Bedarf an Pflegepersonal steigt massiv

Bis zum Jahr 2050 werden in Niederösterreich mehr als doppelt so viele über 80-Jährige leben wie heute. Das besagt eine Studie des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung. In der Folge wächst auch der Bedarf an Pflegepersonal.

Eine beim Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) in Auftrag gegebene Studie rechnet vor, dass sich die Zahl der Betreuungs- und Pflegemitarbeiterinnen und Pflegemitarbeiter bei mobilen Diensten in Niederösterreich von etwa 4.400 im Jahr 2016 auf mehr als 10.300 im Jahr 2050 erhöhen wird. Derzeit werden etwa 47.000 pflegebedürftige Menschen in Niederösterreich betreut. 2050 werden es laut Studie mehr als doppelt so viele sein, da die Pflegebedürftigkeit der Babyboomer-Generation bevorsteht.

Pflegekosten könnten sich vervierfachen

Mit der zunehmenden Anzahl an pflegebedürftigen Menschen, die tendenziell auch ein immer höheres Lebensalter erreichen, würden sich die Pflegekosten etwa vervierfachen, sagte Studienautorin Ulrike Famira-Mühlberger. Die vom WIFO angenommenen Pflegekosten in Niederösterreich steigen von etwa 310 Millionen Euro im Jahr 2020 auf fast 1,2 Milliarden Euro im Jahr 2050.

Der Ausbau mobiler Dienste könne laut Empfehlung des WIFO die Kostensteigerung dämpfen. Grundsätzlich sei jedoch mit einer allgemein erhöhten Nachfrage in allen Pflegebereichen zu rechnen, sagte Famira-Mühlberger. „Je mehr Personen man aber durch die mobilen Dienste betreuen kann und je stärker man es dadurch verhindern oder verzögern kann, dass Personen ins Pflegeheim kommen, desto kostengünstiger wird die Entwicklung ausfallen“, so die Studienautorin. Das WIFO rechnet vor, dass die Nettoausgaben 2050 um etwa 123 Millionen Euro niedriger sein könnten, wenn der Anteil der durch mobile Dienste betreuten Personen um zehn Prozent steigt.

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APA/dpa/Angelika Warmuth

Mobile Pflegedienste sind für die öffentliche Hand deutlich günstiger als stationäre Pflegeangebote

Hilfswerk fordert mehr Geld für mobile Pflege

In Auftrag gegeben wurde die Studie vom Hilfswerk Niederösterreich, dem größten Anbieter mobiler Pflege in Niederösterreich. Präsidentin Michaela Hinterholzer fordert mehr finanzielle Mittel für den wachsenden Pflegebereich, speziell aber für die mobilen Pflegedienste. „Das ist einerseits wichtig, weil hier stärkere Investitionen die wirtschaftlichste Form der Pflege sind. Andererseits können wir damit auch dem Wunsch der Menschen entsprechen, die mehrheitlich zu Hause betreut werden wollen“, so Hinterholzer.

Mehr als acht von zehn Pflegebedürftigen leben in Niederösterreich in den eigenen vier Wänden. Die überwiegende Mehrheit wird nach wie vor von Familienmitgliedern gepflegt, etwa 30 Prozent von ihnen nehmen mobile Pflege in Anspruch. Beim Hilfswerk Niederösterreich kämpft man heute schon mit Personalnot. Die Gründe dafür seien laut Gabriela Goll, Pflegedirektorin beim Hilfswerk Niederösterreich, geburtenschwache Jahrgänge. Zudem stehe eine Welle von Pensionierungen an.

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