Stockerau: Historischer Wechsel im Rathaus

In Stockerau (Bezirk Korneuburg), Wolkersdorf und Pillichsdorf (beide Bezirk Mistelbach) wurden am Sonntag neue Gemeinderäte gewählt. In Stockerau brachte die Wahl einen historischen Wechsel: Die ÖVP überholte die SPÖ.

In Stockerau, der größten Stadt des Weinviertels, wollte die SPÖ nach einer Rücktrittswelle den ersten Platz verteidigen, die ÖVP rechnete sich Chancen auf das Bürgermeisteramt aus. Kurz vor 18.30 Uhr lag das vorläufige Endergebnis der Gemeinderatswahl in Stockerau vor.

Die ÖVP wurde - erstmals seit 1945 - stimmenstärkste Partei mit 45,44 Prozent der abgegebene Stimmen, die SPÖ erreichte 29,29 Prozent, die Grünen überholten die FPÖ und kamen auf 13,56 Prozent, die Freiheitlichen erhielten 7,64 Prozent. In Mandaten bedeutet dies: ÖVP 18 von 37 Mandaten, SPÖ elf (minus sechs), Grüne sechs Sitze (plus zwei), FPÖ drei Mandate (statt bisher vier). NEOS, das bisher ein Mandant hielt, wird - ebenso wie die Bürgerliste „WIR!“ - künftig nicht im Gemeinderat vertreten sein.

24.03.19 Politik Gemeinderatswahl Stockerau Ergebnis Rathaus

ORF

ÖVP: „Das ist ein politischer Erdrutsch“

Andrea Völkl, die Spitzenkandidatin der ÖVP, sagte gegenüber noe.ORF.at, dass dieses Wahlergebnis ein politischer Erdrutsch sei. Persönlich sei sie von Dankbarkeit erfüllt und überglücklich, weil so viele Menschen ihr und der ÖVP das Vertrauen ausgesprochen hätten. Möchte sie Bürgermeisterin von Stockerau werden? „Ja, ich werde den Anspruch auf das Bürgermeisteramt erheben!“

SPÖ: „Eine schmerzliche Niederlage“

Othmar Holzer, der Spitzenkandidat der SPÖ, sagte, dass es sich um eine schmerzliche Niederlage für die SPÖ handle. Auf die Frage nach einem Rücktritt antwortete Holzer: „Ich ziehe keinen Rücktritt in Betracht, alle Entscheidungen werden morgen in den Parteigremien getroffen. Die Schuld für die Niederlage liegt bei meinem Vorgänger, er hat der SPÖ sicher geschadet.“

Dietmar Pfeiler von den Grünen: „Stockerau hat heute die Erneuerung und die Hoffnung gewählt.“ Man werde in Gesprächen versuchen, dieses Wahlergebnis in eine Beteiligung in der Stadtregierung überzuführen.

FPÖ-Spitzenkandidat Herbert Pohl sagte zum Wahlergebnis, die FPÖ sei angetreten, um Stockerau lebenswerter zu machen, genau das wolle man jetzt umsetzen.

Mikl-Leitner: „Überzeugungsarbeit wurde geleistet“

"Ich gratuliere im Besonderen den Volksparteien, die in allen Gemeinden zur stärksten Kraft gewählt wurden und denen damit das Vertrauen ausgesprochen wurde. Vor allem freue ich mich über das Ergebnis in Stockerau, wo wir als Volkspartei erstmals an die Spitze gewählt wurden. Andrea Völkl und ihr Team haben großartig und beherzt Überzeugungsarbeit geleistet“, so Landeshauptfrau und ÖVP-Landesparteiobfrau Johanna Mikl-Leitner.

Kocevar: „Es war ein ambitioniertes Programm“

„Leider ist es uns nicht ausreichend gelungen, die WählerInnen von unserem ambitionierten Programm und der neuen Mannschaft zu überzeugen bzw. unsere WählerInnen in der kurzen Zeit, die für den Wahlkampf zur Verfügung stand, zur Wahlurne zu bringen“, so SPÖ-Landesgeschäftsführer Wolfgang Kocevar.

Sechs Listen kämpften um Mandate

In Stockerau kandidierten sechs Listen - SPÖ, ÖVP, FPÖ, Grüne, NEOS und die Bürgerliste „WIR!“. Bei der Wahl 2015 hatte die SPÖ, die seit Jahrzehnten Nummer eins in der Stadtgemeinde ist, 17 der 37 Mandate erreicht. Die ÖVP kam auf zwölf Sitze, die FPÖ auf vier, die Grünen auf drei und die NEOS auf einen Sitz. Der Urnengang in der Stadt war nötig geworden, weil nach Streitigkeiten weniger als zwei Drittel der Mandate besetzt waren.

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