Industrie stellt Ende der Hochkonjuktur fest

Die Phase der Hochkonjunktur dürfte für die heimische Industrie nun endgültig vorbei sein. Die aktuelle Konjunkturumfrage der Industriellenvereinigung Niederösterreich (IV-NÖ) zeigt nur noch eine leichte Steigerung.

Im vierten Quartal des Jahres 2018 verharrte das Konjunkturbarometer der IV-NÖ nahezu auf gleichem Niveau wie im Quartal zuvor: Von plus 18,8 Punkten ist es nur leicht auf 21,4 Punkte gestiegen. „Das zeigt, dass diese außerordentliche Hochkonjunkturphase, die wir in Niederösterreich hatten, leider vorüber ist“, sagt Thomas Salzer, Präsident der IV-NÖ, gegenüber noe.ORF.at.

Das Vertrauen in die Zukunft steigt bei den befragten 37 Unternehmen also nicht mehr so stark an wie in den Quartalen zuvor. Salzer nannte dafür zwei wesentliche Gründe: Einerseits seien Unternehmen durch außenpolitische Geschehnisse wie den Brexit - den Ausstieg Großbritanniens aus der EU - verunsichert. Andererseits hätten einige Betriebe den Fachkräftemangel verstärkt zu spüren bekommen: „Auch das führt natürlich dazu, dass die Firmen die Zukunft nicht mehr so positiv sehen“, sagte Salzer.

Forderung nach liberalerer Zuwanderungspolitik

Um dem entgegenzuwirken, fordert Salzer Reformen in der Zuwanderungspolitik: „Ich glaube, man muss das etwas liberaler gestalten.“ Es brauche eine „klare Zuwanderungspolitik, die es ermöglicht, einfache Leute für qualifizierte Jobs nach Österreich zu holen.“ Das betreffe auch Lehrlinge: „Wenn wir junge Menschen schon hier haben, die hier eine Ausbildung machen und einem Beruf nachgehen können, dann sollten sie auch hier leben dürfen“, meint Salzer. Er verstehe, „dass man sagt, diese Menschen haben keinen Asylgrund. Aber dann sollten wir einen Zuwanderungsgrund für sie ermöglichen.“

Während der Fachkräftemangel aktuell bleibt, hält sich die Stimmung beim Thema Beschäftigungsstand großteils stabil. Nur jedes fünfte der befragten Unternehmen geht laut IV-NÖ in nächster Zeit von Kündigungen aus. Und selbst in diesen Fällen betreffe der erwartete Stellenabbau „Leiharbeitskräfte, die aufgrund der nun sinkenden Auftragslage nicht mehr benötigt werden“, erklärte Salzer. Fachkräfte seien auch in diesen Fällen „nach wie vor Mangelware“.

Brexit sorgt für getrübte Stimmung

Die vergangene Hochkonjunktur sei stark vom Export geprägt gewesen, sagte Salzer. Nun sorgen vor allem Auslandsaufträge für eine trübere Stimmung: Während im dritten Quartal jedes zweite Unternehmen zufrieden mit den Aufträgen aus dem Ausland war, ist es jetzt nur noch jedes vierte Unternehmen. Das liege vor allem am Brexit und an Handelskonflikten wie etwa zwischen den USA und China. Was den Brexit betrifft, würden die Betriebe „bei einem Exit vom Brexit oder bei einem Abschluss von Freihandelsabkommen optimistischer gestimmt sein“, so IV-NÖ-Präsident Thomas Salzer.

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