NEOS kritisiert „Initiative Landarzt“

NEOS kritisiert die Anfang 2018 ins Leben gerufene „Initiative Landarzt“. Es führe nicht zum Ziel, wenn ein Pool von Ärzten aus den Landeskliniken einspringt, wenn Kassenordinationen längere Zeit nicht besetzt sind, wurde betont.

Nach den aktuellen Daten der Niederösterreichischen Ärztekammer sind 15 Kassenordinationen im Bundesland unbesetzt, sechs davon seit mehr als zwölf Monaten - laut Plan sollte hier die „Initiative Landarzt“ zum Tragen kommen. Mediziner aus den Landeskliniken sollen die Versorgung vorübergehend sicherstellen. Funktioniert habe dies bisher nur in Gresten (Bezirk Scheibbs), kritisierte NEOS-Gesundheitssprecherin Edith Kollermann am Donnerstag.

Kollermann: „ÖVP ignoriert das Problem“

Für Kollermann ignoriere die ÖVP „das Problem und schaut weg“. Eine Lösung für den Mangel an Allgemeinmedizinern in ländlichen Regionen werde es mit der „Initiative Landarzt“ nicht geben, sagte sie bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. In den nächsten zehn Jahren würde rund die Hälfte aller niedergelassenen Ärzte mit Kassenvertrag das Pensionsalter erreichen.

Auch die Situation in Sachen Nachwuchskräfte sei nicht rosig, von 1.600 Absolventen des Medizinstudiums seien 2017 nur rund 40 Prozent in Österreich als Ärzte tätig geworden. Bereits jetzt seien Hausärzte im Bundesland unter „teils unzumutbaren Bedingungen“ tätig, sagte Kollermann. Von Allgemeinmedizinern im Bezirk Amstetten würden etwa bis zu 260 Patienten am Tag betreut, im selben Zeitraum in Dänemark und den Niederlanden 20. Kollermann drängte auf einen Abbau der Bürokratie, auch die Weiterentwicklung und Nutzung von Technologien wie der Telemedizin wären wünschenswert.

Der Allgemeinmediziner Christian Schwarz, der in Oberndorf an der Melk (Bezirk Scheibbs) arbeitet, sprach von einer prekären Versorgungssituation in dem Raum, in dem er tätig ist. Auch er selbst habe keinerlei Aussicht, einen Nachfolger zu finden. „Die Work-Life-Balance und die Rahmenbedingungen stimmen nicht.“ Die bereits errichteten niederösterreichischen Primärversorgungszentren in St. Pölten und Böheimkirchen (Bezirk St. Pölten) hält er für „einen guten Ansatz“. Noch besser wären sogenannte Primärversorgungsnetzwerke, die mehrere Ärzte an verschiedenen Standorten aufziehen könnten.

Dinhobl: " Es gibt viele Ausbildungsansätze"

Nach Angaben des Gesundheitssprechers der ÖVP-Niederösterreich, Franz Dinhobl, laufen derzeit Gespräche über die Besetzung von Landarztpraxen in Aspangberg-St. Peter (Bezirk Neunkirchen), Groß-Siegharts (Bezirk Waidhofen an der Thaya), Laa an der Thaya (Bezirk Mistelbach), Litschau und Großdietmanns (beide Bezirk Gmünd). Er verwies in einer Aussendung auch auf umfangreiche Pläne in diesem Bereich.

Jährlich würden vom Land Niederösterreich Vorbereitungskurse für die Medizinaufnahmeprüfung für 350 Studenten gefördert. Aktuell werden außerdem rund „1.400 Turnusärzte in unseren Landeskliniken auf ihre zukünftige Fach- oder Allgemeinmedizinertätigkeit vorbereitet“, erklärte Dinhobl. An der Karl Landsteiner Universität in Krems würden auch Jungärzte ausgebildet. Die Zahl der Studierenden soll dort von aktuell 350 auf 450 im Vollausbau 2020 steigen.

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