Neues Institut mit blinden Masseuren
Eine blaue Massageliege in der Mitte des Raumes, ein weißes Papiertuch darauf, Massageöl und entspannte Gesichter: Das Massagestudio „Blinde Hände“ scheint sich auf den ersten Blick nicht sonderlich von anderen Massagestudios zu unterscheiden. Allerdings besteht doch ein ganz wesentlicher Unterschied: Die Masseurinnen und Masseure sind nämlich entweder vollständig blind oder stark sehbeeinträchtigt. Das bedeutet, dass manchmal nur eine Rest-Sehleistung von zehn oder 15 Prozent vorhanden ist.
Bei der Arbeit beeinträchtigt die Behinderung die Menschen nicht, erklärt der Teamleiter des Massage-Fachinstituts, Matthias Kutzelnigg. „In den Arbeitsräumlichkeiten ist die Orientierung sehr gut. Es ist wie bei allen anderen Menschen auch so, dass man sich am Arbeitsplatz sehr gut zurechtfindet“, so Kutzelnigg.

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Masseurin Milena ist zu 90 Prozent sehbeeinträchtigt
Gerade durch die Sehbehinderung soll es den Menschen möglich sein, einen besonders ausgeprägten Tastsinn zu entwickeln. „Den Masseuren wird ein spezielles Einfühlungsvermögen nachgesagt“, meint Kutzelnigg. „Es ist aber nicht so, dass man durch den Verlust der Sehkraft automatisch Tastsinn dazu gewinnt. Das ist hart erarbeitet, aber wenn das einmal geschafft ist, spürt man beim Massieren, dass man die Problemstellen schneller findet und man sich besser einfühlen kann.“
Massage-Angebot wird ausgeweitet
In Wien gibt es das Massage-Fachinstitut „Beste Hände“ des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Wien, Niederösterreich und Burgenland bereits seit 25 Jahren. Gegründet wurde es damals von einem blinden Masseur. Jetzt will man das Angebot auf die Bundesländer ausweiten, den Beginn macht Niederösterreich. Das Studio in St. Pölten ist ein Pilotprojekt und wird zunächst nur ein Mal wöchentlich am Mittwoch öffnen und mit einer Masseurin ausgestattet. Bei Bedarf wird das Angebot ausgeweitet, heißt es vom Blindenverband.

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Blinde und Sehbehinderte sollen einen besonders ausgeprägten Tastsinn entwickeln können
Oberstes Ziel war und ist es nach wie vor, blinden und sehbehinderten Menschen einen Arbeitsplatz zu bieten. Passend dazu wurde neben dem Massagestudio auch eine Beratungsstelle in St. Pölten eingerichtet. „Wir unterstützen blinde und sehbehinderte Menschen bei der Arbeitssuche und bei der Arbeitsintegration“, so Beraterin Tatania Fischer. „Wir unterstützen bei allen notwendigen Schritten und wir unterstützen auch Firmen, die eine blinde oder sehbehinderte Person aufnehmen.“ So will man es schaffen Blinde und Sehbeeinträchtigte am Arbeitsmarkt zu integrieren.