Seefeld-Kadolz und der „Polt-Faktor“

Die Gemeinde Seefeld-Kadolz (Bezirk Hollabrunn) war Schauplatz der Simon Polt Krimis, die nach der Romanvorlage von Alfred Komarek verfilmt wurden. Seither erlebt die Gemeinde einen touristischen Aufschwung.

Sieben Bücher widmete Autor Alfred Komarek seinem melancholischen, grüblerischen Gendarmen Simon Polt. Sechs Romane wurden mit Erwin Steinhauer in der Titelrolle zwischen den Jahren 2000 und 2018 vom ORF verfilmt. Die Kriminalgeschichten spielen im fiktiven Wiesbachtal. Gedreht wurde in der Gegend rund um Seefeld-Kadolz. Davon profitiert der Tourismus bis heute nachhaltig.

Polt in Seefeld Kadolz

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In der Weinviertler Gemeinde freut man sich über den Tourismusboom

Käswurstsemmel mit Fächergurkerl und Polt-Frisur

Das merkt man etwa im JUFA-Hotel, erzählt Hoteldirektor Andreas Gindl-Neubauer. „Wir sind sehr glücklich darüber, dass die Polt-Filme bei uns im Pulkautal gedreht worden sind. Wir merken das an den Nächtigungszahlen. Außerdem verkaufen wir im Jahr zwischen 300 und 400 Polt-Packages. Solche Packages beinhalten Radtouren, eine Polt-Führung durch die Kellergasse und ein Abendmenü, das mit Polts Lieblingsjause, einer Käsewurstsemmel mit Fächergurkerl, beginnt“.

Die Polt-Kellergassen Führungen bietet etwa Herbert Krautwurm an. Er spielte bei den Polt-Verfilmungen Erwin Steinhauers Double. Die Drehorte kann man auch heute besichtigen. An den Schauplätzen wurden Schilder aufgehängt, auf denen Details zu den Dreharbeiten nachzulesen sind. So befindet sich etwa dort, wo im Film die Gendarmerie zu sehen war, in Wirklichkeit ein Friseurgeschäft. Und dort wird sogar ein Polt-Haarschnitt angeboten.

Polt in Seefeld Kadolz

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Das Polt-Double ist stilgerecht unterwegs

Alfred Komarek kam erstmals vor 40 Jahren mit dem Weinviertel in Berührung. Die Gegend am Rande des Eisernen Vorhangs war damals geprägt von Abwanderung. Komarek, der aus dem Ausseerland stammt, suchte gezielt nach einem Fluchtort abseits des Tourismus. Dass der Fremdenverkehr hier nun Einzug gehalten hat, verdankt die Region nun unter anderem ausgerechnet Komareks Romanfigur. Für den Autor ist es dennoch kein Widerspruch. „Der Tourismus kommt ja nicht als Dampfwalze daher“.

„Es sind ja Gäste, die die Gegend mögen, die sich wirklich dafür interessieren und auch wiederkommen. Was ich für gefährlich halten würde, wäre ein ganz geschwinder Autobustourismus, der kommt, stehen bleibt, säuft und wieder weiterfährt. Wenn Gäste herkommen, die das Land mögen und die sich bemühen die Menschen zu verstehen und die diese eigenartige Melodie dieses Landstriches auch hören und wahrnehmen, dann ist mir Tourismus nur recht“, so Komarek.

Polt in Seefeld Kadolz

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Weinkeller spielen in den Polt-Romanen eine besondere Rolle

Polt soll auch in Zukunft Touristen anlocken

Alfred Komarek verfasste 2015 den letzten Polt-Krimi. Einen weiteren Roman über den sympathischen Gendarmen mit ausgeprägtem Gerechtigkeitssinn wird es nicht geben, sagt der Autor. Seefeld-Kadolz will das touristische Potenzial trotzdem weiterentwickeln, verspricht der Bürgermeister von Seefeld-Kadolz, Georg Jungmayer (SPÖ).

„Wir wollen natürlich die Polt-Figur und den Polt-Roman dazu nützen, um unsere Bekanntschaft auszubauen. Wir schaffen in jedem Keller noch mehr Wohlfühlplätze, etwa eine Radlerrast. Wir wollen dem Radfahrer, der ja von vielen überlaufenen Regionen kommt, hier ein Platzerl bieten, wo er sich wohlfühlen kann“, so der Bürgermeister. Nächster Fixpunkt für Radfahrer und Simon Polt-Fans ist der traditionelle Simon Polt-Radwandertag, der am 11. Mai 2019 stattfindet.

Doris Henninger, noe.ORF.at

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