Römische Grabsteine in St. Pölten gefunden

Bei archäologischen Untersuchungen sind in St. Pölten erstmals zwei römische Grabsteine entdeckt worden. Die Inschriften werden derzeit von der Universität Wien gesichtet und epigrafischen Studien unterzogen.

Die beiden knapp 500 Kilo schweren Fragmente wurden auf dem Gelände des Karmeliterhofes im Stadtzentrum St. Pöltens gefunden, teilte das Rathaus am Mittwoch mit. Auf dem Areal, auf dem sich der Fund ereignete, laufen seit August 2017 Grabungen für den Baustart eines Wohnprojekts.

Zwei knapp 500 Kilo schwere römische Grabsteine wurden auf dem Gelände des Karmeliterhofes im Stadtzentrum gefunden

APA/MAG. JOACHIM THALER BA

Die beiden knapp 500 Kilo schweren Fragmente wurden freigelegt

Die zwei Steine gehörten nach derzeitigem Kenntnisstand zu zwei verschiedenen Grabmonumenten. „Besonders prächtig sind die Reliefs auf dem Grabstein des VINDILLIVS. Über dem Textfeld, welches von zwei spiralförmig kannelierten Säulen gerahmt wird, sind zwei Vögel dargestellt, die eine Girlande tragen“, hieß es in einer Aussendung des Rathauses. Das zweite Bruchstück bildete den unteren Teil eines weiteren Grabdenkmals, wobei auch in diesem Fall die dreizeilige Inschrift von Säulen gerahmt wird.

Personen der provinzialrömischen Bevölkerung

Die Inschriften werden derzeit von der Universität Wien gesichtet und epigraphischen Studien unterzogen. Erste Ergebnisse zeigen, dass die genannten Personen zur provinzialrömischen Bevölkerung gehörten und nicht im Besitz des römischen Bürgerrechts waren. Allerdings sollen sie über ausreichend finanzielle Mittel verfügt haben, sich qualitativ hochwertige Grabsteine leisten zu können.

Zwei knapp 500 Kilo schwere römische Grabsteine wurden auf dem Gelände des Karmeliterhofes im Stadtzentrum gefunden

APA/MAG. JOACHIM THALER BA

Die Inschriften werden von der Uni Wien untersucht

Verteidigungsgraben aus dem vierten Jahrhundert

Die Grabsteine lagen in der Verfüllung eines fünf bis sechs Meter breiten und knapp zwei Meter tiefen Grabens, wurde mitgeteilt. Der im Zuge der Untersuchungen erstmals nachgewiesene Graben diente nach derzeitigem Kenntnisstand als Verteidigungsgraben für die römische Siedlung Municipium Aelium Cetium. Diese sei vermutlich im vierten Jahrhundert angelegt worden als im Zentrum mehrere neue Bauten entstanden sind und die Stadt einen Aufschwung erlebt hat.

Der Graben soll im Laufe des fünften Jahrhunderts seine Funktion verloren haben. Bei der Verfüllung kamen auch die Grabsteinfragmente hinein. „Ihr ursprünglicher Aufstellungsort gibt Anlass für Spekulationen, da die bekannten römischen Gräberfelder in einer Entfernung von gut 200 Meter zum Fundort lagen und ein Transport der Stücke aufgrund des Gewichtes einen recht hohen Aufwand bedeutet hätte“, hieß es in der Aussendung.

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