Zahl der Drogenlenker vervierfacht

Niederösterreichs Polizei zieht immer mehr Drogenlenker aus dem Verkehr. Das zeigen Zahlen der Landesverkehrsabteilung in St. Pölten. 2016 waren es 160 Anzeigen, 2018 bereits 599. Das entspricht fast einer Vervierfachung.

Während die Zahl der Alkolenker in den vergangenen Jahren nahezu gleichblieb und 2018 sogar zurückging, sehen sich Niederösterreichs Polizisten mit immer mehr Drogenlenkern konfrontiert. Schulungen und der Einsatz von Vortestgeräten zeigen Wirkung, sagt der Leiter der Landesverkehrsabteilung, Ferdinand Zuser: „Wir haben unsere Bemühungen in diesem Bereich verstärkt und kontrollieren intensiver.“

„Sehen Drogen als Medizin“

Nach Angaben der Polizei sind aber auch mehr Drogenlenker unterwegs: „Was sich bei den Alkoholdelikten verbessert hat, hat offensichtlich in Richtung Drogen umgeschlagen“, sagt Zuser. Das Lenken unter dem Einfluss von Drogen werde demnach verniedlicht und nicht als Unrecht wahrgenommen. Das bestätigt im Gespräch mit noe.ORF.at auch Polizist Rene Pessnegger-Macher, der besonders auf das Erkennen von Drogen im Straßenverkehr ausgebildet ist: „Viele sehen Suchtmittel als Medizin an. Die Verwaltungsübertretung, die sie dadurch begehen, sehen sie nicht.“

Ein Problem in der Praxis sei, dass das Gesetz beim Konsum von Suchtmitteln keine Grenzmengen vorsieht. „Hier wären ähnliche Geräte und Grenzen wie bei Alko-Vortestgeräten wünschenswert“, sagt Zuser, räumt aber ein, dass „Alkohol eine einzige Substanz ist, während es hingegen am Drogensektor unzählige Substanzen gibt.“ Am häufigsten werde Cannabis konsumiert, bevor man sich ans Steuer setzt. „Dann kommen Kokain und Amphetamine“, ergänzt Pessnegger-Macher.

Wirkung völlig unterschätzt

Die Wirkung der Suchtmittel würden völlig unterschätzt: „Das reicht von der Überschätzung über die Müdigkeit bis zu Fahrfehlern und Unfällen.“ Im Vorjahr verursachte ein 28-jähriger Mann nach Angaben der Polizei einen schweren Verkehrsunfall und kam dabei selbst ums Leben - mehr dazu in Drogen am Steuer: Ein Toter, vier Verletzte (noe.ORF.at; 16.7.2018).

Zahlen aus dem Innenministerium zeigen, dass Drogenlenker jedes Jahr knapp 20 Verkehrsunfälle mit Personenschaden verursachen. „Nur in Niederösterreich“, konkretisiert Otmar Bruckner von der Abteilung für Strategische Unfallanalyse. „Bei diesen Unfällen stand zumindest ein Beteiligter unter dem Einfluss von Drogen. In den vergangenen sechs Jahren waren das in Niederösterreich 110 derartige Unfälle“, so der Fachreferent.

Mehrere tausend Euro Geldstrafe

Die meisten Drogenlenker konnte die Polizei aber aus dem Verkehr ziehen, bevor es zu einem Unfall kam. 599 Anzeigen waren es im vergangenen Jahr. Wer erwischt wird, muss mit der Abnahme des Führerscheins, einer Nachschulung, einer verkehrspsychologischen Untersuchung und einer Geldstrafe bis zu 3.700 Euro rechnen. Wird der Drogentest verweigert, sind es bis zu 5.900 Euro.

Gernot Rohrhofer, noe.ORF.at