Vergiftete Vögel: Externe Jagdaufsicht gefordert

Die Serie an toten Greifvögeln im Bezirk Gänserndorf reißt nicht ab. Am Mittwoch wurde bekannt, dass im Raum Zistersdorf neuerlich mehrere Tiere vergiftet wurden. Umweltanwalt Thomas Hansmann fordert nun eine externe Jagdaufsicht.

Unter den Tierkadavern befinden sich mehrere Mäusebussarde, Rotmilane, ein Seeadler und auch einige Säugetiere wie Füchse und Marder. Das erste verendete Tier sei Mitte Februar bei Groß-Inzersdorf gefunden worden, sagte Matthias Schmidt, Sprecher von BirdLife. Die toten Tiere sollen „nahezu über das gesamte Gemeindegebiet“ verteilt gewesen sein. „Die Vergiftungen dürften sich über Wochen oder Monate hinweg erstreckt haben" - mehr dazu in Mehr als 40 Greifvögel vergiftet (noe.ORF.at; 13.3.2019).

Toter Rotmilan

Matthias Schmidt

Mitte Februar wurde im Raum Zistersdorf ein vergifteter Rotmilan gefunden

Nun wurde in Fuchsenbigl ein Bussard gefunden, der laut einer Untersuchung geschossen wurde. Die Fälle wurden alle angezeigt. Doch genauso wie bei den Fällen in den vergangenen Jahren verliefen die Ermittlungen nach dem Täter bzw. den Tätern bisher immer negativ. Umweltanwalt Hansmann ortet ein Versagen der örtlichen Jagdaufsicht. Denn diese sei verpflichtet, in ihrem Jagdgebiet für Ordnung zu sorgen. „Das heißt auch, dass keine Fallen oder Giftköder aufgestellt oder verteilt werden", so der Umweltanwalt.

Behörde: „Jagdaufseher sind sensibilisiert“

Bisher habe es zwar mehrere Gespräche mit Naturschutz- und Jagdbehörden sowie der zuständigen Bezirksbehörde gegeben, diese hätten sich aber als wirkungslos erwiesen. Nun sei „das Fass endgültig voll“, zeigte sich der Umweltanwalt verärgert. Er forderte, die Jagdaufsicht einer unabhängigen Person zu übertragen, die nicht aus der Umgebung stammt. „Egal aus welchen Reihen die Täter kommen, es wird Zeit, ihnen das Handwerk zu legen“, sagte Hansmann.

Bei der Bezirkshauptmannschaft Gänserndorf, die für die Jagdaufsicht zuständig ist, ist eine externe Aufsicht derzeit kein Thema. Bezirkshauptmann Martin Steinhauser verweist auf die laufenden Ermittlungen der Polizei, in die die Behörde „selbstverständlich intensiv eingebunden“ ist. Zudem seien die betroffenen Jagdaufseher nach mehreren gemeinsamen Gesprächen mittlerweile ausreichend sensibilisiert. „Sofern alle an einem Strang ziehen, können wir den Täter sicher rasch auszuforschen“, sagte Steinhauser.

Jägerschaft verurteilt Vorfälle

Falls es in absehbarer Zeit aber keinen Erfolg gibt, müsse man auch über strengere Maßnahmen wie eine externe Jagdaufsicht reden, stellte Steinhauser klar. Beim Landesjägerverband verurteilt man die Vorfälle. Ein Gifteinsatz gegen Wildtiere sei ein offener Rechtsbruch, betonte Sylvia Scherhaufer, die Generalsekretärin des Landesjagdverbands. Eine externe Aufsicht lehnt sie jedoch ab, „weil dieses Gebiet so groß ist und man nie genau weiß, wann jemand wieder zuschlägt, also diese Überwachung stellen wir uns sehr schwierig vor“. Daran würde auch eine externe Aufsicht nichts ändern.

Stattdessen will Scherhaufer eine Taskforce einrichten, in der Jäger, Aufseher, Behörde und Polizei gemeinsam Lösungen erarbeiten. Umweltanwalt Hansmann unterstützt das, fordert aber dennoch eine externe Aufsicht: „So wie es jetzt ist, kann es nicht mehr weitergehen, dementsprechend müsste man es jetzt einmal ausprobieren.“ Auch über ein Aussetzen der Jagd müsse man nachdenken, „denn nur durch Gespräche werden sicher nicht weniger Greifvögel vergiftet“, ist der Umweltanwalt überzeugt.

Stefan Sailer, noe.ORF.at

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