unternehmen - mehr Umsätze als auf den Einzel- und KFZ-Handel zusammen.

99 Prozent der etwa 15.400 Handels-Unternehmen in Niederösterreich sind Klein- und Mittelbetriebe. Eine Erhöhung der Werbeabgabe auf digitale Inhalte, wie sie in Österreich immer wieder diskutiert wird, sieht die Wirtschaftskammer negativ: „Das trifft wiederum nur kleine, heimische Betriebe und erhöht ihre Ausgaben“, sagt Obmann Franz Kirnbauer.

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