Paul Scharner: Der „Gepard“ wird Melker Löwe

Er ist 40-mal für das österreichische Fußballnationalteam aufgelaufen und war Publikumsliebling in England. Nach dem Ende seiner Profikarriere 2013 feiert Paul Scharner nun ein Comeback in der zweiten Landesliga bei den „Löwen“ des SC Melk.

Als „Weg des Geparden“ betitelte Paul Scharner einst seine Karriere. Nun wird aus dem Purgstaller Geparden ein Melker Löwe. „Mit dem Alter wird man natürlich etwas gemächlicher. Da muss man nicht mehr so schnell sprinten wie ein Gepard. Jetzt reicht es, wenn ich einmal zum Fressen komme wie ein Löwe“, scherzt Scharner im Gespräch mit noe.ORF.at.

Melker Spieler reagieren ungläubig

Auch mit 38 Jahren hat Scharner noch Hunger auf mehr. Seine erfolgreiche Karriere führte den Mostviertler quer durch Europa. Mit Austria Wien war er Meister in Österreich, mit Wigan wurde er sensationell FA-Cupsieger in England, 40 Mal spielte er für das österreichische Nationalteam. Dass ausgerechnet Melk die nächste Station auf Scharners Karriereleiter sein soll, konnten seine neuen Mitspieler zunächst nicht so recht glauben.

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Paul Scharner trainiert seit wenigen Tagen mit seiner neuen Mannschaft

„Auf die WhatsApp-Nachricht in unserer Gruppe hat keiner zurückgeschrieben, weil jeder geglaubt hat, das ist ein Scherz“, erzählt Kapitän Nikolaus Weinfurter. „Erst als wir am nächsten Tag zum Training gekommen sind und plötzlich Paul Scharner durch die Tür gegangen ist, haben wir es glauben können“, sagt Rilind Shemo, der gemeinsam mit Scharner das neue Innenverteidiger-Duo in Melk bildet.

„Wahnsinn, was für eine Qualität er hat“

Erst seit wenigen Tagen trainiert der ehemalige England-Legionär mit seiner neuen Mannschaft. Dennoch hinterließ er bereits bleibenden Eindruck. „Er ist jetzt zwar in einem Alter, wo er nicht mehr der Schnellste ist, aber sein Stellungsspiel ist sehr stark. Körperlich wird ihm keiner davonkommen, es ist ein Wahnsinn, was für eine Qualität er hat“, schwärmt Weinfurter über den prominenten Neuzugang.

Doch warum wechselt ein 40-facher Nationalspieler fünf Jahre nach dem Ende seiner Profikarriere ins niederösterreichische Unterhaus? Diese Frage stellte sich Scharner zunächst auch selbst: „Ja, warum tue ich das? Ich kann mich einfach mit dem Melker Slogan ‚Wir leben und wir lieben Fußball‘ identifizieren. Ich bin vor kurzem zurück ins Mostviertel gezogen, da ist der Anfahrtsweg also nicht so weit. Hauptgrund ist aber das Engagement des gesamten Vereins. Hier kann wirklich etwas entstehen.“

Scharner feiert sein Comeback

Trotz seiner 38 Jahren hat Paul Scharner noch nicht genug. Nach dem Ende seiner Profikarriere feiert er nun sein Comeback in der 2. Landesliga.

Scharner soll Führungsspieler werden

Der Kontakt zwischen dem SC Melk und Scharner bestand aufgrund eines Nachwuchsprojekts schon länger. Die Idee, ihn als Spieler zu verpflichten, hatte Klubmanager Markus Tirmann. „Für uns war klar, Melk braucht jemanden, der die jungen Spieler führt, braucht eine Persönlichkeit, braucht Temperament auf dem Platz und da fällt mir in Österreich nur ein Spieler ein, der so pulsieren und polarisieren kann – und das ist Paul Scharner.“

Wofür der Purgstaller im Laufe seiner Karriere allerdings auch bekannt war, sind Skandale wie jener im Jahr 2012, als er nach einem Streit mit dem ÖFB aus dem Nationalteam geworfen wurde. In Melk wisse man, dass Scharner gerne aneckt. Auch deshalb habe man ihn geholt, so Tirmann. „Was im österreichischen und heutzutage sogar im internationalen Fußball fehlt, sind genau diese Persönlichkeiten. Paul ist noch einer jener Typen, die am Platz motivieren können und ein selbstbewusstes Auftreten haben.“

Leader, Motivator, Führungsspieler – Paul Scharner ist das neue Alphatier bei den Melker Löwen. Die Vereinbarung läuft bis zum Saisonende. Auf die Frage, ob er denn nun weiter der „Gepard“ bleibe oder nun doch ein Melker Löwe sei, antwortet Scharner: „Löwe gefällt mir ganz gut. Vom Gepard zum Löwen klingt nach einer guten Geschichte.“

Mathias Eßmeister, noe.ORF.at