Mariazellerbahn: Prozess nach Zugsunfall vertagt

Der Prozess nach dem Zugsunglück der Mariazellerbahn in Völlerndorf (Bezirk St. Pölten) ist am Mittwoch auf unbestimmte Zeit vertagt worden. Nun soll ein weiteres Gutachten eingeholt werden, das klärt, ob der Lokführer ohnmächtig war.

Der angeklagte Lokführer gab am Mittwoch im Prozess an, sich nicht mehr an den Zugunfall auf der Mariazellerbahn im Juni des Vorjahres erinnern zu können. „Auf einmal war ich weg. Als ich wieder langsam zu mir gekommen bin, war es schon zu spät. Da ist der Zug schon auf der Seite gelegen“, sagte der 26-Jährige vor Gericht. Was dazwischen passiert war, könne er nicht mehr sagen. Sein Verteidiger Michael Celar forderte einen Freispruch. Sein Mandant sei ein „überaus korrekter, genauer und penibler“ Mensch, sagte der Rechtsanwalt. Der 26-Jährige habe seit dem Jahr 2014 ungefähr 1.400 bis 1.500 Fahrten auf der Mariazellerbahn absolviert.

Laut dem Untersuchungsbericht soll der Lokführer deutlich zu schnell in eine Kurve eingefahren sein, daraufhin war eine Garnitur entgleist, die hinteren Wagen fuhren auf die vordere Garnitur auf. Vier Passagiere wurden schwer, 28 leicht verletzt. Der Schaden lag im zweistelligen Millionenbereich - mehr dazu in Entgleister Zug war zu schnell unterwegs (noe.ORF.at; 26.6.2018).

Angeklagter vor Gericht

ORF/Gernot Rohrhofer

Der Lokführer musste sich am Mittwoch vor Gericht verantworten

Am Mittwoch gab der Lokführer vor Gericht an, dass er nach dem Unfall versucht hatte aufzustehen, weil er sich schwach fühlte: „Ich habe Kräfte gesammelt, damit ich überhaupt einmal aufkomme.“ Dann habe er die Fahrdienstleitung angerufen. Für die von ihm geschilderte Bewusstseinstrübung hatte der 26-Jährige keine Erklärung. „Das habe ich bis jetzt nicht herausgefunden, ich habe schon unzählige Untersuchungen gemacht. Es war einfach aus.“

Erkrankungen und Kreislaufkollaps ausgeschlossen

Er habe in diesen Tagen weder Medikamente zu sich genommen, noch vor der Fahrt Alkohol getrunken. Er hatte keine Probleme mit dem Kreislauf oder mit dem Blutdruck, sagte der Angeklagte. Ein neurologisch-psychiatrischer Sachverständiger schloss Erkrankungen und einen Kreislaufkollaps mit Gedächtnisverlust aus. Ein Zeuge sagte im Prozess: „Kurz vor der Kurve habe ich mir gedacht: Bist du fertig, der legt sich heute ziemlich in die Kurve.“

Lokführer reagierte innerhalb von 0,62 Sekunden

Richter Andreas Beneder hielt fest, dass der Angeklagte trotz angegebener Bewusstseinstrübung 0,62 Sekunden nach dem Signal durch das Horn reagiert habe, also „prompt“. „Keine Ahnung, wie das geht“, meinte der 26-Jährige dazu. Der Richter wollte wissen, wie es dem Angeklagten heute gehe. „Mich macht das schon fertig“, sagte der Beschuldigte. Er mache sich Gedanken, „warum das genau mir passieren muss“. Als Triebwagenführer zu arbeiten, „das war schon immer mein Traum“. Auf die Frage, wie er sich die Zukunft vorstelle, meinte der 26-Jährige: „Keine Ahnung.“

Am Mittwochnachmittag wurde entschieden, dass der Prozess auf unbestimmte Zeit vertagt wird. Laut dem Richter soll nun noch ein internistisches Gutachten eingeholt werden. Ein Sachverständiger soll dabei abklären, ob der Triebwagenführer vor dem Unfall eine Synkope, also eine rasch einsetzende Ohnmacht, erlitten haben kann.

Links: