Kika/Leiner: „In drei Jahren schwarze Zahlen“

Nach dem turbulenten Vorjahr hat die kika/Leiner-Gruppe mit Sitz in St. Pölten nicht nur einen neuen Eigentümer, sondern auch einen neuen Geschäftsführer. Reinhold Gütebier sieht den Konzern „in drei Jahren in den schwarzen Zahlen.“

Nach turbulenten Monaten im Zuge des Bilanzskandals beim Ex-Mutterkonzern Steinhoff und dem Notverkauf an die Signa Holding des Tiroler Investors Rene Benko im Juni des Vorjahres hatte der neue Eigentümer einen harten Sparkurs eingeschlagen, um das Unternehmen wieder in die schwarzen Zahlen zu führen. Als Geschäftsführer lenkt der Deutsche Reinhold Gütebier die Geschicke des Möbelriesen. Er spricht im Interview mit noe.ORF.at von Aufholbedarf und über das Ziel, „das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen“.

Reinhold Gütebier Geschäftsführer Kika Leiner

ORF

Reinhold Gütebier

noe.orf.at: Herr Gütebier, Sie waren auf Tour durch alle Standorte der kika/Leiner-Gruppe. Was waren Ihre Eindrücke, wo ist anzusetzen?

Reinhold Gütebier: Wir haben eine Tour mit einem Kompetenzteam gebildet, um uns mit internen und externen Fachleuten alle Häuser anzusehen - unter anderem im Ladenbau und wie die Ware inszeniert ist. Das war schon ein bisschen – nun, ich sage einmal manchmal erschreckend. Wir haben sowohl bei Leiner als auch bei kika einen nicht unerheblichen Bedarf feststellen müssen, wo nachgearbeitet werden muss, wo in den nächsten Jahren die Möbelhäuser auf ein Präsentationsniveau des Jahres 2020/21 gebracht werden müssen.

noe.orf.at: Welche Perspektiven sehen Sie?

Gütebier: Ich bin äußerst optimistisch und überzeugt, dass es uns gelingen wird, in drei Jahren die Sanierung so hinzubekommen, dass wieder Gewinne erwirtschaftet werden. Vieles können wir direkt und schnellstmöglich tun, indem wir Sachen, die man mit „Möbelverstand“ angehen kann, auch so schnell wie möglich umsetzt. Andere Dinge dauern etwas länger. Wenn es um die Investitionen geht, dann werden ja Gespräche nötig sein mit der Signa (der Eigentümergruppe; Anm.), in welchem Umfang welches Haus wann aufgepäppelt wird. Aber wir haben natürlich auch die Möglichkeit, mit unseren Mitarbeitern in den Häusern die Wareninszenierung zu verbessern und Hand anzulegen, ohne auf jemanden warten zu müssen. Damit haben wir schon begonnen. Ich bin sehr angetan, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schon geleistet haben.

noe.orf.at: Sie haben die Mitarbeiter angesprochen. Hier gibt es divergierende Zahlen. Einerseits sind um die 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gekündigt worden, andererseits sollen 50 neu angestellt werden, vor allem in der Küchenplanung.

Gütebier: Ursprünglich war davon auszugehen, dass zirka 1.100 Mitarbeiter ihren Platz verlieren werden, geworden sind es schließlich 712. Wir haben auch festgestellt, dass es hie und da übertrieben worden ist. Küche zum Beispiel ist ein äußerst beratungsintensives Möbel und da haben wir gesagt, das geht nicht so, wir brauchen 50 zusätzliche Küchenfachberater. Das konnten wir gewährleisten, indem wir mit Mitarbeitern gesprochen haben, die das Unternehmen ansonsten verlassen hätten, die sich aber entschieden haben, zu bleiben. Andererseits haben wir Mitarbeiter für die Küche neu eingestellt. Wer branchenfremd beim Thema Küche einsteigt, braucht ein Jahr, um sich entfalten zu können, das ist ein langwieriger Einarbeitungs-Prozess.

noe.orf.at: Konkret – wieviele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden neu angestellt?

Gütebier: Bis Ende März kommen umgerechnet 68 Vollzeitkräfte, das sind mehr Mitarbeiter, weil auch Teilzeitkräfte darunter sind. Wir denken auch darüber nach, in den beratungsintensiven Abteilungen noch zusätzlich bis zu 20 Vollzeitkräfte anzustellen. Außerdem werden 140 Lehrlinge aufgenommen. Denn es ist enorm schwierig, im Handel qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Deswegen versuchen wir sie selbst auszubilden. Diese Leute haben einen hohen Grad an Identifikation mit der Firma und das habe ich schon festgestellt, dass das bei kika/Leiner in herausragendem Maß der Fall ist – die Identifikation der Mitarbeiter mit ihrem Unternehmen.

noe.orf.at: Wie fällt Ihre Bilanz nach vier Monaten als CEO des Unternehmens aus?

Gütebier: Ich war erschrocken, als ich gekommen bin. Aber ich glaube, dass mir meine 50-jährige Erfahrung in der Möbelbranche in erheblichem Umfang zugute kommt. Die Volksabstimmung findet an der Kasse statt, und wenn man feststellt, da ist in erheblichem Umfang was zu tun, dann hake ich ein. Da haben wir etwas getan. Wir haben schulungstechnisch etwas aufgebaut und das Marketing weiterentwickelt. Wir wollen weitergeben: Wir sind wieder da! Das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen, das ist jetzt unser Ziel. Wenn Vertrauen verloren geht, dann ist rechnerisch zu sagen, dass es die vierfache Zeit dauert, es zurückzugewinnen. Und daran arbeiten wir.

Das Gespräch mit Reinhold Gütebier führte Robert Salzer, noe.ORF.at

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